Rangun
Lysistrata ihre erste Tennisstunde von sechs wetteifernden Lehrern, wobei sie mehr summende Insekten als Bälle traf. Als eine Regimentskapelle im Clubhaus eine kriegerische Polka anstimmte, bestanden Lysistratas Lehrer fröhlich darauf, daß sie einen >Tennisplatzeid< zu leisten und jedem von ihnen einen Tanz zu gewähren habe.
Die Hälfte der Männer auf dem Ball waren Junggesellen, die dankbar für die Gesellschaft einer Europäerin waren. Sie brannten übereifrig darauf, einer hübschen vorgestellt zu werden. Obwohl Lysistrata sich fest an Harrys Arm klammerte, da sie an soviel Aufmerksamkeit nicht gewöhnt war, sah sic sich dieser großen Konkurrenz ausgesetzt, die mit ihr tanzen wollten. Während großäugige Echsen über die Wände huschten, lernte sie zu flirten. Ihre Unsicherheit wurde allgemein ignoriert. Man fand sie herrlich schüchtern und köstlich unschuldig. Die Männer umschwärmten sie wie die Motten das Licht und die Echsen die Motten. Im Tum-tum begleitete sie Harry ahnungsvoll heim.
Als er zwei Tage später vorbeischaute, um mit ihr Tee zu trinken und am Fytche Square einzukaufen, erzählte Sein ihm schelmisch, Missy sei mit einem Fischnetz losgegangen, um Chinlon zu spielen. Er fuhr zum Gymkhana Club, wo er Lysistrata in Gesellschaft eines Leutnants Smith-Deckers auf dem Tennisplatz fand. Wie er erwartet hatte, war sie es rasch leid geworden, gemessenen Schrittes über den Platz zu gehen und kraftlos nach dem Ball zu schlagen. Als Anfängerin verfehlte sie den Ball häufiger, aber nicht, weil sie sich nicht anstrengte. Rot und schwitzend hatte sie schließlich soviel Erfolg, daß der amüsierte Leutnant sich bei ihrem Schlag gelegentlich ducken mußte.
Als Harry auf sich aufmerksam machte, verzog sich ihr Mund zu einem enttäuschten O. Einen Strohhut aus dem Gesicht ziehend, rannte sie zu ihm und keuchte: »Harry, es tut mir leid! Ich war so ins Spiel vertieft, ich hab' vergessen, wie spät es ist... kennen Sie Leutnant Smith-Deckers?«
»Natürlich, vom Tanz von vorgestern.«
Die Leutnante musterten sich.
»Nett, Sie wiederzusehen, Armistead«, stellte Smith-Deckers ohne Begeisterung fest. »Ich nehme an, Sie sind heute nachmittag mit Miß Herriott verabredet. Verzeihen Sie die Verzögerung. War meine Schuld, glauben Sie mir.«
»Nicht doch.« Harry grinste boshaft. »Ich bin sicher, Lysistrata wird mir die Schuld geben.«
»Harry!« protestierte Lysistrata, nachdem sie den Leutnant allein gelassen hatte, der verstimmt Bälle gegen eine Wand schlug. »Wahrscheinlich denkt er, Sie werden mich beim Tee küssen!«
»Wollen Sie das nicht?« Harry heuchelte Enttäuschung.
Ihre Augen weiteten sich zur Erwiderung spöttelnd. Dann drückte sie seinen Arm. »Statt dessen werde ich Ihnen die Zukunft Vorhersagen. San-hla hat mich gelehrt, Teeblätter zu lesen.«
Er lachte, als er ihr in das Tum-tum half. »Von Ihnen hätte ich am wenigsten erwartet, daß Sie abergläubisch sind.«
»Das bin ich nicht. Ich mag Erklärungen für Dinge.« Sie band das Hutband wieder fest. »Andererseits werden Nomaden wie Papa und ich vielleicht abergläubisch. Vielleicht liegt es am Osten, wo man dem Dschungel nahe ist, wo Eden einst gewesen sein muß. Die Nähe zum Beginn des Lebens. Es ist leicht zu verstehen, warum die Einheimischen an Naturgeister glauben. Sie sind der Schöpfung so nahe wie Schmetterlinge.«
In der Sonne blinzelnd, lehnte er sich zurück. »Da wir von Schmetterlingen sprechen, Sie werden ein gesellschaftlicher wie es scheint.«
»Mißbilligen Sie das?«
»Gute Güte, ich bin nicht Ihre Gouvernante, obwohl ich zugeben muß, daß ich darauf brenne, Sie für mich zu haben.«
»Bin ich eine gute Gesellschaft, Harry?« fragte sie ernst.
»Die beste.«
Sie blickte kurz auf das glasige Laken des Sees mit dem zirpenden Schilf und den treibenden Booten. Dann küßte sie seine Wange. Bevor er reagieren konnte, sagte sie munter: »Wo trinken wir Tee?«
»Bei Stratton's.« Er grinste fröhlich, als er dem Pony die Zügel auf den Rücken schlug. »Die haben einen neuen Konditor, der Sie zum Tennisspielen zu fett machen wird.«
Stratton's befand sich neben dem Rasen des Fytche Square, unmittelbar bei der schönen Sulay Pagode. An den gelben Brokatwänden des Restaurants illuminierten Gaslaternen Aquarelle von Constable und Turner. Messinggeländer trennten die englischen Eichentische und Stühle voneinander, die mit zitronengelbem Brokat gepolstert waren.
Zur Teestunde war Stratton's gefüllt,
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