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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eine Schachtel Streichhölzer auf den Schreibtisch. »Wohl bekomm’s.« Er steckte sich die Zigarette an und inhalierte so tief, dass das Nikotin seinen Kreislauf ordentlich in Schwung brachte.
    Er wusste, dass Abernethy kommen würde.
    Er blieb in Bewegung, um ein möglichst schlechtes Ziel zu bieten, und vertraute auf seine Instinkte – auf irgendetwas musste er schließlich vertrauen. Dr. Curt war in seinem Institut. Um zu seinem Arbeitszimmer zu gelangen, musste man an einer Reihe von Holzkisten vorbei, auf denen die Worte: »Gefrorene Proben hier hinterlegen« standen. Rebus hatte noch nie in eine der Kisten hineingeschaut. Im Pathologischen Institut hielt man besser die Augen stur geradeaus und die Nase zu. Im Innenhof waren irgendwelche Arbeiten im Gange. Man hatte ein Gerüst aufgebaut, und ein paar Arbeiter wurden ihrer Bezeichnung nicht gerecht, indem sie nämlich darauf herumsaßen und, geruhsam eine Zigarette rauchend, Zeitung lasen.
    »Stress, Stress, Stress«, sagte Curt, als Rebus sein Büro betrat. »Das Unipersonal ist größtenteils im Urlaub. Ich habe Ansichtskarten aus Gambia, Queensland und Florida bekommen.« Er seufzte. »Ich arbeite mir die Augen rot, und die anderen machen blau.«
    »Ich wette, Sie waren die halbe Nacht wach, um sich den Kalauer auszudenken.«
    »Dass ich die halbe Nacht wach war, habe ich Ihrer Ent-
    deckung im Crazy Hose Saloon zu verdanken.«
    »Obduktion?«
    »Noch nicht abgeschlossen. Es war eine ätzende Substanz. Welche genau, wird uns das Labor sagen. Ich muss
immer wieder über die Methoden staunen, auf die Mörder
verfallen. Der Feuerwehrschlauch war mir neu.«
    »Na ja, das verhindert wohl, dass der Job zur Routine
wird.«
    »Was ist mit Caroline?«
    »Die hatte ich völlig vergessen.«
    »Beten Sie darum, dass sie’s Ihnen erlaubt.«
    »Beten tu ich schon lange nicht mehr.«
    Er ging wieder die Treppe hinunter und hinaus auf den
Innenhof und fragte sich, ob es für einen Drink im Sandy
Bell’s wohl noch zu früh sei. Der Pub befand sich gerade
um die Ecke, und er war schon seit Monaten nicht mehr
dort gewesen. Ihm fiel ein Mann auf, der vor den Kisten für die tiefgekühlten Körperteile stand. Er hielt den Deckel auf, als habe er gerade etwas hineingelegt. Dann wandte er sich
Rebus zu und lächelte.
    Es war Cafferty.
    »Heilige Scheiße.«
    Cafferty klappte den Deckel zu. Er trug einen zu weiten
schwarzen Anzug und ein weißes Hemd mit offenem Kragen, wie ein Leichenbestatter in der Mittagspause. »Hallo,
Strawman.« Der alte Spitzname legte sich wie ein Eisbeutel
auf Rebus’ Rückgrat. »Plaudern wir ein bisschen.« Hinter
Rebus standen zwei Männer: die zwei vom Kirchhof, die
zwei, die zugeschaut hatten, wie er zusammengeschlagen
worden war. Sie eskortierten ihn zu einem neueren Rover,
der im Innenhof parkte. Er konnte die Zulassungsnummer
sehen, spürte aber sofort Caffertys Hand auf seiner Schulter.
    »Heute Nachmittag wechseln wir die Schilder, Strawman.«
    Jemand stieg aus dem Auto. Es war das Wieselgesicht. Rebus
und Cafferty stiegen hinten ein, Wieselgesicht und einer der
Schläger vorn. Der andere Schläger stellte sich so neben das
Auto, dass er Rebus’ Tür blockierte. Rebus sah hinüber zum
Baugerüst. Die Arbeiter waren verschwunden. Am Gerüst
war ein Schild befestigt, auf dem lediglich der Name und die
Telefonnummer der Baufirma standen. Im praktisch letzten
dunklen Raum in Rebus’ Kopf ging ein Licht an.
    Big Ger Cafferty hatte keinerlei Versuch unternommen,
seine Identität zu verbergen. Seine Kleidung passte irgendwie nicht ganz – zu groß und nicht sein Stil –, aber Gesicht
und Frisur waren unverändert. Zwei Studenten, ein Asiate
und ein Orientale, überquerten den Hof in Richtung Pathologie. Sie würdigten den Wagen keines Blickes.
    »Ihr Magen hat sich anscheinend schnell erholt.«
    Cafferty lächelte. »Frische Luft und Bewegung. Sie sehen
so aus, als könnten Sie beides gut gebrauchen.«
    »Sie sind verrückt, wieder herzukommen.«
    »Wir wissen beide, dass es sein musste.«
    »Es ist nur eine Frage von ein paar Tagen, bis wir Sie wie-
    der eingebuchtet haben.«
    »Vielleicht brauche ich auch nur ein paar Tage. Wie dicht
sind Sie dran?«
    Rebus starrte durch die Frontscheibe. Er spürte, wie sich
Caffertys Hand auf sein Knie legte.
    »So von Vater zu Vater …«
    »Sie lassen meine Tochter aus dem Spiel!«
    »Sie ist in London, nicht? In London habe ich einen Haufen

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