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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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die Tür zu öffnen, und auf den Hinterhof hinausstolperte.
    Ein paar große Viehtransporter gaben gerade ihre todgeweihte Last von sich. Die Tiere stießen Angstlaute aus, während sie in Koppeln getrieben wurden. Der gesamte rückwärtige Bereich des Schlachthofs war von einer Mauer umgeben, so dass man von außen nichts von dem Spektakel mitbekam. Aber wenn man um die Laster herumging, gelangte man in eine enge Gasse, die zur Vorderseite des Gebäudes führte. Rebus wollte gerade diesen Weg einschlagen, als der Hieb ihn zu Boden streckte. Der Schlag war von hinten gekommen. Auf Händen und Knien aufgestützt, drehte sich Rebus halb nach seinem Angreifer um. Soutar hatte hinter der Tür gestanden. Er hielt einen langen, metallenen Stachelstock in den Händen. Damit hatte er zugeschlagen und Rebus am linken Ohr getroffen. Blut tropfte auf die Erde. Soutar stieß mit seiner Stange zu, aber Rebus bekam sie zu fassen und schaffte es irgendwie, wieder auf die Füße zu kommen. Soutar griff weiter an, aber auch wenn er jung und drahtig war, hatte er doch nicht die Kraft und Masse des Älteren. Rebus entwand ihm die Stange und wich dann seinem Tritt aus. Gummistiefel waren beim Kickboxen eher hinderlich.
    Rebus versuchte, nah genug heranzukommen, um einen ordentlichen Fausthieb oder Tritt landen oder seinen Gegner vielleicht sogar zu Boden ringen zu können, aber Soutar griff in seine Schürze und zog ein goldfarbenes Schmetterlingsmesser heraus. Ein Schwung aus dem Handgelenk, und die zwei Metallflügel klappten auseinander und vereinigten sich wieder zu einem Griff für die gefährlich aussehende Klinge.
    »Ein Schwein lässt sich auch anders schlachten«, stieß Soutar, schwer atmend, mit einem Grinsen hervor.
    »Vor Publikum macht’s mir besonders viel Spaß«, entgegnete Rebus. Soutar drehte sich kurz um und sah die Viehtreiber, die ihre Arbeit unterbrochen hatten, um dem Kampf beizuwohnen. Noch ehe er sich wieder herumgedreht hatte, war Rebus’ Fußspitze gegen seine Messerhand geknallt und hatte die Waffe klirrend zu Boden befördert. Jetzt ging Soutar direkt auf ihn los und rammte ihm den Kopf gegen die Nasenwurzel. Es war ein sauberer Treffer. Rebus’ Augen füllten sich schlagartig mit Tränen. Er spürte, wie seine Kräfte in den Boden sickerten, und Blut strömte ihm über Lippen und Kinn.
    »Du bist tot!«, schrie Soutar. »Du weißt es nur noch nicht!« Er hob sein Messer auf, aber Rebus hatte die Metallstange und schlug damit in einem weiten Bogen zu. Soutar zögerte einen Moment und türmte dann. Er nahm eine Abkürzung über die Absperrung, die die Rinder in die Koppeln kanalisierte, sprang dann über eine Kuh und schließlich über die jenseitige Absperrung.
    »Haltet ihn auf!«, rief Rebus, Blut versprühend. »Ich bin Polizist!« Aber mittlerweile war Davey Soutar schon verschwunden. Man hörte lediglich das rasch leiser werdende klatschende Geräusch, das seine Gummistiefel beim Laufen verursachten.
    Die Ärztin in der Krankenstation hatte schon mehrmals mit Rebus zu tun gehabt. Ehe sie sich jetzt an die Arbeit machte, gab sie wie gewohnt ein paar missbilligende Geräusche von sich. Sie bestätigte, was er schon wusste: Die Nase war nicht gebrochen. Die Platzwunde an seinem Ohr musste mit zwei Stichen genäht werden, was die Ärztin sofort erledigte. Der Faden, den sie verwendete, war dick und schwarz und hässlich.
    »Was ist bloß aus der guten alten Kunststopferei geworden?«
    »Wirkte nicht abschreckend genug.«
    »Gutes Argument.«
    »Wenn’s brennt, können Sie sich ja immer noch von Ihrer Freundin die Wunden lecken lassen.«
    Rebus lächelte. Versuchte sie, ihn anzumachen? Wie auch immer, er hatte schon genug Probleme. Also schwieg er. Er spielte den braven Patienten. Dann fuhr er nach Fettes und meldete den tätlichen Angriff.
    »Sie sehen aus wie der Boxer Ken Buchanan nach einer anstrengenden Nacht«, meinte Ormiston. »Hier ist das Material, das Sie wollten. Claverhouse ist stinksauer abgezogen; es hat ihm nicht gepasst, zum Botenjungen degradiert zu werden.«
    Ormiston klopfte mit der Hand auf das schwere Paket, das auf Rebus’ Schreibtisch lag. Es war ein großer brauner Pappkarton, der nach Staub und altem Papier roch. Rebus öffnete ihn und zog das Hauptbuch heraus, das dem ursprünglichen »Sword and Shield« als Mitgliederverzeichnis gedient hatte. Die blaue Tinte war verblasst, aber die Nachnamen waren alle in Blockbuchstaben geschrieben, und so brauchte er nicht lange. Er

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