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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Klampfofon?«
    »Nein, ein Grammophon. Es spielt Musik«, erklärte Rose.
    »Wie das?«
    »Ach, frag mich nicht. Vielleicht mit dieser Elektrizität.« Rose sah das Gerät sehnsüchtig an. Natürlich würde es ihr nie erlaubt sein, es zu berühren, vielleicht nicht einmal, es abzustauben. Es war viel zu teuer, als dass man es einem einfachen Hausmädchen anvertrauen konnte. Aber wie wunderbar wäre es, wenn sie Musik mit sich herumtragen und jederzeit, wenn ihr danach war, hören könnte!
    »Hast du gemerkt, wie schwer Lady Adas Schrankkoffer ist?« Martha machte kugelrunde Augen. »Da sind wahrscheinlich lauter Saphire und Rubine drin. Ich habe gehört, dass auf manchen indischen Juwelen ein Fluch liegt …«
    »Martha!« Die tadelnde Stimme von Roses Mutter brachte alle zum Schweigen. »Das geht dich gar nichts an. Zurück an die Arbeit.« Martha eilte in die Küche. »James, Roderick, schafft Lord Westlakes Gepäck auf sein Zimmer.«
    »Soll ich auspacken?«, fragte James. »Oder reist Seine Lordschaft mit Kammerdiener?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Die Verbindung am Fernsprecher war sehr schlecht.« Sie sah den Butler an. »Mr Cooper, wären Sie vielleicht so freundlich und würden nur diesen einen Koffer auspacken? Sie haben doch schon früher Seine Lordschaft bedient. Da werden Sie wissen, wie er die Dinge haben möchte.«
    Mr Cooper neigte seinen kahlen Schädel und sagte: »Da dies ein Notfall ist, Mrs Cliffe, bin ich gern zu Diensten.«
    »Danke.« Roses Mutter betrachtete die Gepäckstücke. »Annie und Rose, ihr müsst euch um die Koffer der jungen Ladys kümmern. Die Lakaien werden sie hinauftragen, wenn sie Lord Westlakes Gepäck nach oben gebracht haben.«
    Rose bückte sich, um den Koffer neben ihr zu untersuchen. Sie wollte sehen, womit sie es zu tun bekäme. Auf den Messingschnallen war ein erhabenes Monogramm aus kleinen Nieten angebracht: FT. »Wer ist denn FT?«, fragte sie. »Das sind doch nicht die Initialen der Familie.« Sie sah sich das Gepäck genauer an. »Und schaut mal, diese Hutschachteln! Die haben dasselbe Monogramm. Wem gehören die Sachen?«
    »Du hast recht. Verdammter Mist!«, sagte Roderick. »Die haben das falsche Gepäck geschickt.«
    Rose lief sofort zur Tür. »Tobias, lass den Mann nicht wegfahren!«, rief sie. »Er muss alles zurückbring…« Sie verstummte, denn das Fuhrwerk polterte schon davon. Und dahinter tauchte eine junge Frau mit sehr blonden Haaren und einem niedlichen, fast puppenhaften Gesicht auf, die einen kleinen Lederkoffer trug. Sie betrachtete den Hof mit einem scharfen, abschätzenden Blick und machte sich dann auf den Weg über das Pflaster zum Hintereingang.
    »Wer ist denn das ?«, flüsterte Rose Annie zu. Beide standen halb vom Türrahmen verdeckt und spähten hinaus.
    Die junge Frau trug ein blassgrünes Reisekleid und primelgelbe Handschuhe; die Federn auf ihrem Hut wippten, als sie über die Schwelle trat. Das Kleid war zwar nicht der letzte Schrei, für Rose aber, deren Garderobe aus zwei Dienstmädchen-Uniformen, Flanellunterröcken und einer zusätzlichen Schürze zum Feinmachen bestand, eine elegante Aufmachung. Allerdings konnte die Fremde keine Lady sein. Sonst hätte sie das Haus durch die große Eingangstür betreten, nicht durch den Dienstboteneingang.
    Mit geziert erhobenem Kinn ließ die junge Frau den Blick über die mit offenem Mund dastehenden Dienstboten wandern wie eine Herzogin, die eine Reihe wenig verheißungsvoller Küchenhilfen inspiziert.
    »Warum hat mich niemand vom Bahnhof abgeholt?«, verlangte sie zu wissen.
    Die Diener sahen einander verständnislos an.
    »Miss – Verzeihung – wer sind Sie?«, fragte Mr Cooper.
    Die junge Frau runzelte die Stirn.
    »Du meine Güte! Man hat mich schon vorgewarnt, auf dem Land ginge alles einen langsameren Trott, aber auf so viel Begriffstutzigkeit war ich nicht gefasst.« Sie drückte Mr Cooper ihren Sonnenschirm in die Hand und steuerte energisch auf den Dienstbotendurchgang zu. Als die Unbekannte an der Küche vorbeimarschierte, kam die Köchin heraus und starrte ihr verblüfft nach.
    Roses Mutter fasste sich als Erste.
    »Da darf sie nicht durch. Die Herrschaften werden sie sehen.« Sie lief ihr nach, und Rose folgte ihrer Mutter; sie kamen gerade noch rechtzeitig, um die junge Frau die Treppe in das Haupthaus hochrauschen zu sehen.
    Rose hielt den Türflügel beim Zurückschwingen fest, hinter ihr drängten sich Martha, James und sogar Mr Cooper in den Spalt, ganz Auge und Ohr.

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