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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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großherzig gewesen, sie hatten nur zwei aufgeschlitzt. Er blickte sich um. Von der Kinder-Gang war nichts zu sehen. Wahrscheinlich beobachteten sie ihn aus der sicheren Entfernung eines Hochhausfensters.
    Er lehnte sich an das Auto und faltete den Papierflieger auseinander. Es war das Flugblatt einer Fringe-Show. Auf der Rückseite informierte ein kurzer Text, die betreffende Theatergruppe würde ihre vertraute Umgebung im Stadtzentrum verlassen, um ein einmaliges Gastspiel im Gemeindezentrum von Garibaldi zu geben.
    »Ihr wisst nicht, was ihr tut«, murmelte Rebus in sich hinein.
    Ein paar junge Mütter überquerten gerade den Sportplatz. Ein heulendes Baby wurde in seinem Kinderwagen durcheinander gerüttelt und ein brüllendes Kleinkind am Arm geschleift, so dass seine zum Zeichen des Protestes stocksteifen Beine und Füße über den Boden schrappten. Baby und Kleinkind wurden ins Gar-B zurückgebracht. Aber nicht kampflos.
    Rebus konnte ihnen ihren Widerstand nicht verdenken.
4
    Im Zimmer der Sonderkommission – dem »Mord-Zimmer«, wie es intern genannt wurde – reichte Detective Sergeant Brian Holmes Detective Constable Siobhan Clarke gerade einen Styroporbecher Tee und lachte dabei über irgendetwas.
    »Was ist so komisch?«, fragte Rebus.
    »Der vom Tintenfisch in Geldnot«, antwortete Holmes. »Der mit dem Schnurrbart?«
    Holmes nickte und wischte sich eine imaginäre Träne aus dem Augenwinkel. »Und der Kellner Gervase. Genial, was, Sir?«
    »Genial.« Rebus sah sich um. Das Mord-Zimmer bot ein Bild entschlossener Aktivität. An einer Wand hatte man Fotos vom Opfer und vom Tatort befestigt, nicht weit davon entfernt den Dienstplan. Dieser stand auf einer Plastiktafel, und ein weiblicher Police Constable las von einer Liste Namen und entsprechende Aufgaben ab und trug sie dann mit einem dicken blauen Filzstift auf der Tafel ein. Rebus ging zu ihr. »Sorgen Sie ja dafür, dass D.I. Flower und ich uns nicht ins Gehege kommen, hm? Selbst wenn das einen kleinen Verschreiber nötig machen sollte.«
    »Damit könnte ich mir Ärger einhandeln, Inspector.« Sie lächelte, während sie das sagte, also zwinkerte Rebus ihr zu. Jeder wusste, dass es kontraproduktiv war, Rebus und Flower, zwei Detectives, die sich absolut nicht ausstehen konnten, in derselben Schicht arbeiten zu lassen. Aber natürlich war Lauderdale der Chef. Es war Lauderdales Liste, und Lauderdale sah es gern, wenn die Funken stoben.
    Holmes und Clarke wussten, worüber Rebus mit dem W.P.C. gesprochen hatte, sagten aber nichts.
    »Ich geh wieder runter ins Mary King’s Close«, sagte Rebus leise. »Möchte jemand mit?«
    Es gab zwei Interessenten.
    Rebus behielt Brian Holmes seit einiger Zeit im Auge. Holmes hatte seine Kündigung zwar noch nicht eingereicht, aber man konnte nie wissen, ob sie nicht vielleicht doch bald kommen würde. Wenn man zur Polizei ging, verpflichtete man sich natürlich für die ganze Dienstzeit, aber Holmes’ Freundin zog am anderen Ende des Stricks, und es war schwer zu sagen, wer das Tauziehen gewinnen würde.
    Dagegen hatte Rebus aufgehört, Siobhan Clarke zu beobachten. Sie hatte ihre Probezeit bestanden und würde ein guter Detective werden. Sie war gescheit, schnell und engagiert. Polizeibeamte verfügten selten über alle drei Dinge. Rebus selbst konnte es an einem guten Tag vielleicht auf dreißig Prozent bringen.
    Es war bedeckt und schwül, mit Myriaden von Insekten in der Luft und nicht der Spur einer Brise.
    »Was sind das, Eintagsfliegen?«
    »Mücken vielleicht.«
    »Ich werd Ihnen sagen, was die sind, ekelhaft sind die.«
    Als sie die City Chambers erreichten, war die Windschutzscheibe völlig verschmiert. Da der Tank der Scheibenwaschanlage leer war, blieb die Scheibe so. Rebus wurde bewusst, dass das Festival wirklich nur in der High Street stattfand. Die meisten Straßen des Zentrums waren so ruhig oder so belebt wie immer. Da der kleine Parkplatz des Rathauses besetzt war, parkte Rebus auf der High Street. Als er ausstieg, nahm er ein Stück Küchenrolle mit, spuckte darauf und wischte die Frontscheibe sauber.
    »Wir bräuchten etwas Regen.«
    »Beschreien Sie’s nicht.«
    Vor dem Eingang zu Mary King’s Close parkten ein Lieferwagen und ein Tieflader – Indiz dafür, dass die Bauarbeiter ihre Arbeit wieder aufgenommen hatten. Der Schlachterladen würde noch verschlossen sein, aber das behinderte nicht die Restaurierungsarbeiten.
    »Inspector Rebus?«
    Ein alter Mann hatte auf sie gewartet. Er war

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