Rangun
starrten sie an, als sie herauskam. Sie grinsten über ihren eisigen Blick. Einer deutete auf einen Kleiderhaufen, neben dem sich einige andere Frauen bereits anzogen. Goldene Armreifen, Ohrringe und Haarschmuck lagen zwischen Seide verstreut, und die Frauen stürzten sich wie Affen darauf. Eine Siamesin mit schönen Gesichtszügen sah Lysistratas verächtlichen Blick und sagte sarkastisch: »Willst du guten Besitzer oder Schwein?«
»Alle Männer, die Frauen kaufen, sind Schweine. Man muß keine Seide tragen, um einem Schwein zu gefallen.« Auf birmanisch sagte sie zu einer der Wachen: »Habt ihr etwas in Schwarz?«
Er begriff nicht, was sie wollte, verstand aber das Wort schwarz. Er blickte fragend den anderen Wächter an, der die Schultern zuckte. Der erste kam mit einem schwarzen Seidentuch zurück. Sie wickelte es im Saristil um sich und ging an den verbliebenen Reifen vorbei, ohne sich umzusehen.
Habib, der fette Händler, warf einen Blick auf Lysistrata und setzte sie ans Ende, auf den besten Platz seines Angebots. Er schickte Handlanger, die als Kunden gekleidet waren, aus dem zugehängten Vorraum, um unter den Kunden für seine Waren zu werben. Schließlich machte sich einer der Handlanger an einen schwarzäugigen, weiß gekleideten Araber heran, der zwischen mehreren Chinesen hinten im Raum saß. »Ich höre, daß Habib heute abend eine Rarität unter seinen Schönheiten hat«, murmelte der Handlanger. »Eine Goldene mit der Haut von Bergschnee und Augen wie Jade. Ihr Haar funkelt wie Tempelfeuer.« Er verzichtete darauf, die Unschuld der Goldenen zu preisen. In ihrem schwarzen Gewand würde kein männliches Wesen, das älter als zehn Jahre war, sie für eine Jungfrau halten. »Es heißt, sie kenne so viele Wege, einen Mann zu erfreuen, wie es...«
»Sterne gibt«, vollendete der Araber trocken den Satz. »Zweifellos ist sie ebenso kalt. Schwafle mit dem Kaschmiri da drüben, der ist fremd in Bangkok.«
Der Handlanger verzog sich so wenig eingeschüchtert wie eine Kakerlake. Er und seine Kumpanen erfüllten ihren Zweck. Wohl wissend, daß sie sich die Goldene nicht leisten konnten, doch durch ihre Beschreibung erregt, boten die bescheideneren Käufer für die anderen Frauen über ihr übliches Limit hinaus. Die Reichen, die Spezialitäten- und internationalen Händler, boten für die Besten auf der Liste, hielten ihre großen Münzen aber für das Pièce de résistance zurück.
Schließlich waren nur Lysistrata und die hübsche Siamesin übriggeblieben. Die Siamesin, die sich ihres eigenen Wertes bewußt war, höhnte: »Du und dein Schwarz! Du wirst eine bessere Hure als wir alle!«
Ohne Boshaftigkeit schlug Lysistrata dem Mädchen ins Gesicht. Wie erwartet stieß die Siamesin einen Wutschrei aus, der hinter den Vorhängen hallte. Das Mädchen stürzte sich spuckend und kratzend auf Lysistrata. »Hexe! Hure!« kreischte sie. »Ich kratze dir die Augen aus!« Lysistrata trat ihr in den Bauch, wodurch sie durch den Raum geschleudert wurde. Sie flog zwischen Diener, die mit Tabletts voller Früchte, Süßigkeiten und Wein die versammelten Männer erfrischten. Die Wachen stürzten sich auf die Siamesin, die jetzt beschmiert und mordlustig war.
Habib bedeutete Lysistrata mit einer kurzen Geste, den Block zu besteigen. »Wenn du ihren Preis nicht mit einbringst«, zischte er, »werde ich ihn aus dir rausprügeln!«
»Nur, wenn du mich noch besitzt.« Mit einem Hüftschwung, der Kleopatra entmutigt hätte, schlenderte Lysistrata vor die Menge.
Die schwarzen Augen des Arabers verengten sich. Er musterte die >Goldene<. Bronzegoldenes Haar fiel über ihr außergewöhnliches Gesicht. Sie stand starr auf dem Podest, als sei sie die personifizierte Begierde. Die schwarze Seide umhüllte das Elfenbein eines Körpers, dessen sinnliche Üppigkeit auf seine Lenden wirkte. Die hohen, reifen Brüste und die güldene Haut zwischen ihren Schenkeln forderten ihn heraus. Und doch war sie eine verlockende Lüge. Sardonisch sah er das eisige Glitzern ihrer Augen.
Als das Bieten begann, stand Lysistrata reglos da, als ob das alles sie nichts anginge. Schließlich meinte ein dicker Inder, daß die Versammelten die Ware vielleicht näher zu betrachten wünschten. Der Inder war Gopal Prasad. Der Araber fiel ihm ins Wort. »Dreihundert goldene Dinare, wenn das Mädchen nicht entkleidet wird. Ich lege keinen Wert darauf, >untersuchte< Ware zu bekommen.«
Gopal Prasad lächelte ironisch. »Unglücklicherweise ist der Rest von
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