Rashminder Tage 02 (German Edition)
Richtung.“ Er konnte sich darauf verlassen, dass Cael ihn nicht vor den anderen Jungs demütigen würde. Eine ähnliche Mischung aus Abscheu und zähneknirschender Toleranz, wie Eryk es ertragen musste, wollte er nicht erfahren. Seit so vielen Jahren war es ihm gelungen, seine wahre Natur zu verbergen, er wollte daran nichts ändern. Nicht ohne Not.
„Bring mich nach Hause.“ Cael starrte ihn an, bittere Verzweiflung kämpfte gegen Zorn in seinem Blick.
„Ich will allein sein. Sei unbesorgt, ich neige nicht zu Dummheiten. Ich brauche keine Amme.“
Natt nickte bloß. Er wollte nicht zeigen, wie ungern er ihn gehen ließ. Wie erschreckend die Albträume und diese Anfälle haltloser Verzweiflung waren, die Cael quälten. Wie sehr er wünschte, ihm helfen zu können. Und wie erleichtert er zugleich war, ihn nicht mehr sehen zu müssen.
„Mach dich fertig, ich warte unten in der Stube auf dich.“
Natt war betäubt von dem Wechselbad der Gefühle, das Cael ihm aufgezwungen hatte. Die letzten eineinhalb Tage zählten mit zu den aufwühlendsten seines bisherigen Lebens. Er lief unten im Raum umher, auf seltsame Weise genauso erschöpft wie rastlos, bis Cael die Treppe herabkam. Er war angezogen und bewegte sich mit der mühelosen kraftvollen Eleganz eines Kriegers, der gelernt hatte, jeglichen Schmerz zu verbergen. Natt winkte ihm und ging auf die nächstgelegene Wand zu, bereit, Cael nach Hause zu bringen – da klopfte es an der Haustür.
Sie blickten sich kurz an, in einvernehmlicher Resignation. So klopfte bloß einer.
„Was will der denn hier?“, murmelte Natt gereizt, ging allerdings sofort los, um zu öffnen. Es konnte nichts Gutes bedeuten, wenn Lark persönlich herkam, zumal der doch gerade im Königspalast sitzen sollte.
~~*~~
Lark wirkte entspannt, was nicht viel zu bedeuten hatte. Er lächelte Cael zu, setzte sich unaufgefordert auf einem gepolsterten Stuhl nieder und bedachte sie beide mit einem ernsten Blick.
„Jungs, ich brauche euch. Zusammen.“
„Ich bin nicht tauglich für irgendwelche Einsätze, das hast du selbst gesagt.“ Caels Protest wurde mit einer Handbewegung weggewischt.
„Ich brauche deine Fähigkeiten. Da du nicht wie gewohnt allein vorgehen kannst, wird Natt dir zur Seite stehen. Es ist in diesem Fall auch deutlich sicherer, zu zweit vorzugehen, die Sache ist sehr gefährlich.“
„Was ist mit den anderen?“ Natt wusste, dass Cael sich nicht gut mit einem Partner arrangieren konnte, er befolgte keine Befehle und ging mit rücksichtsloser Arroganz und Leichtsinn Risiken ein, gleichgültig, ob seine Gefährten dadurch in Lebensgefahr gerieten.
Lark schüttelte den Kopf, was die Anspannung im Raum vervielfachte.
„Um was geht es?“, fragte Natt heiser.
„Um Leben oder Tod, was sonst?“ Lark wirkte mit einem Mal erschreckend müde.
„Eryk?“, fragte Natt mutlos.
„Unter anderem auch der.“
Natt wechselte einen weiteren ahnungsvollen Blick mit Cael und setzte sich nun ebenfalls, bereit anzuhören, was auch immer es zu wissen gab, um die Welt, Rashmind und seine Freunde zu retten.
~~*~~
„Eure Aufgabe ist es, Karchos zur Strecke zu bringen.“ Larks Gesichtsausdruck war ernst, darum blieb Cael das bittere Lachen im Halse stecken. Er schluckte zweimal, bevor er sich weit genug gefasst hatte, um beherrscht zu erwidern:
„Eher lasse ich mich in Öl kochen, als mich noch einmal diesem Mann zu nähern.“
„Du bist der Richtige für diese Aufgabe. Falsch. Du bist, gemeinsam mit Natt, der Einzige für diese Aufgabe. Du kennst mich, ich lüge viel, aber scherze nicht, wenn es um wichtige Dinge geht.“
Da war kein Spott oder irgendein anderes Zeichen, dass Lark ein Späßchen mit ihm treiben wollte.
„Ihr habt mich gerade erst aus diesem Loch rausgeholt, was eine ganze Reihe von Katastrophen zur Folge hatte. Und jetzt schickst du mich zurück? Er ist wahnsinnig, oder?“ Seine letzte Frage war an Natt gewandt, der unbehaglich auf seinem Stuhl hin- und herrutschte und es vermied, ihn anzusehen.
„Karchos rechnet nicht mit einem erneuten Angriff. Varel ist weiterhin eingeschränkt und kann euch nicht zur Gefahr werden mit seinen Flüchen – oh, ihn müsst ihr umbringen, falls es sich irgendwie einrichten lässt. Wen ihr sonst noch außer Gefecht setzt, bleibt euch überlassen, Hauptsache, Karchos tritt ab. Endgültig.“
Lark nickte bekräftigend, weiterhin sehr ernst und angespannt. Beides war ungewöhnlich für ihn, wie Cael aus
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