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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Sheriff-Sterne, die sich die zwei Frauen unter begeistertem allgemeinen Gejohle an die Brust hefteten. Das Publikum war alles in allem eine nette Bande, und Rebus hatte schon langweiligere Abende verbracht. Patience konnte er sich bei so was allerdings nicht vorstellen.
    Als die Band fertig war, verschwand sie wieder durch die Tür im Hintergrund. Ein paar Minuten später tauchte Mairie auf, noch immer in voller Montur und mit dem zusammengelegten Regenmantel und den flachen Schuhen in ihrer Einkaufstasche.
    »Also?«, fragte Rebus.
    »Also gehen wir.«
    Er wandte sich zum Ausgang, aber sie ging wieder Richtung Bühne und winkte ihm, ihr zu folgen.
    »Es ist mir gar nicht recht, dass sie mich so sieht«, meinte sie. »Ich glaube kaum, dass das Outfit viel journalistischen Biss und Professionalität vermittelt. Aber ich hab keine Lust, mich umzuziehen.«
    Sie kletterten auf die Bühne und gingen dann durch die Tür hinaus. Sie führte in einen niedrigen, von Besenschränken und leeren Getränkekisten gesäumten Gang, dem ein kleiner Raum folgte, in dem sich am Abend die Band vorbereitete und tagsüber die Putzfrau einen Tee kochen konnte. Von dort gelangten sie in ein dunkles Treppenhaus. Mairie fand den Lichtschalter und stieg die Treppe hoch.
    »Wo gehen wir eigentlich hin?«
    »Ins Sheraton.«
    Rebus stellte keine weiteren Fragen. Die Treppe war steil und gewunden. Sie erreichten einen Absatz, an dem es eine Tür mit Vorhängeschloss gab, aber Mairie ließ sie links liegen und stieg weiter. Auf dem zweiten Absatz blieb sie stehen. Hier war wieder eine Tür, diesmal ohne Schloss. Dahinter befand sich ein riesiger, dunkler Raum: der Dachboden des Gebäudes, wie Rebus vermutete. Durch eine Dachluke und vereinzelte Ritzen zwischen den Ziegeln drang so viel Licht von der Straße herein, dass man die Umrisse der wuchtigen Balken erkennen konnte.
    »Passen Sie auf Ihren Kopf auf.«
    Trotz seiner Größe wirkte der Speicher beklemmend eng. Er schien mit Kisten, Leitern und Stapeln von Textilien – vielleicht alten Feuerwehruniformen – gefüllt zu sein.
    »Wahrscheinlich schläft sie«, flüsterte Mairie. »Ich hab dieses Versteck gleich am ersten Abend gefunden, wo wir hier aufgetreten sind. Kevin sagte, sie könnte hier wohnen.«
    »Sie meinen Lorne? Er weiß Bescheid?«
    »Das ist ein alter Kumpel, er hat uns diese Bleibe besorgt. Ich hab ihm gesagt, sie sei eine Freundin, die wegen des Fringe in die Stadt gekommen sei, aber keinen Platz zum Schlafen habe. Ich sagte, ich hätte schon acht Leute in meiner Wohnung. Was natürlich gelogen ist, denn ich lege wert auf meine Privatsphäre. Wo sonst hätte sie unterkommen können? Die Stadt platzt aus allen Nähten.«
    »Aber was tut sie den ganzen Tag?«
    »Sie kann runter und sich eine Kanne Tee kochen, und ein Klo ist da auch. Der Klub selbst ist off limits, aber sie hat eine solche Angst, dass sie’s, glaube ich, sowieso nicht riskieren würde.«
    Sie hatte ihn schon an genügend Hindernissen für einen mittleren Military-Parcours vorbeigeführt, als sie die Frontseite des Gebäudes erreichten. Hier gab es einige kleine Fensterscheiben, die einen langen, schmalen Bogen bildeten. Sie waren schmutzig, ließen aber doch etwas mehr Licht herein.
    »Millie? Ich bin’s.« Mairie spähte ins Dunkel. Rebus’ Augen hatten sich inzwischen an die Finsternis gewöhnt, aber es blieben noch genügend Ecken, in denen sie sich versteckt haben konnte. »Sie ist nicht da«, sagte Mairie. Auf dem Fußboden lag ein Schlafsack; Rebus erkannte ihn von seinem ersten Besuch in Millies Wohnung. Daneben lag eine Taschenlampe. Rebus hob sie auf und schaltete sie ein. Ein Taschenbuch lag aufgeklappt auf dem Boden.
    »Wo ist ihre Tasche?«
    »Ihre Tasche?«
    »Hatte sie keine Tasche mit Sachen dabei?«
    »Doch.« Mairie schaute sich um. »Ich seh sie nicht.«
    »Sie ist getürmt«, stellte Rebus fest. Aber warum sollte sie Schlafsack, Buch und Taschenlampe zurücklassen? »Das ist hier der reinste Trödelladen.« Ein alter gummierter Feuerwehrschlauch schlängelte sich über den Boden. Rebus folgte ihm mit dem Strahl der Lampe bis hin zu einem Paar Füßen.
    Er bewegte den Strahl weiter, an gespreizten Beinen vorbei zum Rest des Körpers. Man hatte sie in halb sitzender Position in die Ecke gelegt. »Bleiben Sie hier«, befahl er und näherte sich dem Körper, wobei er versuchte, den Lichtstrahl ruhig zu halten. Der Feuerwehrschlauch war um Millie Dochertys Hals gewickelt. Jemand hatte versucht,

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