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Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld

Titel: Rankin, Ian - Rebus - 06 - Blutschuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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klang, sondern auch noch Ironie beinhaltete und die Überzeugung zum Ausdruck brachte, dass Glasgow der Mittelpunkt der Welt sei. Normalerweise schafften es die Glasgower obendrein, sich ständig auf den Schlips getreten zu fühlen, aber Kilpatrick schien nicht der Typ dafür zu sein.
    »Also keine blöden Bemerkungen mehr.«
    »Kapiert, Sir.«
    Kilpatrick hielt einen Augenblick inne. »Sie waren es doch, oder, der das paramilitärische Element bemerkt hat?« Rebus nickte. »Gute Arbeit.«
    »Danke, Sir.« Ja, und Glasgower konnten auch gönnerhafte Mistkerle sein.
    Als sie sich wieder zu den anderen gesellten, warf Holmes Rebus einen fragenden Blick zu, den Rebus mit einem Achselzucken beantwortete.
    »Hier hat man ihn also aufgeknüpft«, sagte Abernethy gerade. Er sah sich im Raum um. »Bisschen melodramatisch, wie? Ganz und gar nicht der Stil der IRA. Eine Garage oder ein Lagerhaus, das ist was für sie. Aber das hier hat sich jemand ausgedacht, der’s gern ein bisschen theatralisch mag.«
    Rebus war beeindruckt. Das schien ein weiterer möglicher Grund für die Wahl des Tatorts zu sein.
    »Peng-peng«, fuhr Abernethy fort, »dann wieder rauf und im Gedränge untertauchen, vielleicht noch auf einen Sprung in eine Nachtrevue, bevor’s ganz gemütlich nach Haus geht.«
    Clarke unterbrach ihn: »Sie glauben, dass eine Verbindung zum Festival bestehen könnte?«
    Abernethy musterte sie mit offensichtlichem Interesse, was Brian Holmes veranlasste, seinen Oberkörper zu straffen. Nicht zum ersten Mal fragte sich Rebus, ob zwischen Clarke und Holmes etwas lief.
    »Warum nicht?«, entgegnete Abernethy. »Es ist genauso wahrscheinlich wie alles andere, was ich bislang gehört habe.«
    »Aber es war ein Six-pack.« Rebus fühlte sich verpflichtet, seine Ecke zu verteidigen.
    »Nein«, korrigierte ihn Abernethy, »ein Seven-pack . Und das ist ganz und gar nicht der Stil der Paramilitärs. Zuallererst einmal eine Verschwendung von Patronen.« Er sah Kilpatrick an. »Könnte eine Drogengeschichte sein. Gangs haben es gern ein bisschen melodramatisch, das gibt ihnen das Gefühl, in einem Film zu sein. Und sie schicken sich gern gegenseitig Botschaften. Laute Botschaften.«
    Kilpatrick nickte. »Wir gehen auch dieser Möglichkeit nach.«
    »Ich würde noch immer auf Terroristen setzen«, fügte Rebus hinzu. »Ein solches Schießeisen –«
    »Auch Dealer verwenden Schießeisen, Inspector. Sie mögen Schießeisen. Große Dinger, die schön viel Krach machen. Ich sag Ihnen was. Ich wäre äußerst ungern dabeigewesen. Der Knall einer 9-Millimeter-Kanone in so einem kleinen, geschlossenen Raum … Der könnte einem das Trommelfell rausblasen.«
    »Ein Schalldämpfer«, schlug Siobhan Clarke vor. Es war nicht ihr Tag. Abernethy warf ihr lediglich einen Blick zu, also lieferte Rebus die dazugehörige Erklärung.
    »Revolver lassen sich in aller Regel nicht schalldämpfen.«
    Abernethy deutete auf Rebus, sah dabei aber Clarke an. »Hören Sie auf Ihren Inspector, Schätzchen, Sie könnten noch was lernen.«
    Rebus sah sich im Raum um. Es waren sechs Leute da, und vier von denen wären sich liebend gern an die Gurgel gegangen.
    Er nahm nicht an, dass Mr. Blair-Fish sich an der Schlägerei beteiligt hätte.
    Inzwischen hatte sich Abernethy hingekniet und strich mit den Fingern über den Boden, über uralten Lehm und Häcksel.
    »Die Spurensicherung hat die oberste Schicht Erde abgetragen«, sagte Rebus, aber Abernethy hörte gar nicht zu. Tütenweise hatten sie das Zeug in den sechsten Stock der Zentrale in Fettes geschafft, um es zu sieben, zu analysieren und Gott weiß noch was alles damit anzustellen.
    Rebus wurde bewusst, dass die ganze Gruppe von Abernethy momentan nichts anderes als einen fetten Hintern und strahlend weiße Reeboks sah. Abernethy wandte sich zu ihnen um und lächelte. Dann stand er auf und rieb die Handflächen aneinander.
    »War der Verstorbene Drogenkonsument?«
    »Keine Anzeichen.«
    »Ich hatte nämlich gedacht, SaS könnte ›Smack‹ , also Heroin, ›and Speed‹ bedeuten.«
    Wieder war Rebus beeindruckt, wenn auch sehr widerwillig. Staub hatte sich auf Abernethys Haargel gelegt, winzige Körnchen Genugtuung.
    »Könnte auch ›Scott and Sheena‹ heißen«, entgegnete Rebus. Mit anderen Worten: Es konnte alles heißen. Abernethy zuckte nur die Achseln. Er hatte ihnen eine Vorführung gegeben, und jetzt war die Show vorbei.
    »Ich denke, ich habe genug gesehen«, sagte er. Kilpatrick nickte erleichtert.

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