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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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andere Boote an ihm vorbei. Die Rani kam als vierte herein. Als er düster über das Heck blickte, sah er mit grimmiger Genugtuung, daß die Protestflagge auf dem Komiteeboot als Antwort auf seine eigene wehte.
    Zwei Stunden später kochte Harley innerlich im Jachtclub, als der Rennleiter das Urteil bestätigte. »Tut mir leid, alter
    Junge, aber die neuen Regeln sagen klar, daß das luvwärtige Boot Vorfahrt hat.« Der Steward wollte hinzufügen, daß es ziemlich jämmerlich von Bettenheim sei, sich auf diese Regel zu berufen, da er schon eindeutig geschlagen war, aber Rassendünkel und Respekt vor den Regeln ließen ihn schweigen.
    Lysistrata vernahm das Rennergebnis mit einem seltsamen Gefühl der Niederlage. Sie hatte eine Wette gesetzt, die sie nicht verlieren konnte, und hatte doch verloren... etwas, das sie nicht benennen konnte. Eine offene Konfrontation mit Harley vielleicht. Oder vielleicht eine kindliche Illusion von perfekter Glückseligkeit, die die Rani vermittelte.
    Ihren untersetzten Gatten im Schlepptau traf Evelyn Chilton in dieser Nacht zum Regatta Ball im Edward Hotel prächtig gekleidet ein, um den Kampf gegen die Gerüchte über eine Thronbewerberin aufzunehmen. In scharlachroten Satin gekleidet und ein Vermögen an Rubinen, Smaragden und Diamanten tragend, hatte sie das Ganze mit einer Diamanten und Perlen besetzten Krone auf ihrem pechschwarzen Haar gekrönt.
    »Evie«, kicherte Lady Mary, als Evelyn an ihren Stuhl trat, »Sie rasseln mit den Säbeln. Wer ist die Unglückliche?«
    »Ist das wichtig? Nach dem heutigen Abend wird sich niemand mehr ihrer erinnern.« Evelyns Amethystaugen waren giftig auf den von Marmorsäulen gerahmten Eingang des Ballsaales gerichtet.
    »Armer kleiner Vogel«, murmelte Lady Mary. »Frisch aus dem Käfig ins Maul einer überfütterten Hauskatze.«
    Evelyns Kopf ruckte herum. »Wie bitte?«
    »Nichts, Evie«, erwiderte Lady Mary sanft. »Aber das Opfer ist eingetroffen.«
    Das Opfer trug ein Doucet Satin de creme, das glänzende Haut zeigte und funkelndes Haar, von Perlen gedämpft. Sie trug keinen anderen Schmuck. Evelyn hatte die hörbare Bewunderung genossen. Das Vakuum von Stille, das Lysistrata empfing, als sie und ihr Vater das glänzende Parkett überquerten, erfüllten sie mit wilder Freude - bis sie begriff, daß die Menge nicht teilnahmslos, sondern hingerissen war. Sie hätte von Kopf bis Fuß mit Diamanten behängt sein können, aber weder ihr Aussehen noch ihr Schmuck waren für Rangun etwas Neues. Lysistrata hätte weniger attraktiv sein können und hätte doch Erfolg gehabt. Die Schlichtheit ihres Kleides unterstrich eine Schönheit, die der Atem von Träumen war. Sie war nicht nur ein Erfolg, sondern eine Sensation. Und Evelyn ahnte, daß sie als Kulisse benutzt worden war. Ihr Hang für prächtige Aufmachung war bekannt, und der Kontrast war umwerfend.
    »Diese Perlen scheinen mir vertraut«, stellte sie kühl fest.
    »Ja«, sinnierte Lady Mary, »in meinen Tagen in Kalkutta ruhten sie auf meinem Haar.« Sie tätschelte Evelyns Hand. »Aber die Zeit verlangt ihren Tribut von uns allen.«
    Die Hand entglitt ihr. »Ich habe noch nicht aufgegeben, Mary«, keuchte Evelyn Chilton süß, »und Sie werden eher den Teufel küssen, als daß ich das tue.«
    »Stolz geht... und so weiter, Evie. Bei Ihrer Landung werden Sie sich verletzen«, erwiderte Lady Mary ironisch. Dann wurde ihr Blick eisig. »Im Augenblick besinnen Sie sich am besten auf Ihre Manieren oder Sie werden sich sehr wundern.«
    Lord Anthony persönlich bat Lysistrata um den ersten Tanz. Sie knickste höflich. »Wenn Sie erlauben, Sir, möchte ich den Ball mit meinem Vater eröffnen. Das ist ein besonderer Abend für mich.«
    Bartly lächelte. »So soll es sein, meine Liebe. Sie sehen wundervoll aus.« Er verbeugte sich vor Herriott. »Ich beneide Sie, Doktor. Ich habe seit Jahren nicht das Privileg gehabt, mit meiner eigenen Tochter tanzen zu dürfen.«
    Herriott lachte. »Dann, Sir, haben wir etwas gemeinsam.«
    Harry Armistead schlenderte ziellos um den Ballsaal und warf einen Blick auf die wirbelnden Tänzer, dann auf die wenigen Frauen, die auf vergoldeten Stühlen an den Wänden sitzengeblieben waren. Wie immer schwenkten weißgekleidete Panjandrums riesige Punkahs, um die Illusion frischer
    Luft zu erzeugen. Seine Ohren wurden von Musik bestürmt, als sei es eine einzige Note. Die gewaltige Hitze verriet, daß es eine der letzten Nächte vor den Monsuns war.
    Harry mochte die Tropen

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