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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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ganz gut allein zurecht, vielen Dank. Mit Chloes Hilfe würde der Dekan bis zu dem Treffen am Mittwoch schon davon überzeugt sein, dass Jenny die Schuldige war. Tinsley kam sich wie eine Marionettenspielerin vor, die alle Fäden in der Hand hielt.
    Auf dem Rasen hatten es sich ein paar jüngere Mädchen auf einer braunen Waverly-Sportdecke bequem gemacht und saugten mit ihren dünnen Ärmchen die letzten Sonnenstrahlen auf. Fast unmerklich hoben sie die Nasen aus den Büchern, die sie zu lesen vorgaben, um Tinsley nachzustarren. Die musste sich ein spöttisches Grinsen verkneifen. Sie hieb mit dem Schläger durch die Luft und stellte sich dabei Jennys Kopf auf dem Hackblock vor. Die hochgewachsene, schlaksige Gestalt, die auf sie zukam, bemerkte sie erst, als sie fast mit ihr zusammenstieß.
    »Tinsley«, wurde sie plötzlich von Julian angesprochen und fuhr fast erschrocken zusammen.
    »Julian«, erwiderte sie automatisch. Etwas anderes fiel ihr auf die Schnelle nicht ein. Angesichts seiner bewundernswert feingliedrigen Figur und seiner braunen Welpenaugen wurde sie seltsam nervös. Ihr Magen schlug Purzelbäume, als sie an ihr heißes Treffen im Badezimmer von Dumbarton dachte oder an das im Filmvorführraum von Hopkins Hall. Sie hatte die Geschichte zu einer Angelegenheit der höchsten Sicherheitsstufe gemacht, aus Angst, die anderen könnten herausfinden, dass sie – Tinsley Carmichael – auf einen blutjungen Neuntklässler scharf war. Doch wenn sie jetzt daran dachte … Was war schon so schlimm daran? Wahrscheinlich hätte sie nur einen Trend à la Demi Moore ausgelöst.
    »Hey, ähm, tut mir leid, dass wir am Wochenende gar nicht zum Reden gekommen sind.« Julian bohrte die Schuhspitze in den Kies. Dann sah er wieder auf und sein dunkelblondes Haar fiel ihm unordentlich über die Stirn. Er trug ein gelb kariertes Buttondown-Hemd, und Tinsley überlegte, was er wohl darunter anhatte. »Alles ist ja irgendwie so verrückt aus dem Ruder gelaufen. Aber ich wollte wirklich über eine Sache mit dir reden.«
    Tinsley straffte die Schultern und hatte das Gefühl, dass man ihr gerade ins Gesicht geschlagen hatte. Sie schalt sich, einen Moment lang schwach geworden zu sein. Warum ließ sie es zu, dass dieser Neuntklässler ihr so unter die Haut ging? »Über eine Sache ?«, fragte sie eisig und kniff die veilchenblauen Augen zusammen. »Und mit ›alles ist irgendwie aus dem Ruder gelaufen‹ meinst du wohl, dass du mit deiner neuen Freundin schwer beschäftigt warst?«
    »Wovon redest du?« Julian wirkte ehrlich verwirrt. Er fuhr sich mit der Hand durch das verstrubbelte Haar und fragte sich vermutlich, wie sie von Jenny wissen konnte. Glaubte dieser Jungspund wirklich, dass er mit dieser zwergenwüchsigen Schlampe mit den Riesenmöpsen rummachen konnte, ohne dass sie es herausfand?
    »Komm mir bloß nicht begriffsstutzig. Ich hab dich mit ihr gesehen .« Sie rammte ihren Titaniumschläger in den Boden und stützte sich darauf, in dem Gefühl, gerade den entscheidenden Matchpunkt erzielt zu haben.
    Julian zog die Brauen hoch. Sie konnte nicht feststellen, ob er nun überrascht oder sauer war. Nun, bestimmt beides. »Wann?«
    Tinsley erstarrte und merkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Wenn sie ihm sagte, dass sie ihn und Jenny vor der Scheune gesehen hatte, gab sie praktisch zu, das Feuer gelegt zu haben. Sie warf einen verstohlenen Blick nach links. Die sonnenbadenden Mädchen waren immer noch in ihre Bücher vertieft, obwohl Tinsley argwöhnte, dass sie die Lauscher ausgefahren hatten, um jedes Wort ihres Gesprächs mitzubekommen. »Das ist völlig ohne Belang«, zischte sie. »Aber ich will dir die Sache leicht machen: Wenn ich dich und deine kleine Freundin noch ein Mal zusammen sehe, könnte das zu eurem letzten Zusammensein werden .« Sie sprach die letzten Wörter besonders langsam und betont aus, denn sie hatte bestimmt keine Lust, sie wiederholen zu müssen.
    Julian wurde leicht rot. »Willst du mir drohen?« Seine Stimme bebte etwas und seine übliche Unbekümmertheit war wie weggeblasen. Er wirkte vielmehr vor den Kopf geschlagen und ein bisschen beunruhigt, kurz: Er wirkte genau so, wie Tinsley es von ihren Widersachern erwartete.
    »Sei nicht albern«, sagte sie lachend und warf ihr seidiges langes Haar zurück. »Ich glaube, wir beide wissen, wem ich drohe.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging davon, wobei sie geziert ihren Schläger pendeln ließ. Spiel, Satz und Sieg. Aber der Verlierer

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