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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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Dienstmädchen sei, schenkten sie ihr keinen zweiten Blick. Sie lüftete ruhig ihren Strohhut und fächelte hinter ihnen den Straßenstaub fort.
    Sie wähnte sich verfrüht in Sicherheit. Einige Schritte weiter mußte sie einem Wasserschwall ausweichen, der sich aus einem Türeingang ergoß. Ein triefender Birmane schoß lachend und protestierend auf die Veranda, gefolgt von einer alten Frau, die ihn schadenfroh wieder begoß, als er die Leiter hinabrutschte. Lysistrata kicherte fröhlich und tanzte zwischen entsetzten Schweinen, die unter dem Haus der alten Frau quietschten.
    Darauf erpicht, den Ausgang des lustigen Streits zu sehen, rannte Lysistrata hinter den beiden her. Auf der Merchant Street trug die ganze Nachbarschaft eine Wasserschlacht aus. Erwachsene und Kinder begossen sich, rutschten aus und wälzten sich im Schmutz. Nicht einmal für Hunde gab es ein
    Entkommen. Fauchende Katzen hatten auf den Dächern Zuflucht gesucht. Schlammbespritzt und atemlos erreichte sie kurz darauf die Schwelle zu ihrer Küche. Kaum hatte sie ihren provisorischen Regenschirm gesenkt, wurde die Tür aufgerissen und Wasser in ihr Gesicht geschüttet. Ma Saw und San-hla kreischten vor Lachen, als sie herausplatzte: »Was ist denn los, um Himmels willen? Haben alle den Verstand verloren?«
    »Wenn die Regenzeit beginnt, haben wir Thingyan, unser Wasserfest, um das Neue Jahr zu feiern«, erklärte Ma Saw mit breitem Grienen. »Der Regen ist Buddhas Segen und verheißt Glück.«
    Eine weitere Kaskade ergoß sich über Lysistratas Kopf.
    »Buddhas Segen für Sie, Missy!« krähte San-hla.
    Lysistrata prügelte die Schuldigen mit ihrem demolierten Hut und schloß sie dann in ihre feuchten Arme. Sie war um die halbe Welt gereist, um solch herrliche Anerkennung zu finden. Zum Teufel mit Boston.
    Am nächsten Morgen brachte ein Chinese eine Nachricht. Die Rani würde am Freitag eine Tagesfahrt in den Golf von Martaban machen. Dr. Herriott und seine Tochter waren dazu eingeladen.
    Nach einer kurzen Begrüßung am Dock sprachen Harley und Lysistrata wenig miteinander, als die Rani auf den Rangun River auslief. Beiden war klar, daß der kurze Törn ein formelles Lebewohl war, ein schickliches Ende für einen unmöglichen Anfang. Die Monotonie des Flusses und das Dröhnen des Hilfsmotors der Rani war hypnotisiernd, und selbst Dr. Herriott saß stumm da, während er auf den vorbeigleitenden Dschungel schaute. Harley reichte den Herriotts Korkwesten, als der Hilfsmotor abgestellt und die Segel gesetzt wurden.
    Der Tag war prächtig, die Brise frisch und der Seegang mäßig. Doch auf einem Schiff wie der Rani schienen die letzteren beiden den Herriotts, die bis auf Zuschauen und ihre Reise nach Rangun kaum Segelerfahrung hatten, erheblich übertrieben. Der Bug senkte und hob sich durch die Wellenkronen, während die Rani scharf krängte und die Schanz fast überspült wurde. Lysistrata, die sich an das Kajütdach klammerte, hatte bald ihre romantischen Gefühle für die Rani verloren. Ihr Vater versuchte sich zunächst tapfer nützlich zu machen, bezog dann aber eine ähnliche Position wie seine Tochter. Sie waren nichts weiter als Ballast. Harleys Mannschaft war so an sein Kommando gewöhnt, daß ein Geist das Schiff zu steuern schien. Schließlich hatte sie kein Gefühl mehr in den Händen, nur noch im Magen. Kläglich bedauerte sie ihr Verhalten gegenüber Adams bei der Regatta.
    »Miß Herriott.« Eine feste Hand ergriff ihren Arm. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«
    Sie nickte jämmerlich.
    Dr. Herriotts kranke Stimme war über einen Gischtschwall zu hören. »Sie sieht schrecklich aus. Vielleicht sollte sie unter Deck gehen...«
    »Hier geht's ihr besser«, erwiderte Harley. »Die Bewegung wird stärker empfunden, wenn man den Horizont nicht sieht.«
    Minuten später hielt Harley ihren Kopf über die Reling. Sie war noch nie so glücklich gewesen, Schmutz zu sehen, als an Backbord Land in Sicht kam.
    Doch als das Beiboot zu Wasser gelassen wurde, weigerte sich Dr. Herriott, sie und Harley an die Küste zu begleiten. »Wenn Sie glauben, ich würde in diese hüpfende Eierschale steigen, Sir, irren Sie sich. Was auch komme, ich gehe nach unten und trinke Whiskey.«
    »Dann bleibe ich bei dir, Papa«, sagte Lysistrata sofort.
    »Sei nicht albern. Du brauchst einen Spaziergang auf festem Boden und eine Anstandsdame ist nicht erforderlich.« Er begab sich zur Kajüte. »Also los. Ich muß aus dieser schrecklichen Sonne.«
    Seine Treulosigkeit

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