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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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man in dessen Haut. Dann begann er über Cafferty nachzudenken. Ihm war klar, dass er bislang nur halbe Sachen gemacht hatte. Wie schwer würde es für Cafferty sein, ihn aufzuspüren? Ein paar Männer vor Fettes und St. Leonard’s und in drei, vier ausgewählten Pubs postiert – und Rebus würde noch vor dem Abend in den Händen der Gangster sein. Auch gut, er wollte nur nicht, dass Patience mit hineingezogen wurde, oder Patience’ Wohnung oder die Wohnungen seiner Freunde.
    Machten das die meisten Selbstmörder nicht auch so – in ein Hotel zu gehen, um Angehörige und Freunde nicht mit hineinzuziehen?
    Er hätte natürlich auch in seine Wohnung in Marchmont gehen können, aber die war noch immer voll von Studenten, die den Sommer über in Edinburgh jobbten. Er mochte und wollte seinen Untermietern nicht zumuten, Caffertys Bekanntschaft zu machen. Bei Licht betrachtet, wollte er das dem Nachtportier Monty ebenso wenig zumuten.
    »Er ist nicht hinter mir her«, rief er sich immer wieder ins Gedächtnis, während er, die Hände hinter dem Kopf verschränkt, an die Decke starrte. Auf dem Nachttisch stand ein Radiowecker. Er schaltete ihn ein, als gerade die Nachrichten kamen. Die Polizei fahndete noch immer nach Morris Gerald Cafferty. »Er ist nicht hinter mir her«, wiederholte Rebus. Aber in gewissem Sinn war er es doch. Ihm musste klar sein, dass Rebus der kürzeste Weg zu den Mördern seines Sohnes war. Dann kam eine kurze Meldung über die Leiche im Crazy Hose, allerdings ohne schaurige Details. Noch ohne jedenfalls.
    Nach den Nachrichten wusch er sich und ging nach unten. Er hielt ein Taxi an und ließ sich zum Revier St. Leonard’s bringen. Sobald der Fahrer das Ziel gehört hatte, schaltete er das Taxameter aus.
    »Geht aufs Haus«, sagte er.
    Rebus nickte und lehnte sich zurück. Im Lauf des Tages würde er irgendein Auto requirieren oder sich eins aus dem Wagenpark holen. Niemand würde Einwände erheben. Sie wussten alle, wer Cafferty nach Barlinnie gebracht hatte. In St. Leonard’s angekommen, setzte er sich sofort an den Computer und loggte sich in Brains ein. Brains hatte eine direkte Verbindung zu PNC2, dem Zentralrechner der Polizeien der britischen Hauptinsel. Wie erwartet, stand da nicht viel über Lee Francis Bothwell, allerdings fand er einen Verweis auf Aktenmaterial, das bei der Polizei von Strathclyde in Partick lagerte.
    Der Beamte, den er in Partick an die Leitung bekam, war nicht begeistert.
    »Dieser ganze alte Kram liegt oben auf dem Dachboden«, erklärte er Rebus. »Ich sag Ihnen, nächstens kracht uns noch die Decke auf den Kopf.«
    »Schauen Sie doch einfach nach, hm? Sparen Sie sich einen Anruf, und faxen Sie mir die Sachen direkt.«
    Eine Stunde später traf ein mehrseitiges Fax mit Informationen über die Aktivitäten der Tartan Army und der Workers’ Party in den frühen Siebzigern ein. Beide Gruppen hatten eine kurze anarchische Blütezeit erlebt, während der sie Banken ausraubten, um ihre Waffenkäufe zu finanzieren. Die Tartan Army hatte ein unabhängiges Schottland gewollt, zu welchem Preis auch immer. Was die »Arbeiterpartei« gewollt hatte, fiel Rebus momentan nicht mehr ein, und auch das Fax enthielt keinerlei Hinweise auf ihre Ziele. Das weitaus größere Problem schien die Tartan Army gewesen zu sein: Sie war in Sprengstofflager und Militärstützpunkte eingebrochen und hat ein Waffenarsenal für einen Aufstand angelegt, der dann nie stattgefunden hatte.
    Frankie Bothwell war als Sympathisant der Tartan Army bekannt gewesen, allerdings ohne dass ihm irgendwelche strafbaren Handlungen hätten nachgewiesen werden können. Rebus vermutete, dass dies unmittelbar vor seinem Rückzug auf die Orkneys und seiner Wiedergeburt als Cuchullain gewesen sein musste. Cuchullain von der Roten Hand.
    Arch Gowrie saß wahrscheinlich gerade beim Frühstück, als Rebus ihn anrief. Er konnte das Klirren von Besteck auf Geschirr hören.
    »Tut mir Leid, Sie so früh stören zu müssen, Sir.«
    »Noch mehr Fragen, Inspector? Vielleicht sollte ich anfangen, eine Beratungsgebühr zu verlangen.«
    »Ich hoffte, Sie könnten mir mit einem Namen aushelfen.« Gowrie gab ein unverbindliches Geräusch von sich; vielleicht kaute er aber auch nur. »Lee Francis Bothwell.«
    »Frankie Bothwell?«
    »Sie kennen ihn?«
    »Von früher.«
    »War er Mitglied der Orange Lodge?«
    »Ja.«
    »Wurde aber rausgeworfen?«
    »Nicht direkt. Er ging freiwillig.«
    »Darf ich fragen, warum, Sir?«
    »Sie

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