Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld
so?«
»Arbeitet im Schlachthof.«
»Er ist also kein Maurer?«
»Nein.«
»Noch eine letzte Frage, Mr. Cave. Eine Firma für Gerüstbau hat mir einen Namen gegeben: Malky Haston. Er ist achtzehn und wohnt im Gar-B.«
»Ich kenne Malky, Inspector. Und er kennt Sie.«
»Wie das?«
»Heavy-Metal-Fan, trägt immer ein T-Shirt mit dem Namen einer Band. Sie haben schon mit ihm gesprochen.«
Schwarzes T-Shirt, dachte Rebus, Davey Soutars Kumpel. Mit weißen Stäubchen im Haar, die Rebus für Schuppen gehalten hatte.
»Danke, Mr. Cave«, sagte Rebus, »ich denke, das war alles.«
Alles, was er brauchte.
Als er auflegte, näherte sich ein Uniformierter und reichte ihm die angeforderte Liste über die in letzter und nicht ganz so letzter Zeit erfolgten Einbrüche. Rebus wusste, wonach er suchte, und so dauerte es nicht lange. Säure war nicht eben leicht zu beschaffen, zumindest nicht, solange man keinen plausiblen Grund dafür angeben konnte, warum man sie brauchte. Weit einfacher also, das Zeug zu stehlen. Und wo konnte man Säure finden?
Einbrüche waren in der Craigie Comprehensive School ziemlich an der Tagesordnung. Sie stellten so etwas wie ein Berufspraktikum für die widerspenstigeren Schüler dar. Sie lernten, Fensterschnapper aufzuschieben und Türen aufzustemmen; manche eigneten sich später die subtilere Kunst des Dietrichs an, und andere wurden zu Hehlern für die gestohlenen Waren. Der Markt war konstant übersättigt, aber andererseits wurden diese hoffnungsvollen Jungunternehmer nur in zweiter oder dritter Linie von wirtschaftlichen Gesichtspunkten geleitet. Vor drei Monaten hatten Unbekannte mitten in der Nacht den Süßwarenkiosk der CraigieSchule geplündert.
Sie waren auch in den Physikund Chemieraum eingebrochen. Der Letztere hatte ein anderes Schloss, aber sie wurden auch damit fertig und verschwanden mit einer gro- ßen Flasche Methylalkohol, ein paar weiteren erlesenen Cocktailzutaten und drei dickwandigen Glasbehältern mit verschiedenen Säuren.
Der Hausmeister, der auf dem Schulgelände in einem kleinen Fertighaus wohnte, sah und hörte nichts. Er hatte sich eine Comedy-Gala im Fernsehen angeschaut. Wahrscheinlich hätte er sich sowieso nicht vor die Tür getraut. Die Zöglinge der Craigie-Gesamtschule waren nicht eben wegen ihres Sinns für Humor oder ihrer Obrigkeitsliebe bekannt.
Was konnte man auch von einer Schule erwarten, zu deren Einzugsbereich das berüchtigte Garibaldi Estate zählte?
Er war gerade dabei, die Teilchen zusammenzusetzen, als Chief Inspector Lauderdale an seinen Schreibtisch trat.
»Als wären wir nicht schon so mehr als ausgelastet«, stöhnte Lauderdale.
»Was gibt’s?«
»Noch eine anonyme Drohung, schon die zweite heute. Er sagt, unsere Zeit sei um.«
»Schade, es fing gerade erst an, mir Spaß zu machen. Nähere Einzelheiten?«
Lauderdale nickte bekümmert. »Eine Bombe. Hat nicht gesagt, wo. Er meint, sie sei so groß, dass man sich nirgendwo verstecken können wird.«
»Das Festival ist fast zu Ende«, stellte Rebus fest.
»Ich weiß, das macht mir ja gerade Sorgen.« Ja, das machte auch Rebus Sorgen.
Lauderdale hatte sich gerade zum Gehen gewandt, als Rebus’ Telefon klingelte.
»Inspector, mein Name ist Blair-Fish. Sie werden sich wahrscheinlich nicht an mich erinnern …«
»Natürlich erinnere ich mich an Sie, Mr. Blair-Fish. Rufen Sie an, um sich noch einmal für Ihren Großneffen zu entschuldigen?«
»Nein, nein, nichts in der Art. Aber wissen Sie, ich bin so etwas wie ein Hobby-Heimatforscher.«
»Ja.«
»Und Matthew Vanderhyde hat sich an mich gewandt. Er sagte, Sie brauchten Informationen über ›Sword and Shield‹.«
Guter alter Vanderhyde: Rebus hatte schon die Hoffnung aufgegeben. »Bitte reden Sie weiter.«
»Es hat ein wenig gedauert. Ich musste mich durch den Schutt von dreißig Jahren hindurcharbeiten …«
»Was haben Sie gefunden, Mr. Blair-Fish?«
»Na ja, ich habe Notizen zu einigen Versammlungen, einen Bericht des Schatzmeisters, Protokolle und ein paar weitere Dinge. Außerdem die Mitgliederverzeichnisse. Leider nicht vollständig.«
Rebus beugte sich auf seinem Stuhl nach vorn. »Mr. Blair-Fish, ich würde gern jemanden bei Ihnen vorbeischicken, damit er alles abholt. Wäre Ihnen das recht?« Rebus griff nach Stift und Papier.
»Na ja, ich denke … es spricht nichts dagegen.«
»Betrachten wir das als abschließende Wiedergutmachung für das unberechtigte Eindringen Ihres Großneffen. Wenn Sie mir jetzt
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