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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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passierte gar nichts, dann quoll mit einem schlürfenden Geräusch eine fette Walze einer zähflüssigen Substanz heraus. Beide schauten weg. Das Einzige, worauf Strang in der Schnelle die Augen richten konnte, war Rebus. Er schluckte.
    »Schauen Sie, Mr. Bothwell musste ich es doch sagen, nur zu meiner Absicherung. Wenn ich’s nicht getan hätte, und er hätte es herausgefunden …«
    »Was sagte er?«
    »Er hat bloß die Achseln gezuckt und gemeint, ich sei für sie verantwortlich.« Er schauderte bei der Erinnerung.
    »Wo waren Sie, als Sie es ihm sagten?«
    »Im Büro, auf der anderen Seite des Foyers.«
    »Heute Morgen?« Strang nickte. »Sagen Sie mir eins, Kevin, ist Mr. Bothwell die Untermieterin abchecken gegangen?«
    Strang sah hinunter auf sein leeres Glas. Das genügte Rebus als Antwort.
    Für die Untersuchung eines so schweren Verbrechens wie ein Mord galten bestimmte strenge Regeln. Erstens hätte Rebus mit dem zuständigen Beamten reden und ihm alles, was er über Millie Docherty wusste, erzählen sollen. Zweitens hätte er auch sein Gespräch mit Kevin Strang erwähnen sollen. Drittens hätte er das Feld räumen und Abteilung C die Ermittlungsarbeit überlassen sollen.
    Aber um zwei Uhr früh saß er im parkenden Auto vor Frankie Bothwells Haus in Ravelston Dykes und spielte ernsthaft mit dem Gedanken, an die Tür zu gehen und zu klingeln. Wenn schon nichts anderes, hätte er auf diese Weise vielleicht erfahren, ob Bothwells Schlafanzüge ebenso knallig wie seine Tageskleidung waren. Doch er verwarf die Idee. Zum einen würden die Kollegen von Abteilung C noch vor dem Morgen mit Bothwell reden – vorausgesetzt, sie bekamen ihn zu fassen. Es würde ihnen wenig Freude bereiten zu hören, dass Rebus ihnen zuvorgekommen war.
    Zum anderen war es schon zu spät. Er hörte, wie das Garagentor sich automatisch öffnete, und sah die abgeblendeten Scheinwerfer von Bothwells Wagen, einem schwarz glänzenden Mercedes Spezialausführung, der über die Bordsteinkante hüpfte und davonbrauste. Also hatte er endlich die Nachricht erhalten und war unterwegs ins Hose – oder er war auf der Flucht.
    Rebus nahm sich vor, noch ein wenig gründlicher in Lee Francis Bothwells Vergangenheit zu graben.
    Vorerst aber empfand er es als Erleichterung, dass ihm die Sache aus den Händen genommen worden war. Er fuhr gemächlich zurück nach Oxford Terrace und gab sich dabei alle Mühe, nicht am Lenkrad einzuschlafen. Draußen lag niemand auf der Lauer, also schloss er leise auf und ging ins Wohnzimmer, körperlich zu müde, um wach zu bleiben, aber geistig zu aufgedreht, um einschlafen zu können. Na, dagegen kannte er ein Rezept: einen Kübel Milchtee mit einem ordentlichen Schuss Whisky. Aber auf dem Sofa lag eine Nachricht von Patience. Ihre Handschrift war besser als die ihrer meisten Kollegen, aber nicht viel. Sobald er sie entziffert hatte, nahm Rebus den Hörer ab und wählte Brian Holmes’ Nummer.
    »Tut mir Leid, Brian, aber auf dem Zettel stand, ich sollte sofort anrufen, egal, wie spät es ist.«
    »Augenblick.« Er konnte hören, wie Brian aus dem Bett stieg und das Schnurlostelefon mitnahm. Rebus stellte sich die aus dem Schlaf gerissene Nell Stapleton vor, die sich jetzt vermutlich umdrehte und ihn zum Teufel jagte. Die Schlafzimmertür schloss sich. »Okay«, sagte Holmes, »jetzt kann ich reden.«
    »Was ist so dringend? Geht’s um unseren Freund?«
    »Nein, da ist alles ruhig. Ich erzähl Ihnen davon morgen im Büro. Aber ich fragte mich, ob Sie die Neuigkeit schon gehört haben.«
    »Ich war derjenige, der sie gefunden hat.«
    Rebus hörte, wie eine Kühlschranktür geöffnet, eine Flasche herausgenommen, etwas in ein Glas gegossen wurde.
    »Wen gefunden?«, fragte Brian.
    »Millie Docherty. Reden wir nicht von ihr?« Aber natürlich taten sie das nicht; Brian konnte unmöglich schon so früh davon erfahren haben. »Sie ist tot, ermordet.«
    »Die stapeln sich langsam, was? Wie ist sie denn gestorben?«
    »Das ist keine Gutenachtgeschichte. Also, was ist Ihre Neuigkeit?«
    »Ein Ausbruch aus Barlinnie. Na ja, eigentlich aus einem Gefangenentransporter, der zwischen Barlinnie und einem Krankenhaus angehalten wurde. Die ganze Sache war geplant.«
    Rebus ließ sich aufs Sofa fallen. »Cafferty?«
    »Er kann die Symptome eines durchbrochenen Magengeschwürs hervorragend simulieren. Es ist heute Abend passiert. Der Gefängniswagen wurde zwischen zwei Lastern eingekeilt. Masken, abgesägte Schrotflinten und eine

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