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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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steckte sie eine juwelenbesetzte Straußenfeder in ihr hochgekämmtes Haar. Ma Saw hätte eine andere Frisur empfohlen, aber Bettenheim würde sie gar nicht bemerken. Sollte seine Konversation nicht auf ihr Dekollete gerichtet sein, wäre sie überrascht. Sie schaute durch den Fächer. Vergiß das Kleid und versuche auszusehen, wie... sie suchte nach einem Wort. Wie eine Wasserlilie. Nein, sie würde nicht einmal schauspielern müssen. Sie nahm eine Damentasche, um Beweismaterial hineinzustecken, falls sie an Bettenheims Schreibtisch gelangte. In dieses Kleid konnte sie keine Papiere stopfen!
    Während sie noch überlegte, ob sie die Schuhe ausziehen sollte, hörte sie gedämpftes Pfeifen vorm Fenster. Masjid stand unter der Veranda. Er deutete auf einen Dachbalken, von dem ein Seil mit etwas Kinderschaukelähnlichem herabhing. Als er gestikulierte, begriff sie, daß Herriott las und Ma
    Saw in der Küche arbeitete. Ungesehen konnte sie nicht an ihnen vorbeikommen. Augenblicke später stürzte sie nach unten.
    Masjid half ihr verlegen von der Schaukel und murmelte taktvoll eine Entschuldigung, weil er vergessen hatte, daß amerikanische Damen schwerer als Inderinnen waren. Als sie sich vom Haus fortschlichen, war er noch aufgeregter, weil sie es ablehnte, sich zu Bettenheim begleiten zu lassen.
    »Masjid, da Mr. Bettenheim heute keine europäischen Freunde zu Besuch hat, können seine Diener mich vor Gericht beschreiben, wenn das hier schiefgeht. Das bedeutet Zeugenbeeinflussung. Können sie dich auch identifizieren, wird die Sache noch schlimmer. Ich habe amerikanische Staatsbürgerschaft, meine Weiblichkeit und Mr. Bettenheims Ruf von Geilheit als Schutz. Du aber bist ein treuer Muslim. Wirst du in den Zeugenstand gerufen, kannst du nicht lügen. Du müßtest wider deine Religion handeln.«
    »Missy, Feringhi zu belügen, zählt nicht, und Bettenheim ist ein zu allem entschlossener Mann.«
    »Falls du fürchtest, ich könnte vergewaltigt werden, ich bin vergewaltigt worden, und schlimmer kann es kaum kommen.« Als er schockiert schaute, klopfte sie ihm auf die Schulter. »Wenn Bettenheim mich tötet, hat er sicher mit Garotte zu tun, und das kannst du der Sikh-Polizei erzählen, wenn du ihr sagst, wo meine Überreste zu finden sind.«
    Widerwillig stimmte er zu. »Die Kutsche steht hinten. Können Sie sie fahren?«
    »Natürlich«, behauptete sie.
    Mit zweifelndem Knurren führte er sie zur Kutsche, half ihr hinauf und schloß die Vorhänge. Er reichte ihr eine handgezeichnete Karte. »Bettenheims Plantage liegt nördlich der Stadt. Fahren Sie über die Prome Road stadtauswärts.« Er schob ihr einen Derringer in die Hand. »Falls Sie die Waffe brauchen, benutzten Sie sie schnell. Die Tasche wird helfen, das Geräusch zu dämpfen.« Er reichte ihr Reservepatronen. »Die Reichweite ist sehr kurz - nur ein paar Meter -, und er hat einen Stecher, also seien Sie vorsichtig.«
    Sie steckte die Pistole und Patronen in ihre Handtasche. »Danke, Masjid. Du warst ein guter Freund.«
    »Das werden Sie nach dieser Nacht nicht sagen.« Er reichte ihr den Zügel. »Inshallah.«
    Als die Kutsche sich mit einem Ruck in Bewegung setzte, seufzte er, sagte aber nichts.
    Die Fahrt zu Bettenheims Plantage war lang, und schon bald spürte Lysistrata ihre Handgelenke und Arme.
    Sie überlegte, ob Bettenheim je einer von Evelyn Chiltons lustvollen Geliebten gewesen sein mochte. Sie bezweifelte, daß Ram der erste ehebrecherische Bettgefährte der Brünetten gewesen war. Evelyn war dazu imstande, sich ihres Witwenkleides zu entledigen und sich in die Arme eines Liebhabers zu begeben, bevor die letzte Schaufel Erde auf das Grab des armen, dummen Nigel gefallen war. Während die Kutsche über die staubige Straße holperte, überlegte sie, ob Nigel bei der Ermittlung der Morde auf etwas gestoßen war. Selbst wenn es so gewesen wäre, hätte er nichts bemerkt. Aber was, wenn Evelyn etwas bemerkt hätte? Was, wenn Bettenheim ihr Geliebter war und sie es ihm erzählt hatte? Was, wenn Anne O'Shaunessy, das Dienstmädchen, etwas gehört hatte? Das würde den Mordversuch an Anne erklären. Es erklärte nicht, warum Evelyn Sir Anthony überzeugen sollte, die Beweise noch einmal zu überprüfen, die sich nachteilig für sie und Bettenheim auswirken könnten. Es sei denn... Es sei denn, Evelyn wollte, daß Bettenheim Schwierigkeiten bekam. Aber warum behauptete Bettenheim andererseits, er wisse nichts von Garotte? Puzzlestücke gingen ihr durch den

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