Rashminder Nächte (German Edition)
Lys zu. „Was braucht Ihr genau? Meine Suchzauber wirken nur etwa dreißig Meilen im Umkreis, wird das genügen?“
Lys schüttelte den Kopf. „Ich benötige ein Suchamulett, das genau das findet, was ich ihm zu suchen befehle.“
Kaiden pfiff laut. „Das kostet viel Kraft, Herr, und ich weiß nicht, ob ich stark genug bin, einen permanenten Zauber auf einen Gegenstand zu legen.“
„Es muss nur ein einziges Mal funktionieren. Ich bin kein Schatzsucher, ich muss lediglich ein Kleinod finden, das mir abhanden gekommen ist.“
„Dann gebt mir einen Eurer persönlichen Habseligkeiten, etwas, was Ihr bereits seit Jahren besitzt. Daran haften magische Energien am besten.“
Lys zog einen schweren goldenen Siegelring vom Finger, auf dem ein stilisierter Berglöwe als Wappen prangte. Kaiden ließ sich ohne weiteres Zeremoniell auf den Boden nieder und konzentrierte sich. Es würde ihn schwächen, einen solch machtvollen Zauber zu wirken, aber das nahm er gerne auf sich. Er würde nahezu alles auf sich nehmen, um Fillip zu retten. Dadurch würde er Mattus nicht zurückbringen können, aber womöglich etwas von der Schuld abtragen, die auf seiner Seele lastete.
Eryk starrte genauso wie alle anderen auf Kaidens kupferfarbenen Lockenkopf. Sein Partner hockte im Schneidersitz da, hielt den Ring offen in den Handflächen und furchte in äußerster Konzentration die Stirn. Durch die Magie, die er strömen ließ, standen ihm sämtliche Haare zu Berge, was bei den von Natur aus schon unbändigen Locken einen beeindruckenden Effekt hatte. Selten, dass Kaiden so viel auf einmal sammelte. Eryk kannte den Grund nicht, konnte ihn nicht einmal erahnen, aber es war offensichtlich, wie entschlossen Kaiden war. Sein Partner war kein Feigling, er nahm auch sinnlose Risiken auf sich, wenn ihn die Begeisterung forttrug – so wie gestern bei der Kletterpartie. Wenn allerdings im Vorfeld bereits klar wurde, dass es mehr zu verlieren und vielleicht nichts zu gewinnen gab, dann war stets Kaiden der Besonnere von ihnen beiden.
Kirian sagte leise etwas zu seinem Gefährten, was Eryk zurück in diese Welt brachte. Verlegen rückte er die Stühle zurecht.
„Vergebt, edle Herren, ich bin solch ein unziemlicher Gastgeber! Bitte, setzt Euch doch.“ Es gab zwar vier Stühle, davon war allerdings einer so wacklig, dass Eryk ihn vorsichtshalber beiseite nahm und sich nach kurzem Zögern auf den Tisch setzte. Viel schlimmer konnte er es nicht mehr machen, also benahm er sich lieber weiterhin schlecht als Gefahr zu laufen, dass der Stuhl unter ihm zusammenbrach.
Weder Lark noch die beiden Adligen wollten etwas essen oder trinken, ein Gespräch wollte nicht so recht aufkommen. Kaiden war derjenige, der eine Tischrunde unterhielt, während Eryk die Reaktionen der anderen beobachtete. Noch immer konnte er es nicht wirklich glauben – ein ausländischer Thronprinz und ein Sheruk saßen hier in seiner schmuddeligen Wohnstube. Zweifel an ihrer Identität hatte er keine, so, wie die beiden hier hereingekommen waren.
Als Kaiden sich endlich wieder regte, war er bleich wie ein Gespenst und dunkle Schatten prangten unter seinen Augen. Er torkelte leicht, als er sich aufrappelte und Lys den Ring übergab.
„Wie funktioniert es?“, fragte der Fürst, während er das Kleinod hin- und herwendete. Es sah unverändert aus.
„Steckt ihn an und konzentriert Euch auf das, was Ihr finden wollt. Wenn es sich auf dieser Welt befindet, werdet Ihr eine Reaktion des Rings spüren. Je näher Ihr dem Objekt kommt, desto stärker wird die Reaktion, bis Ihr es schließlich in den Händen haltet. Danach vergeht die Magie. Ich habe vorsichtshalber viel Kraft hineingebannt. Sollte sich das gesuchte Stück leicht und schnell finden lassen, könnte es sein, dass Ihr noch Gelegenheit zu einem zweiten Suchzauber erhaltet.“
Lys nickte und schloss die Lider. Schon nach wenigen Momenten blickte er lächelnd auf.
„Ich spüre eine Art Kribbeln, es zieht mich nach Osten. Es scheint allerdings recht weit entfernt zu sein. Möglicherweise müssen wir nach Irtrawitt.“ Er wechselte einen seltsamen Blick mit Kirian, sagte allerdings nichts weiter.
„Wie funktioniert diese Magie?“, fragte Kirian neugierig, während Kaiden sich neben Eryk auf die Tischplatte setzte, wofür er achtlos einen Stapel Holzschüsseln beiseiteschob. Bei der Frage leuchteten Kaidens Augen auf und er sprudelte hervor:
„Man muss sich das so vorstellen: Reine magische Energie wird an
Weitere Kostenlose Bücher