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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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zum Salon führte. Sie spürte, wie sie sich näherten. Mary neben ihr machte einen Knicks, und Rose tat es ihr gleich. Als sie sich wieder aufrichtete, riskierte sie einen Blick durch die Wimpern.
    Sie sah zwei junge Damen, immer noch mit Hut und Schleier. Die eine, größer und anmutiger, hatte dunkle Haare und graue Augen. Das musste Lady Ada sein. Die andere konnte dann natürlich nur Lady Georgiana sein. Sie hatte weniger feine Züge, dafür aber einen so humorvollen Ausdruck im Gesicht, dass man das Manko kaum bemerkte. Rose fand, sie sah blass und müde aus, und obwohl sie munter mit Augustus plapperte, wirkte sie fast fiebrig, als müsse sie sich zur Fröhlichkeit zwingen.
    Rose hatte kaum Zeit, enttäuscht zu sein, dass die jungen Damen sie nicht erkannten, denn hinter ihnen stand gleich ein großer, gutaussehender Herr mit grauen Haaren und tiefgebräunter Haut. Das war Lord Westlake. Mit einem Mal sah er ihr unvermittelt in die Augen, mit einem eigenartigen, halb bestürzten Blick.
    Rose bekam Herzklopfen und senkte die Lider, ihre Wangen brannten. Wieso starrte er sie so an? Hatte sie etwas falsch gemacht? Aber eigentlich war sie sich sicher, dass das nicht sein konnte. Was sie so erschreckte, war der gefühlvolle Ausdruck in seinen Augen. Den konnte sie beim besten Willen nicht begreifen. Hätte sie nicht gewusst, dass das unmöglich war, hätte sie es fast für … Zärtlichkeit halten können.
    Sie hielt den Kopf gesenkt, bis alle Familienmitglieder im Salon verschwunden und die Flügeltüren geschlossen waren.

    Erst Stunden später war Ada endlich allein in ihrem Zimmer, nun völlig erschöpft. Zu ihrem Cousin William hatte sie nie besondere Nähe empfunden, aber in den zehn Jahren, die sie sich nicht gesehen hatten, schien er ihr noch widerwärtiger, Lady Edith noch anstrengender geworden zu sein. Und der offensichtliche Zorn, den ihr Vater aus unbekannten Gründen auf ihn hatte, machte es auch nicht besser. Bei steifer, gezwungener Konversation brodelte die Atmosphäre im Salon wie kurz vor der Explosion eines Pulverfasses. Eine hässliche Situation. William verwaltete die Güter, die er einmal erben würde, und Lord Westlake war zu ihm und dem inzwischen zwölfjährigen Philip seit dem Tod ihrer Eltern wie ein Vater gewesen. Dass nun solche Spannungen zwischen ihnen herrschten, warf einen Schatten auf die Rückkehr der Familie.
    Seufzend setzte sich Ada in den Sessel vor dem Fenster. Ihr Zimmer war klein, hatte aber mit dem Blick über den Rasen bis hin zum Grenzgraben und zum Wildpark die beste Aussicht. Mit dem Feuer im Kamin wurde es schnell warm, und plötzlich nahm Ada einen süßen, vertrauten Duft wahr. Er brachte Erinnerungen an die Kindheit zurück, an den Rosengarten, in dem sie mit Georgiana und einem anderen kleinen Mädchen gespielt hatte – wie hatte es gleich noch geheißen?
    Ada sah sich nach der Duftquelle um und entdeckte sie sofort. Auf den Frisiertisch hatte jemand eine Silberschale mit einer weißen Rose gestellt, schlicht, aber schön. Die Blüte schien das ganze Licht im Raum anzuziehen, schien immer größer und leuchtender zu werden und schimmerte wie eine Perle. Ada war der Unbekannten dankbar, die ihr die Rose gebracht hatte. Sie erinnerte sie an die Blumen, die die Hindus vor ihre Schreine legten.
    Es klopfte.
    »Herein!« Ada sprang fröhlich auf. Georgiana hatte sie also gefunden. Aber als die Tür aufging, stand eine schwarzgekleidete Frau mit strengem Gesicht vor ihr. Ada brauchte einen kurzen Moment, um sich zu erinnern, wer sie war: die Haushälterin.
    »Ja, Mrs Cliffe?«
    »Ich habe einen Brief für Sie, Mylady. Er ist heute Vormittag eingetroffen.« Sie hielt Ada ein Silbertablett mit einem Umschlag hin.
    »Für mich!« Ada erschrak. Es gab niemanden, der ihr schreiben würde – außer vielleicht ein paar Freundinnen in Indien, aber dass die sich schon so bald meldeten, war unwahrscheinlich. »Danke.« Sie nahm den Umschlag mit einem Lächeln an sich. Dabei fiel ihr auf, dass Mrs Cliffe bei aller Strenge sehr anziehende blaue Augen hatte. Sie musste einmal eine Schönheit gewesen sein.
    Als Mrs Cliffe gegangen war, nahm Ada den Brieföffner und schlitzte den Umschlag auf. Die energische, männliche Handschrift war ihr unbekannt. Sie überflog das Blatt, da sprang ihr eine Zeile ins Auge: … Ich habe die Ehre, Sie um Ihre Hand zu bitten .
    »Was!«, rief sie laut.
    Sie ließ sich in den Sessel fallen. Die Worte verschwammen vor ihren Augen. Der Erste, der ihr

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