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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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zu kennen, und sie waren alle keine Kinder mehr. Rose seufzte auf und ging hinunter, um Lady Georgianas Zimmer vorzubereiten.

3
    Der Zug fuhr schnaufend in Somertons Bahnstation ein, aus dem verschwommenen Grün der Bäume traten zunehmend schärfer die Umrisse von Blättern und Zweigen hervor. Lord Westlake lehnte sich aufgeregt aus dem Fenster und rief: »Wir sind da!«
    »Schon?« Ada fuhr erschrocken aus ihren Gedanken hoch.
    »Was soll das heißen, Ada? Wir haben stundenlang im Zug gesessen.« Georgiana lachte. Ada lächelte sie an, froh, dass ihre Schwester in so beschwingter Laune war. Sie hakte sich bei Georgiana unter, und gemeinsam gingen sie durch den Gang zur Tür. Der Kammerdiener ihres Vaters half ihnen aus dem Waggon, Lord Westlake folgte.
    »Ist das nicht grün hier!« Georgiana sah sich eifrig um. »In Indien war es natürlich auch grün, aber das Grün hier ist irgendwie anders. Das Licht ist anders. Ist dir das aufgefallen?«
    Ada murmelte etwas Zustimmendes. Georgie hatte recht, das Licht war anders – ferner, feuchter, kühler. Aber hier war eben alles anders.
    Sie hatte gedacht, sie würde nach Hause kommen. Aber wenn sie sich umsah, empfand sie nur, wie fremd ihr das alles war.
    Sie ließ sich vom Stallmeister in die Kutsche helfen und verschränkte die von Ziegenlederhandschuhen umschlossenen Hände im Schoß. Die Pferde trabten los, und beim Klirren des Geschirrs und Klappern der Hufe versank Ada wieder in die Gedanken, die seit jener Nacht auf der Moldavia unvermindert heftig in ihr tobten.
    Wie hatte das passieren können? Sie hatte immer gedacht, sie würde schreien, um sich schlagen, weglaufen, wenn je ein Mann sie bedrängen sollte. Hatte sich eingebildet, sie würde lieber sich selbst oder ihn umbringen, als ihre Ehre zu kompromittieren. Aber so war es nicht gewesen! Sie konnte sich nicht belügen: Ravi hatte sie nicht bedrängt. Er hatte sie geküsst, leidenschaftlich, und sie hatte seinen Kuss genauso leidenschaftlich erwidert.
    Schon beim Gedanken daran spürte sie, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, sie wünschte nur, es wäre vor Scham und Reue. Aber nein. Die entsetzliche Wahrheit war, dass sie einen Fremden, noch dazu einen Inder, geküsst – und es auch noch genossen hatte!
    »Ada, fühlst du dich nicht wohl?« Ihr Vater beugte sich zu ihr vor. »Du bist ganz rot im Gesicht. Hast du Fieber?«
    Ada zwang sich ein Lächeln ab und schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nur müde«, sagte sie. Ihr Vater war so gut zu ihr. Unverzeihlich, ihn so hinters Licht zu führen, ihn so zu enttäuschen. Ihre Augen begannen zu brennen, und sie ballte die Fäuste, damit ihr nicht die Tränen kamen.
    Seit jener Nacht hatte sie es kaum gewagt, ihre Schiffskabine zu verlassen. Allein beim Gedanken, im Speisesaal Ravis Blick zu begegnen, wurde ihr siedend heiß. Seekrankheit vorzutäuschen fiel ihr nicht schwer, wenn ihr sowieso speiübel war. Wenn er nun mit seiner Eroberung herumprahlte? Wenn Douglas Varley davon erführe und es ihrem Vater weitererzählte? Was war bloß über sie gekommen?
    Sicher wirst du ihn nie wiedersehen , sagte sie sich. Seltsam – ein tröstlicher Gedanke war das nicht.
    Sie starrte auf das sanfte Grün der Felder hinaus. Es fiel kein Regen, aber der Himmel war grau, die Zweige tropfnass, und die Feuchtigkeit hing in der Luft wie feiner Staub. Ada stellte fest, dass sie sich nach einem befreienden Monsunregen sehnte. Wenn sich diese Anspannung nur endlich lösen würde!
    Auf einmal hupte es, und es näherte sich ein Donnern, als stürme ein Drache auf sie zu. Ada setzte sich erschrocken auf. Die Pferde wieherten, der Kutscher stieß einen Warnruf aus. Eine Staubwolke wirbelte neben dem Fenster auf, es roch nach verbranntem Öl. Als Ada hinaussah, raste etwas vorüber. Unwillkürlich zuckte sie zurück. Flüchtig erblickte sie einen Mann, der mit seiner Schutzbrille aussah wie ein Insekt.
    »Ein Automobil!«, rief Georgiana und sah aufgeregt aus dem Fenster. »Papa, schau mal!«
    »Danke für den Hinweis, Georgiana, das war kaum zu übersehen.« Lord Westlakes Missbilligung war kaum zu überhören.
    Ada wechselte mit Georgiana einen amüsierten Blick und wandte sich mit einem neckischen Lächeln an ihren Vater. »Du musst dir auch eins zulegen, Papa. So was hat jetzt jeder – wie elektrisches Licht.«
    »Elektrischer Mumpitz!«
    Beim Anblick seiner entrüsteten Miene konnte sich Ada ein Lachen nicht verkneifen. Sie sah wieder aus dem Fenster, und da endete die hohe Hecke

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