Rasende Leidenschaft
Blick weiter geradeaus gerichtet. Er bemerkte ihr Misstrauen. Wenn sie nur die Hälfte dessen empfand, was er fühlte, hatte sie Herzklopfen und war nach dem Kuss durcheinander.
„Ich habe dich im Fernsehen gesehen. Du bist eine ziemlich gute Schauspielerin geworden.“ Das entlockte ihr immerhin ein Lächeln. „Ich hörte, du hast auch Preise gewonnen?“
„Einen Logie-Award. Ich habe ihn nicht gewonnen, ich wurde lediglich dreimal nominiert.“
„Das ist doch trotzdem gut, oder? Nominiert zu werden ist gut. Besser, als nicht nominiert zu sein.“
„Es handelt sich um eine Soap Opera“, sagte sie, „nicht um Shakespeare.“
„Aber du könntest auch in einem Stück von Shakespeare spielen, wenn du wolltest, oder?“
„Nein, ich habe keine richtige Schauspielausbildung. Man hat mich für ‚Castle Cove‘ engagiert, weil mein Aussehen der Rolle entspricht, nicht, weil ich schauspielern kann.“
Er wollte sie fragen, warum sie von zu Hause weggelaufen war und wieso sie nicht zu ihm gekommen war, wie sie es geplant hatten. Teague blieb stehen, da Molly sich beruhigt hatte. „Siehst du, es geht ihr schon viel besser“, sagte er und streichelte das Maul des Pferdes. „So ist das bei Koliken. In der einen Minute ist das Pferd dem Tod nahe, in der nächsten schon wieder auf dem Weg der Besserung. Hast du einem Pferd schon mal eine Lippenklammer angelegt?“
Hayley schüttelte den Kopf. „Ich will nicht, dass du das tust. Es wird ihr wehtun.“
„Es sieht schmerzhaft aus, ist es aber nicht, wenn man es richtig macht. Es wird Endorphine freisetzen, die Molly helfen, sich zu entspannen, damit sie sich nicht so heftig gegen den Schlauch wehrt.“
„Na schön, ich vertraue dir.“
Ich vertraue dir. Drei schlichte Worte, doch bedeuteten sie ihm unendlich viel. Vielleicht stand es nach allem, was zwischen ihnen gewesen war, doch nicht so schlecht für sie beide.
Während sie Molly versorgten, sprachen sie kaum. Teague gab Anweisungen, wenn es nötig war, ansonsten sprach Hayley beruhigend auf Molly ein und streichelte ihren Hals. Nachdem das Abführmittel in den Magen des Pferdes gepumpt war, entfernte er den Schlauch und die Lippenklammer, und sie begannen von Neuem, mit Molly auf und ab zu gehen.
„Es geht ihr schon viel besser“, stellte Hayley fest und sah ihn an. „Danke.“
Beim Anblick der Tränen in ihren Augen hätte er sie am liebsten wieder in die Arme geschlossen. Die bloße Vorstellung, sie zu berühren, beschleunigte seinen Puls.
Er würde sie erneut küssen, aber dann nicht, um ihr die Angst zu nehmen, sondern, um sie daran zu erinnern, wie gut es zwischen ihnen gewesen war. Und wie gut es wieder sein konnte.
Hayley saß auf einem Strohballen, den Rücken an die Stallwand gelehnt, und betrachtete den Sonnenuntergang. Teague saß neben ihr. Er hatte seine langen Beine ausgestreckt und den Cowboyhut tief ins Gesicht gezogen.
Sie hatten Molly noch eine Stunde herumgeführt, und zu Hayleys großer Erleichterung erholte ihr Pferd sich gut. Am liebsten hätte sie sich Teague in die Arme geworfen und ihn vor Dankbarkeit geküsst, aber sie wusste, dass dadurch Gefühle erwachen würden, die sie beide in gefährliches Fahrwasser bringen konnten.
Außerdem war sie wegen Molly schon aufgewühlt genug. Seit sie auf die Wallaroo-Farm zurückgekehrt war, hatte sie ihre emotionale Seite wiederentdeckt, die nach dem Tod ihrer Eltern verschwunden gewesen war. Damals hatte sie den Schmerz einfach nicht an sich heranlassen wollen. In dieser vertrauten Umgebung hatte die Vergangenheit sie allmählich eingeholt, sodass sie jetzt trauerte – um ihre Eltern, ihre schwierige Kindheit und die zerbrochene Beziehung zu Harry.
Es war kaum abzusehen, was geschehen würde, wenn sie und Teague sich mit ihrer gemeinsamen Vergangenheit auseinandersetzten. Bei all den Fehlern und Emotionen, die damals im Spiel gewesen waren, würde sie wahrscheinlich tagelang weinen.
Heute verstand sie, warum er weggegangen war, aber damals war es ihr wie Verrat vorgekommen. Obwohl sie ihm glauben wollte, dass er zurückkommen würde, hatte ihre Unsicherheit gesiegt. In Teague hatte sie jemanden gefunden, der ihr in gewisser Hinsicht die Familie ersetzte und dem sie trauen konnte. Sie hatte angefangen, sich auf ihn zu verlassen, denn er war der einzige Mensch, der sie liebte und sich für sie interessierte. Und dann war er plötzlich weg gewesen, an irgendeiner Universität. Sie war wütend gewesen und obwohl sie sich
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