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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dürfen.« Es entstand eine Pause. »Er war … unberechenbar, jähzornig. Die meiste Zeit war nichts an ihm auszusetzen. Er trainierte die Fußballjugend von mehreren Bezirkslogen, es schien ihm Spaß zu machen.«
    »Interessierte er sich für Geschichte?«
    »Ja, für schottische und irische.«
    »Cuchullain?«
    »Unter anderem. Ich glaube, er schrieb ein paar Artikel für Ulster , das ist die Zeitschrift der UDA. Er veröffentlichte sie unter einem Pseudonym, so dass wir ihm offiziell nichts anhaben konnten, aber es war eindeutig sein Stil. Die Loyalisten, Inspector, interessieren sich sehr für irische Vorund Frühgeschichte. Bothwell schrieb über die Cruithin – die vorkeltischen Bewohner Ulsters und Südwestschottlands. In so etwas war er sehr gut, aber er –«
    »Hatte er irgendwelche Beziehungen zur Orange Loyal Brigade?«
    »Mir ist nichts davon bekannt, aber es würde mich nicht überraschen. Gavin MacMurray interessiert sich auch für Vorund Frühgeschichte.« Gowrie seufzte. »Frankie schied aus der Orange Lodge aus, weil er das Gefühl hatte, wir gingen nicht weit genug. Mehr werde ich nicht sagen, aber vielleicht können Sie daraus gewisse Rückschlüsse auf ihn ziehen.«
    »Durchaus, Mr. Gowrie, ja. Danke für Ihre Hilfe.«
    Rebus legte auf und dachte über das nach, was er erfahren hatte. Dann schüttelte er traurig den Kopf.
    »Du hast dir vielleicht einen Ort ausgesucht, um sie zu verstecken, Mairie! Einen beschissenen Ort.«
    Sein Schreibtisch sah mittlerweile wie eine Schutthalde aus, und er beschloss, das zu ändern. Er füllte seinen Papierkorb mit leeren Pappbechern und -tellern, zerknüllten Verpackungen und Kartons. Bis, nur noch leicht vergraben, ein großer brauner Umschlag sichtbar wurde. Darauf stand in schwarzer Filzstiftschrift sein Name. Der Umschlag war dick und ungeöffnet.
    »Wer hat den hier hingelegt?«
    Aber das schien niemand zu wissen. Außerdem waren alle in eine Diskussion über einen weiteren Anruf vertieft, den die Zeitung vom Verrückten mit dem irischen Akzent erhalten hatte. Natürlich wusste niemand was vom Shield – nicht so wie Rebus. Die Medien waren bei der Theorie geblieben, bei dem in Mary King’s Close aufgefundenen Toten habe es sich um den anonymen Anrufer gehandelt, einem IRAMann, der zu viel Eigeninitiative entwickelt habe und dafür von seinen Vorgesetzten bestraft worden sei. Jetzt war die Theorie zwar hinfällig, aber das kümmerte niemand. Es hatte einen weiteren Anruf gegeben, und man hatte eine weitere Schlagzeile für die Morgenausgabe. »›Macht den ganzen Laden dicht!‹, fordert Erpresser.« Rebus hatte sich gefragt, was der SaS davon haben könnte, das Festival platzen zu lassen. Antwort: gar nichts.
    Er sah sich den Umschlag ein letztes Mal an, dann riss er ihn mit dem Finger auf und zog ein Dutzend Blätter heraus: Fotokopien von Berichten, Zeitungsartikeln. Alle amerikanisch, wobei der Mensch am Kopiergerät allerdings sorgfältig darauf geachtet hatte, Briefköpfe, Adressen und Telefonnummern auszusparen. Während er las, konnte Rebus bei über der Hälfte der Artikel nicht feststellen, woher sie stammten. Eines war allerdings klar: Sie handelten alle von ein und demselben Mann.
    Clyde Moncur.
    Es gab keinerlei Begleitbrief, nichts Handschriftliches, nichts, was Rückschlüsse auf den Absender gestattet hätte. Rebus sah sich den Umschlag noch einmal an. Er war nicht mit der Post gekommen, sondern persönlich zugestellt worden. Er fragte erneut herum, doch niemand wollte das Ding je gesehen haben. Mairie war der einzige mögliche Absender, den er sich vorstellen konnte, aber sie hätte das Material nicht so geschickt.
    Er las die Akte trotzdem gründlich durch. Sie bestätigte seinen persönlichen Eindruck von Clyde Moncur. Der Mann war eine Klapperschlange. Er verschob Drogen rauf nach Vancouver und rüber nach Ontario. Seine Schiffe brachten Einwanderer aus Fernost ins Land – oft auch nicht, obwohl sie nachweislich unterwegs Reisende an Bord genommen hatten. Wo waren sie hingekommen, diese Menschen, die dafür bezahlt hatten, in ein besseres Leben befördert zu werden? Allem Anschein nach auf den stillen Grund des Ozeans.
    Es gab noch weitere undurchsichtige Bereiche in Moncurs Leben, wie zum Beispiel seine verdeckte Beteiligung an einem Fischverarbeitungsbetrieb außerhalb von Toronto … Toronto, der Heimat des Shield. Die amerikanische Steuerbehörde hatte jahrelang versucht, Licht in die Sache zu bringen, und war

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