Rashminder Tage 02 (German Edition)
hatte ich nicht angeordnet.“
Der Fremde war wieder da. Cael versuchte vor ihm zu fliehen, in Gedenken an die wahnsinnigen Schmerzen. Aber diesmal brannte die Berührung nicht. Er wurde losgebunden und auf den Rücken gerollt. Cael wehrte sich nicht. Er wusste, es ging schneller vorbei, wenn er es einfach geschehen ließ. Sich weich machen schützte vor Verletzungen. Hoffentlich musste er nicht mit dem Mund …
„Du bist geschult, wie ich sehe“, sagte der Mann. Cael konnte nicht heraushören, ob das lobend oder missbilligend gemeint war. Oder was geschult bedeuten sollte. Er schnaufte etwas, das als Bejahung verstanden werden konnte und wartete mit geschlossenen Augen auf die erste Attacke. Hände, die sich grob nahmen, was er nicht freiwillig geben wollte.
Das Bett gab ein wenig nach, als der Mann sich zu ihm legte, Cael auf die Seite drehte und mit dem Rücken zu sich heranzog. Überrascht spürte er, dass der Mann anscheinend nicht erregt war und ihn an keiner Stelle mit bloßer Haut berührte. Selbst die Hände waren mit mehreren Lagen Stoff bedeckt und eine dünne Decke blieb zwischen ihnen.
„Mach dich schön klein“, flüsterte es hinter ihm. „Nicht zu viel zappeln, es würde dir weh tun. Versuch nicht wegzulaufen, dir wird es bei mir gut gehen.“
„Wie heißt du?“ Cael hatte nichts sagen wollen, doch die Worte waren ihm entglitten, ohne dass er es hätte aufhalten können.
„Mein Name ist Naxander. Du wirst mich Meister nennen.“
Es dauerte eine ganze Weile, bis Cael sich entspannen und einschlafen konnte, und mehrere Tage, bis er begriff, dass sein Meister zwar seinen Körper wollte, doch nicht so, wie er es bisher erlebt und durchlitten hatte: Naxander brauchte jemanden wie ihn, der so klein war, dass er ihn festhalten konnte, ohne ihn mit seiner Berührung zu foltern.
Was nicht bedeutete, dass Naxander sich scheute ihn zu bestrafen, sollte er unartig sein …
„Sieh mich an.“ Larks Stimme klang sanft. Genauso sanft wie an dem Tag, als er Cael eingetauscht hatte wie einen Sack Mehl.
„Was willst du für ihn haben?“ Der Fremde betrachtete Cael ausdruckslos, aber davon wollte er sich nicht täuschen lassen. Er hatte zu viele solcher Männer gesehen. Respektable, reich gekleidete Bürger, Adlige, Händler. Sie kamen zu Naxander und ließen sich Jungen vorführen, die sie als Sklaven kauften. Naxander achtete darauf, dass keiner jünger als vierzehn war, er nannte es seinen letzten Funken Anstand. Cael hasste ihn dafür, dass er glaubte, es gäbe da eine Schmerzgrenze. Als wäre es weniger verachtenswert, vierzehnjährige junge Männer in die Sklaverei zu treiben als zwölfjährige Kinder. Oder achtjährige, sechsjährige … Es war abscheuliche Perversion, unabhängig vom Alter. Zumindest für sein Empfinden, und danach fragte niemand.
„Ich schenke ihn dir, wenn du willst“, sagte Naxander nachlässig. „Er ist zu groß für meine Zwecke geworden.“
„Darf ich also davon ausgehen, dass er noch unberührt ist?“ Erstaunlicherweise war da keine Gier im Blick des Fremden. Das war eigentlich etwas, was all diese Männer gemeinsam hatten, egal, wofür sie die Jungen kauften. Nicht alle landeten in den Betten ihrer neuen Herren, oft genug wurden sie für spezielle Sklavenarbeiten gekauft, für die Erwachsene zu groß, jüngere Kinder hingegen zu schwach waren. Was mit ihnen geschah, wenn sie ebenfalls zu groß wurden, wollte Cael gar nicht wissen.
„Unberührt ist er leider nicht, er kommt aus dem östlichen Hafenviertel. Ich hatte ihn jetzt fünf Jahre bei mir, du weißt, wofür. Er ist gut genährt, gesund und geschult.“
Ja, Naxander hatte ihn Lesen und Schreiben gelehrt, sobald er merkte, dass sich Cael dafür interessierte. Wichtiger war ihm gewesen, Cael die Hochsprache beizubringen, da er den Straßenjargon nicht leiden konnte. Es war eine harte Zeit gewesen, denn Naxander verstand sich hervorragend darauf, ein Opfer leiden zu lassen, ohne ihm ernstlichen körperlichen Schaden zuzufügen.
„Wenn du von Schenken sprichst, hast du stets einen Hintergedanken, mein Freund. Was willst du haben?“ Noch immer ruhte der Blick des Fremden auf ihm. Cael kümmerte sich nicht darum. Dieser Mann wirkte weniger widerlich als viele andere. Möglicherweise wollte er ihn gar nicht für sich selbst kaufen, sondern als Spielzeug für seine Frau. Auch so etwas kam vor.
„Lark, mein Bester, ich hätte tatsächlich eine Bitte, als Gegenleistung für einen kräftigen Burschen.
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