Rasende Leidenschaft
verfeindet“, erklärte er und deutete zum Horizont. „Es gehört zur Kerry-Creek-Ranch, aber Har… dein Großvater glaubt, es gehört ihm. Alle paar Jahre zieht er vor Gericht und versucht, es zurückzubekommen, aber er verliert immer wieder.“
„Warum versucht er es stets aufs Neue?“
„Er behauptet, mein Urgroßvater habe es seinem Vater geschenkt, aber es gehört zum Land der Quinns, deshalb wüsste ich nicht, warum ein Quinn es verschenken sollte. Vielleicht ist dein Großvater ein bisschen plemplem.“
Hayley schaute in die Richtung, in die er zeigte. Seine Meinung über ihren Großvater ließ sie anscheinend kalt.
„Wen interessiert denn dieses Stück Land? Da ist doch nichts.“
„Wasser“, sagte er, beugte sich ein Stück zu ihr hinüber und atmete ihren wundervollen Duft ein. Er wollte ihr Haar berühren, um herauszufinden, ob es so seidenweich war, wie es aussah, doch sie sprang auf und sah ihn misstrauisch an.
„Was machst du da?“
„Nichts“, erwiderte er. „Da war ein Insekt in deinem Haar.“
Sie seufzte leise. „Ich reite lieber zurück. Er wird sich schon fragen, wo ich bin. Ich muss pünktlich zum Abendessen zu Hause sein.“
Teague rutschte vom Felsen und landete auf den Füßen. Er streckte ihr die Hände entgegen, und Hayley sprang flink herunter. Während er ihr Gesicht genauer betrachtete, um sich jede Einzelheit einzuprägen, bevor sie verschwand, lagen seine Hände auf ihrer Taille. Hayley wich zurück, als habe die Berührung sie erschreckt.
„Vielleicht sehen wir uns mal wieder“, sagte sie. Sie schien sich unbehaglich zu fühlen.
„Kann sein. Ich bin oft hier. Wenn du morgen nach dem Abendessen hierher reitest, könntest du mich antreffen.“
„Ja, vielleicht mache ich das.“ Sie lächelte zögernd, dann winkte sie kurz und lief zu ihrem Pferd. „Wie heißt du eigentlich?“, rief sie, während sie sich in den Sattel schwang.
„Teague, Teague Quinn.“
Sie setzte ihren Hut auf und zog ihn tief ins Gesicht. „War nett, dich kennenzulernen, Teague Quinn.“ Sie wendete ihr Pferd und galoppierte in die Richtung davon, aus der sie gekommen war.
„Mist“, murmelte Teague. Jetzt wusste er genau, was seine Mutter damit meinte, wenn sie davon sprach, dass er eines Tages einem Mädchen begegnen würde, das ihn umhaute.
„Hayley Fraser.“ Ihm gefiel ihr Name, er klang neu und aufregend. Eines Tages würde er dieses Mädchen heiraten.
1. KAPITEL
Teagues Range Rover zog auf der unbefestigten Straße eine dicke Staubwolke hinter sich her. Er schaute auf den Tachometer, fand, dass die Federung noch etwas vertragen konnte, und trat ein bisschen fester auf das Gaspedal. Dabei behielt er die mit Schlaglöchern übersäte Straße fest im Auge.
Er hatte seine Runde beendet und war mit seinem Flugzeug gerade auf der Kerry-Creek-Ranch gelandet, als er einen Anruf erhielt. Doc Daley war mit einem kniffligen Kaiserschnitt bei Lanie Pittmans Bulldogge im Operationssaal in Bilbarra beschäftigt, deshalb musste er, Teague, sich um einen Notfall kümmern. Nachdem er die Einzelheiten erfragt hatte, wurde ihm klar, dass seine Dienste möglicherweise nicht willkommen sein würden – der Notruf kam von der Wallaroo-Farm.
Im Outback war Wasser so kostbar wie Gold, deshalb lohnte es sich, darum zu kämpfen. Rinder und Pferde konnten ohne Wasser nicht überleben, und ohne Rinder und Pferde war eine Farm nichts wert. Teague hatte keine Ahnung, wie und warum es zu dem scheinbar niemals endenden Streit um dieses bestimmte Stückchen Land gekommen war. Sein Großvater hatte schon gegen die Frasers gekämpft, ebenso sein Vater und heute sein älterer Bruder Callum.
Das alles musste er nun vergessen, da er sich auf Feindesgebiet begab, um ein krankes Tier zu versorgen. Wenn der alte Fraser sich weigerte, seine Hilfe anzunehmen, würde er sie ihm trotzdem geben.
Während Teague den Wagen über die holprige Straße lenkte, erinnerte er sich an seinen letzten Besuch auf Wallaroo vor zehn Jahren und empfand einen Anflug von Bedauern. Sehr deutlich stand ihm das Bild Hayley Frasers vor Augen.
Das war der schwerste Tag seines Lebens gewesen. Er war in eine neue Welt aufgebrochen, zur Universität in Perth, Hunderte Meilen weit entfernt von dem Mädchen, das er liebte. Sie hatte versprochen nachzukommen, sobald sie achtzehn war. Sie planten, beide halbtags zu jobben und gemeinsam zu studieren. Damals wusste er nicht, dass er sie zum letzten Mal sah.
Wochenlang blieben seine Briefe
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