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Rasant und Unwiderstehlich

Rasant und Unwiderstehlich

Titel: Rasant und Unwiderstehlich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Flachbildschirm ragen sah. Der direkte Weg in Marymounts Büro war also versperrt. Sie hatte extra entschieden, in der Mittagspause herzukommen, wenn Mr Tomkins für gewöhnlich im Speisesaal war und sich mit Roter Bete, Spargel und Hähnchenbrust von der Salattheke eindeckte. Bestimmt roch sein Urin nach toter Katze.
    Brett wusste sofort, dass etwas am Köcheln war, als Mr Tomkins von seinem Schreibtisch aufsah und sein Vollkornbrot mit Thunfisch beiseitelegte. Er rückte seine schwarze Krawatte mit den kleinen gelben Kürbisköpfen zurecht. War es nicht etwas zu früh für Halloween? Bei dem Gedanken daran, dass er wieder in dem Kostüm des Kopflosen Reiters aufkreuzen könnte wie letztes Jahr, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Zu der Verkleidung hatte eine abartige Lederkapuze gehört, die wie ein Artikel aus einem Sexshop aussah. Das Ganze war echt gruselig, vor allem wenn sie auszublenden versuchte, was der Mann wohl den Rest des Jahres damit in seinem stillen Kämmerlein anstellte. Die Legende von Sleepy Hollow hatte damit eine ganz andere, total pornografische Bedeutung bekommen.
    »Ist er da?«, fragte Brett und neigte den Kopf zur Seite, sodass ihr feuerrotes Haar wie ein Vorhang auf ihre Schulter fiel. Brett, die einen rot-schwarz karierten Wollpullover von James Perse über einer neckischen weißen Hippiebluse aus Karas Kleiderschrank trug, hoffte, dass sie in diesem Outfit angemessen unschuldig aussah.
    Mr Tomkins nickte bedächtig und wischte sich den Mund an einer zerknüllten Serviette ab. »Ist er.« Offenbar hatte er es aufgegeben, Kopfbehaarung vorzutäuschen, und hatte sich die letzten zehn Härchen komplett abrasiert. Brett schritt auf Marymounts geschlossene Bürotür zu und Mr Tomkins zuckte zusammen. Sein ganzer Körper spannte sich an, als wäre er bereit, aus dem Stuhl zu springen und sich, wenn nötig, vor die Tür zu werfen. »Aber er kann jetzt nicht gestört werden.«
    Gestört? Seit wann war der Besuch der Klassensprecherin der Elften eine Störung?« Und seit wann benahm sich Mr Tomkins so geheimniskrämerisch? Normalerweise betete er Brett doch an. »Warum nicht?«, wollte sie wissen, und noch im selben Moment wurde ihr klar, dass sie Tomkins lieber hätte umschmeicheln sollen, statt ihn zur Rede zu stellen. Aber die Sache drängte, und Brett war zu aufgebracht – und auch etwas verschreckt, dass man sie als »Verdächtige« bezeichnete -, um ihre Zeit mit dem Bezirzen von Mr Tomkins zu verschwenden. Sie hatte schon immer den Verdacht gehabt, dass der Knülch nur so verweichlicht tat, damit die Mädchen ihre Vorsicht fallen ließen und sich in seiner Anwesenheit vornüberbeugten oder ihre BH-Träger zurechtrückten. Perversling.
    »Dekan Marymount bereitet gerade seine Rede für das Willkommensessen der jungen Schulinteressenten heute Abend vor«, wurde sie von Mr Tomkins informiert. »Er hat strenge Anweisung hinterlassen, dass er nicht gestört werden will.«
    »Aber es handelt sich um einen Notfall. « Brett spürte, wie ihr das Jammern einer Zehnjährigen die Kehle hochkroch, und schluckte heftig. Nein, sie würde Mr Tomkins nicht anbetteln. Es war schon erniedrigend genug, dass ihr Name im Zusammenhang mit dem Feuer gefallen war – warum zum Teufel stand sie überhaupt auf der Liste? »Und ich bin Klassensprecherin der elften Klasse«, fügte sie verzweifelt hinzu, obwohl sie wusste, dass sie Mr Tomkins auf die Nerven ging. Sie überlegte, ob sie ihm für seinen rasierten Schädel einfach ein Kompliment aussprechen und die Sache abhaken sollte. »Es geht um eine Schulangelegenheit.«
    Mr Tomkins saß zurückgelehnt in seinem antiken Holzsessel und starrte sie an. »Was für eine Angelegenheit?«
    »Sie wissen schon.« Brett rang nach Worten. So viel zu zwei Jahren, die sie im Debattier-Club verbracht und sich auf Konfrontationen wie diese vorbereitet hatte. Sie stemmte die Handflächen auf die leere Oberfläche von Mr Tomkins’ polierten Eichenschreibtisch und lächelte ihn bittend an. »Ich muss nur eine Minute mit ihm reden. Können Sie mich nicht eine Minute reinlassen? Sie können auch gerne die Zeit stoppen.«
    Mr Tomkins lächelte amüsiert und schüttelte entschieden den Kopf. Brett hörte es hinter der Tür des Dekans rascheln und erwartete, dass sie gleich aufgehen würde, doch das Rascheln erstarb, und es wurde wieder still in dem Büro.
    »Er darf jetzt schlicht nicht gestört werden«, wiederholte Mr Tomkins mit einem halben Blick auf seinen Bildschirm und

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