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Rasheed, Leila

Rasheed, Leila

Titel: Rasheed, Leila Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rueckkehr nach Somerton Court
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Die junge Frau war mitten in der Eingangshalle stehen geblieben, direkt unter dem Lüster, und blickte sich um und nach oben. Porträts der Lords von Westlake vergangener Jahrhunderte säumten die Wände, Statuen, die sie von ihren großen Bildungsreisen nach Italien und Griechenland mitgebracht hatten, standen in den Ecken wie nackte Gäste, die unter dem Basiliskenblick der früheren Herren zu Stein erstarrt waren. Rose erwartete halb, dass auch die junge Frau wegen ihrer Anmaßung zu Stein erstarren würde, doch sie widersetzte sich hartnäckig dieser Strafe und blieb frisch und munter.
    »Zeigen Sie mir umgehend Mrs Templetons Zimmer«, forderte sie. »Warum sehe ich keine Anzeichen von Vorbereitungen für die Hochzeit? Bitte sagen Sie mir wenigstens, dass Sie mit dem Kuchen schon angefangen haben!«
    Mrs Cliffe verschränkte die Arme. »Hier liegt ein Irrtum vor. Dies ist Somerton Court, Sitz der Earls von Westlake. Wir erwarten Lord Westlake täglich aus Indien zurück. Es gibt keine Hochzeit, und wir wissen nichts von einer Mrs Templeton.«
    Die Lippen der jungen Frau begannen zu zucken; sie verzog den Mund zu einem schwachen, ungläubigen Lächeln.
    »Heißt das, Sie haben das Telegramm nicht bekommen?«
    »Welches Telegramm?«
    »Gleich nach Lord Westlake werden seine Verlobte eintreffen, Mrs Fiona Templeton, und ihre Kinder. Ich bin Stella Ward, Mrs Templetons Zofe. Lord Westlake und meine Lady beabsichtigen, so schnell wie möglich nach ihrer Ankunft auf Somerton Court zu heiraten.«
    »Heiraten?« Das Echo kam von einer wütenden Männerstimme über ihren Köpfen.
    Rose fuhr zusammen und blickte hoch. Auf der Haupttreppe, eine Hand auf dem polierten Eichengeländer, stand unter dem Gemälde von Cupido und Psyche ein junger Herr mit roten Locken und beträchtlichem Bauchumfang. Es war Sir William, Lord Westlakes Neffe und bis zu Miss Wards Ankündigung sein unangefochtener Erbe.

2
    »Hört mal, ich komme gerade aus dem Frühstückszimmer. Sir William hat eine Stinkwut!« James grinste, als er mit dem leeren Tablett die Treppe herunterkam. Rose, die von Sir Williams lächerlichen Zornesausbrüchen gehört hatte, ließ sich von dem Grinsen anstecken. »Er hat die scharfen Nierchen quer durchs Zimmer geschleudert. Als ich rausging, war der kleine Köter von Lady Edith gerade dabei, sie zu fressen.«
    »Schön, wenn du da lachen kannst.« Die Köchin beförderte die Teller mit lautem Geklapper in die Spüle. »Eine Verschwendung von gutem Essen nenne ich das. Annie, wo hast du das Salz hin verschlampt?«
    »Diese Miss Ward ist vielleicht ein Schätzchen, was?« Annie kam mit dem Salz angelaufen. »So was von blond. Glaubt ihr, dass die Haare echt sind?«
    »Und habt ihr ihre Taille gesehen? So schmal wie die von einer Lady.« Martha zog die Hände aus dem Spülwasser und zeigte, was sie meinte.
    Die Köchin herrschte sie an: »Willst du wohl aufhören, alles nass zu spritzen, und machst deine Arbeit? Die Taille von Miss Ward ist mir piepegal, für mich zählt nur die Plackerei, die sie uns aufhalst, und die Scherereien.«
    »Wieso Scherereien?«, fragte Rose.
    »Sei nicht so naiv, Rose. Solche schicken Londonerinnen wollen hier bestimmt einiges umkrempeln. Und wenn wir nicht auf Zack sind, wird Lady Westlake uns an den Ohren packen und an die Luft setzen. In meinem Alter will ich mich nicht nach einer neuen Stelle umsehen müssen!« Sie knallte den Brotteig auf den Tisch.
    »Glaubst du wirklich, die würden uns rausschmeißen?« Rose war schockiert. Sie lebte auf Somerton Court, seit sie fünf war und ihre Mutter aus dem Dorf hierher gezogen war, um die Stelle als Haushälterin anzutreten. Sie konnte sich unmöglich vorstellen, dass man sie zwingen könnte, das Haus zu verlassen. Obwohl sie wusste, dass sie eigentlich keinerlei Anrecht darauf hatte, empfand sie den Herrensitz als ihr Zuhause.
    »Ja, das glaube ich. Und deshalb legst du jetzt lieber einen Zahn zu, ja? Du solltest oben sein und deiner Mutter helfen, die Zimmer herzurichten, und nicht hier unten deine Zeit mit Getratsch vertrödeln!«
    Rose rannte hinauf, um es mit dem Berg Arbeit aufzunehmen, der vor ihr lag. Also standen große Veränderungen bevor! Das war aufregend, machte aber auch ein bisschen Angst. Sonst tickte das Leben auf Somerton recht beschaulich dahin. Sir William und Lady Edith waren in der Regel in London, und solange Cooper dafür sorgte, dass der Ertrag aus den Gütern an ihre Londoner Adresse ging, waren sie zufrieden. Aber

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