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Raphael

Raphael

Titel: Raphael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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Toll. „Du stehst vor mir in der Dunkelheit, nachdem du sieben Menschen eiskalt abgeschlachtet hast, anders kann man das nicht nennen, und bietest mir an, mit dir zu gehen? Als Vampir? Das muss man sich mal geben. Du hast sie doch nicht mehr alle.“
    „Du solltest dich eigentlich geehrt fühlen. Nur sehr wenige bekommen dieses Angebot.“ Er klingt amüsiert.
    „Ist mir wurscht“, murre ich und zucke erschrocken zusammen, als ich auf einmal kalte Finger an meiner rechten Wange fühle. Ich schlage seine Hand beiseite. „Pfoten weg!“
    Einige Sekunden herrscht Stille. „Du schmeckst gut, sehr gut sogar.“
    „Arschloch“, beschimpfe ich und fasse gleichzeitig zu der Stelle, an der seine Finger lagen.
    Da ist etwas Warmes. Blut. Stimmt, er hat gesagt, ich würde bluten. Das war mir längst entfallen. Ob ich mich bei meiner Flucht vor ihm gestoßen habe?
    „Deine Wunde heilt bereits. Schade. Andererseits, wo bliebe denn der Spaß, wenn du verblutest? Also? Bleibst du bei mir, Caine?“
    Meine Fresse. Dieser Typ ist abartig, widerlich und pervers. So viele Adjektive gibt es vermutlich gar nicht, um ihm gerecht zu werden. Ich würde zu gerne wissen, ob er die Art Spielchen schon oft mit Menschen gespielt hat? Oder wie alt er ist? Wo er herkommt? Und wie die anderen seiner Art sind?
    Verdammt. Ich denke tatsächlich darüber nach, sein Angebot anzunehmen. Das gibt es doch gar nicht. Er ist ein Mörder. Und nicht mal das reicht annähernd für die Beschreibung aus. Monster. Untier. Keine Ahnung. Ich muss nur an die U-Bahn denken, dann steigt mir schon die Galle hoch. Er ist ein ... ein ... Vampir, und ich bin total fasziniert von ihm, oder eher von den unzähligen Möglichkeiten, die sich mir durch sein Angebot bieten.
    „Nein“, antworte ich aus purem Trotz.
    „Wie du willst, Kleiner“, seufzt er und im nächsten Augenblick liegt seine Hand in meinem Nacken.
    Wann hat er sich vor mich gehockt, und wieso habe ich es nicht bemerkt? Und warum stört es ihn nicht im Geringsten, dass ich mich mit Händen und Füßen gegen ihn wehre, weil ich hier unten nicht sterben will. Ich will überhaupt nicht sterben. Weder heute noch in nächster Zeit. Himmel, ist er stark. Ihn würde vermutlich nicht mal eine Gewehrkugel aufhalten.
    „Hör auf!“
    Er lässt abrupt von mir ab. Was ist...? Habe ich das gesagt? Es sieht schwer danach aus, denn seine Hände berühren mich nicht mehr, und ich kann seinen Atem nicht mehr an meinem Hals spüren.
    „Raphael?“, fällt mir sein Name wieder ein.
    Nichts. Nur Stille.
    Wo ist er? Ich habe keine Schritte gehört. Er muss da sein. Irgendwo in meiner Nähe. Ob er mich beobachtet? Still und heimlich, aus der Dunkelheit heraus? Das tun Vampire doch mit ihren Opfern, bevor sie sie anfallen, oder? Ganz langsam taste ich mich mit den Händen den Boden entlang, bis ich auf die stillgelegte Bahnstrecke treffe. Ob er tatsächlich abgehauen ist? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Mein Tod oder ein neues Leben als Blut trinkender Vampir, das waren seine Wahlmöglichkeiten. Ich bin weder tot, noch ein Vampir – er muss bei mir sein.
    In die Dunkelheit lauschend, stehe ich auf. „Bist du noch da? Raphael? ... Was mache ich hier eigentlich?“
    Bin ich denn vollkommen bescheuert? Anstatt nach dem Vampir zu suchen, sollte ich die Gunst der Stunde nutzen, mich umdrehen und abhauen. Es fragt sich nur wohin, wenn man nichts sehen kann. Trotzdem. Dieser Tunnel wird irgendwo ein Ende haben. Einen Versuch ist es wert. Wenn er noch hier ist, wird er mich schon aufhalten. Einfach stehenbleiben und abwarten, bis ich tot umfalle, kommt nicht infrage. Nicht, wenn er weg ist und somit eine Möglichkeit besteht, dass ich diese Nacht überlebe. Ich habe einen Vater und einen Bruder, die mich vermissen würden, obwohl unser Kontakt in der letzten Zeit eher spärlich war. Ich muss sie unbedingt anrufen.
    „Menschen.“
    Ich zucke heftig zusammen. Seine Stimme kam von rechts, und obwohl ich ihn nicht sehen kann, drehe ich mich in die Richtung. Was würde ich nicht alles für eine Taschenlampe oder ein Feuerzug geben? Etwas, das ein bisschen Licht in die Finsternis bringt. Diese Schwärze macht mich noch irre.
    'Rede mit ihm.' Fragt sich nur über was? Egal. Alles ist besser als drückende Stille. „Was ist mit uns?“
    „Ihr seid immer so wankelmütig. Heute ja, morgen nein und übermorgen ist es ein möglicherweise oder ein vielleicht. Was ist das nur mit euch Sterblichen, dass ihr euch nie

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