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Rangun

Rangun

Titel: Rangun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Monson
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erwiderte Harley ruhig. Er zerschoß den Scheinwerfer des Patrouillenschiffes und dann das Licht in seinem Kompaßhaus. Während der überraschte Patrouillenschiffskapitän brüllte: »Verdammt, er hat eines dieser neuen amerikanischen Repetiergewehre!« beugte sich Harley über den Arm seines Steuermannes und fuhr mit der Rani eine Halse.
    Als Antwort schoß die Patrouille vor seinen Bug.
    »Volle Fahrt voraus!« schnappte Harley seinem Steuermann auf chinesisch zu. »In einer Minute haben wir eine Granate am Heck!«
    Die Rani glitt wie ein Geist durch den Nebel, während die Granaten zu beiden Bordseiten den Fluß aufwühlten. Ein Strahl glitt über den Nachthimmel. Kaum hatte das Wasser ihn verschluckt, befahl Harley: »Hart Backbord!«
    Einen Moment später explodierte das Wasser, wo die Rani zuvor gewesen war. Die nächsten zehn Minuten waren wie ein russisches Roulette: Scheinwerfer machten die Position der Rani aus und folgten ihr, und jeder Kapitän versuchte den anderen zu übertrumpfen. Harley war Realist. Die Patrouillen würden in stromabwärts verfolgen, so daß die Möglichkeit bestand, von einer Granate getroffen zu werden. In der Dunkelheit würde sie den Scheinwerfern vielleicht entkommen oder etwas rammen, aber darauf ließ er es nicht ankommen. Er befahl, weitere Segel zu setzen und hörte kurz darauf von stromaufwärts mehrfaches dumpfes Hämmern und dann das kurze, scharfe Klacken einer beschädigten Maschine. Darauf Stille, gefolgt von Flüchen. Die Rani verschwand in der Dunkelheit.
    »Diese verdammte Hexe!« Harleys Lippen waren weiß vor Wut. Er hatte sich auf Hsta Island im Labyrinth des Deltas der Irrawaddy versteckt, während er auf die Rückkehr eines Mannschaftsangehörigen wartete, den er nach Rangun geschickt hatte. Der Mann überbrachte alle Einzelheiten über seine angeblichen Verbrechen und auch die Nachricht, daß alles verloren sei, was er sich in seinem Leben aufgebaut hatte. Die Lagerhäuser waren ausgeräumt und niedergebrannt worden. Seine Schiffe, seine Akten und seine Bankkonten beschlagnahmt, das Haus und die Reedereibüros konfisziert. Millionen Pfund Sterling hätten ebensogut verbrannt werden können. Offensichtlich hatte ein Konkurrent die Gelegenheit genutzt, ihn zu ruinieren. Diese Gelegenheit hatte ihm Lysistrata Herriott gegeben. Da die Expedition auf dem Spiel stand, würde Sir Anthony nie ohne ernsten Grund eine Untersuchung eingeleitet haben, und den mußte Lysistrata ihm gegeben haben. Nicht einmal die Hölle konnte so wütend sein, wie eine verschmähte Frau. Er lächelte grimmig. Dieses Mal hatte sie ihren Mund einmal zu oft aufgemacht. Und irgend jemand, wahrscheinlich derselbe Irgend jemand, der ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, hatte eine goldene Gelegenheit gesehen, diesen Mund zu schließen und ihm das anzuhängen. Sie war vielleicht tot, aber das bezweifelte er. Die Morde deuteten auf Sklavenhandel hin, und eine blonde Frau war zu kostbar, um vergeudet zu werden. Er lehnte sich an die Reling der Rani und musterte mit stählernem Blick die Zirruswolken am östlichen Horizont. Er wußte, wo er Miß Herriott finden würde. Sie schuldete ihm sehr viel - und das würde er aus ihrem hübschen Leib nehmen.
    Mit bloßem Fuß trat Lysistrata angewidert gegen die zerfetzten Lumpen, die von den Überresten ihres Longyi baumelten. Das Loch in Bangkok, in das die Sklavenhändler sie wochenlang eingesperrt hatten, war noch schmutziger als das dumpfe Loch auf dem Schiff, in dem sie mehrere Tage und Nächte verbracht hatte. Zumindest war die Luft atembar, obwohl der Gestank ungewaschener Leiber und des Mülls auf dem strohbedeckten Boden entsetzlich war. Außer ihr hatte man vierzehn Frauen des asiatischen Subkontinents in die Zelle gezwängt. Eine Auswahl von Frauen für jeden Geschmack waren für die monatliche Auktion eingepfercht. Ihre Zähne knirschten. Jeder Mann, der dumm genug war, sie zu kaufen, würde das bedauern! Lieber würde sie sterben, als sich wieder erniedrigen zu lassen. Wenn ein Haufen geiler Wüstlinge glaubte, sie im Zaum halten zu können, würde sie eine Vorstellung liefern, die sie nie vergäßen!
    An diesem Nachmittag trieben zwei Wachen die Frauen in ein Badezimmer. Lysistrata wollte rebellieren, als ihnen befohlen wurde, sich auszuziehen, zog es dann aber vor, ihrem
    Schicksal gewaschen entgegenzusehen. Sie streifte ihre Lumpen ab und begab sich in das gefüllte Becken, seifte sich rasch ab und verließ es wieder. Die Wachen

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