Rangun
Geöffneten?«
Er blieb stehen und musterte sie nachdenklich. »Es ist möglich, daß ich Ihre Naivität überschätzt habe, Miß Herriott.«
»Ist das ein Kompliment oder ein Vorspiel für etwas anderes?« lockte sie.
»Möglicherweise beides. Ich weiß es noch nicht-sollen wir essen? Ich bin hungrig.« Ohne auf eine Antwort zu warten, zog er sie in einen Palmenhain strandaufwärts, wo sich wenige schrumpelige Obstbäume auf dem trockenen Boden gehalten hatten. Er pflückte Granatäpfel und Mangos und bestieg dann affengleich eine gebeugte Palme, um Kokosnüsse herunterzuschütteln. Während sie die Beute einsammelte, grub er dicke, handgroße Wurzeln am Fuß der Palme aus.
Sie nahm eine. »Sind das die hiesigen Trüffel?«
»Pfeilwurz. Reine Stärke, gegen Übelkeit.« Er warf Kokosnüsse und Früchte in ihren Schoß. »Essen Sie das auch.«
»Ich hab' doch keinen Elefantenmagen«, beklagte sie sich halbherzig und schaute dann auf eine unbekannte grüne Schote. »Soweit ich weiß, könnte das ein bequemer Weg sein, eine Plage auszurotten.«
Seine Zähne funkelten unfreundlich. »Wollte ich das tun, ließe ich Sie Ihre Früchte selbst pflücken.« Er nickte zu dem Palmendickicht. »Mehrere dieser hübschen Pflanzen sind giftig.«
Nachdenklich begann sie eine Mango zu schälen. »Aber Sie glauben, ich sei lästig, oder?«
»Ja.« Geübt öffnete er eine Kokosnuß und goß die Milch in die größere Hälfte.
»Weil Sie Farbigenblut in den Adern haben, wie man das so brutal ausdrückt.« Mit ausdruckslosem Gesicht kaute sie an der Mango. »Sie meiden weiße Frauen, weil sie fürs Geschäft schlecht sind.«
»Ich meide alleinstehende Frauen, aber ansonsten haben Sie sehr recht.« Die Lippen freudlos gewölbt, warf er ihr ein
Stück Kokosnuß zu. »Vordertüren sind für mich vielleicht nicht immer geöffnet. Hintertüren und Schlafzimmer sind weniger bewacht.«
»Warum nur verheiratete Frauen?«
»Sie haben ebensoviel zu verlieren wie ich.« Er biß in einen Granatapfel. »Das garantiert Diskretion.«
»Die mir fehlt«, erwiderte sie. »Andererseits möchte ich keinen kaltblütigen Liebhaber haben.«
»Nein?« Sein Blick streifte sie. »Erzählen Sie mir, welche kalten Gedanken ich jetzt denke, Lysistrata.«
Sie erstarrte, war unsicher, vorsichtig.
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Dr. Herriott hat mir für heute Ihre Ehre anvertraut, aber morgen... Sie müssen entscheiden, was Sie von mir wollen und was Sie bereit sind, dafür zu zahlen.« Er hob ihr Kinn. »Mit einem Kind kann ich nichts anfangen, Lysistrata, und ich will Sie nicht als solches behandeln. Ihretwegen werde ich nicht auf andere Frauen verzichten. Was immer wir voneinander nehmen, muß eines Tages aufgegeben werden. Dann müssen wir getrennte Wege gehen. Bis dahin wird man uns nicht zusammen sehen, und wir werden uns nur zu meinen Bedingungen treffen.«
Ihre Augen funkelten ärgerlich. »Ich glaube, dieses übertriebene Bedürfnis für Geheimnistuerei erlaubt Ihnen, Ihre Liebhaberinnen zu manipulieren. Es ist angenehm, nicht wahr?«
Er seufzte. »Wie kann jemand so blind sein, der Ihren Bürgerkrieg miterlebt hat? Fast ein Jahrzehnt ist seit der Befreiung Ihrer Sklaven vergangen. Haben Sie die in Ihrer Regierung gesehen, abgesehen von ein paar bemitleidenswerten Marionetten? Haben Sie sie an Ihren Universitäten, in Ihren Kirchen, Ihren Ehebetten gesehen?«
»Das ist nicht das gleiche. Sie waren nie ein Sklave. Ihr Vater war ein hoher Offizier, Ihre Mutter von königlichem Blut. Dr. Lighter sagt, Sie haben eine englische Militärschule in Bombay besucht. Sie werden von der britischen Gesellschaft akzeptiert und nach Ihrer Sorge zu urteilen, daß ich bei Lord Anthonys etwas mitgehört haben könnte, zieht man Sie auch zu Rate.« Graugrüne Augen funkelten. »Sie geben selbst zu, daß sie Ihnen ihre Betten nicht verwehren. Sie haben also wenig Grund zur Klage.« Sie begann den Pfeilwurz zu essen.
»Das trifft zu, und es stimmt auch, was meine Nützlichkeit für die Engländer betrifft«, er lächelte leicht, »in ihrem Rat und ihren Betten. Das ist auch eine Art Sklaverei.«
Lysistratas Appetit verging durch den geschmacklosen Pfeilwurz. Ihr Blick wurde nachdenklich. »Dann trennen uns Welten, denn ich muß heiraten. Ich bin Papa wegen seines Wohles und seiner Selbstachtung verpflichtet. Ich war viele Jahre egoistisch, zu feige, mich mir selbst zu stellen und noch weniger der Welt. Ich will mich nicht wieder verstecken.«
»Das
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