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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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vielleicht, oder um die Hierarchieleiter hinaufstolpern zu können. Ein gegnerischer Sheruk wäre genauso denkbar. Jemand, der Karchos beseitigen und seinen Platz einnehmen will. Bist du sicher, dass Naxander selbst dieses Artefakt geliefert hat?“
    „Nein.“ Lark lächelte ihn an, wie er es so oft tat, ohne dass man wusste, was ihn erheiterte. Cael hasste ihn dafür.
    „Nein, ich bin mir nicht sicher. Jeder könnte es der Lieferung beigefügt haben, was für deine Theorie sprechen würde, dass es jemand aus den eigenen Reihen war. Siehst du, das ist der Grund, warum ich dich brauche, meine Junge. Du kennst die Bande und du kennst Karchos.“
    „Ein Monat. Einen verdammten Monat lang war ich bei ihnen, einen Großteil der Zeit durfte ich im Dreck kriechen, ohne Karchos auch nur nahe zu kommen. Von kennen kann da keine Rede sein.“ Cael schnaubte, um seine Verachtung zu verdeutlichen. Es war anstrengend, sich so zusammengekauert an die Wand zu pressen. Demütigend. Warum tat er das?
    Weil es der beste Schutz vor Naxanders Unzufriedenheit war. Der einzige Schutz. Demut zeigen, bedingungslose Unterwerfung.
    Cael wimmerte leise, als Erinnerungen ihn überfielen, die er längst unter Asche und Staub begraben geglaubt hatte.
     
    „Ein hübscher Junge. Bring ihn zu mir.“
    Cael kämpfte mit aller Kraft gegen den bulligen Mann, doch er schaffte es nicht, sich freizuwinden und wegzulaufen, wie so viele Male zuvor. Die meisten unterschätzten ihn, hielten ihn für jünger als die acht Jahre, die er bereits zählte. Vielleicht waren es auch nur sieben, so genau wusste das niemand. Cael war klein und schmächtig, selbst für einen Straßenjungen. Das östliche Hafenviertel war bekannt für seinen Schmutz und Gestank. Hier befanden sich die Gerbereien, hier wurden die abgewrackten Schiffe entsorgt und vergessen, hier landete all der Müll von Rashmind, der nicht anderweitig zu verwerten war. Cael hatte ungläubig beobachtet, wie dieser reich aussehende Mann durch die Straßen stolzierte, als gäbe es all den Dreck und Gestank nicht, über den selbst seine Begleiter die Gesichter verzogen und versuchten, sich mit Tüchern davor zu schützen. Cael war ihnen gefolgt, neugierig, was die Männer hier zu suchen hatten. Dabei hatte er sich wohl verraten. Kreischend schlug er um sich, kämpfte darum, ihnen zu entkommen. Er kannte den Tonfall, wusste, was es zu bedeuten hatte, wenn ihn jemand einen hübschen Jungen nannte.
    „Halt still“, befahl der hagere, reich gekleidete Fremde. Er berührte Cael an der Wange. Intensiver Schmerz durchzuckte ihn, brachte ihn zum Schreien, steigerte sich, da er nicht losgelassen wurde, bis er wimmernd am Boden lag.
    „Bringt ihn weg.“
    „Wohin?“
    „In meine Kammer.“
    Cael hörte die Worte, ohne sie zu verstehen. Jemand packte ihn grob, fluchte über sein fettiges Haar und den Schmutz an seinem Leib. Die Welt drehte sich wie wild um ihn, alles verschwamm in Übelkeit erregender Weise. Magie? Er hatte von Magiern gehört, aber noch nie irgendwelche Zauberei gesehen. Einige Jungen und Mädchen, die er früher gekannt hatte, waren von Männern in weißen Umhängen oder von Priestern fortgeschleppt worden, weil sie angeblich magische Fähigkeiten entwickelt hatten.
    „Kümmert euch um dieses Drecksbündel.“
    Irgendwelche Erwachsenen rissen ihm die wenigen Lumpen vom Körper, scherten ihm den Kopf nahezu kahl und steckten ihn ewig lange in viel zu heißes Wasser. Cael zeterte, schrie, wehrte sich kratzend und beißend, bis ihn alle Kraft verließ. Gegen das Essen wehrte er sich nicht. Dass sie ihn auslachten und ein verfressenes Schwein nannten, war ihm gleichgültig. Das hier waren die anderen. Menschen, die keinen Hunger kannten und nicht auf der Straße lebten.
    Seine Haut brannte, als wäre sie abgezogen worden, als man ihn schließlich in einen schlichten Kittel steckte und in einen großen Raum zerrte.
    „Was ist das?“, fragte er den Mann, der ihn zu einem großen Holzgestell brachte, das ganz entfernt an ein Schiff erinnerte, nur, dass die Form nicht stimmte und der Boden weich war.
    „Ein Bett. Darin schläft man.“ Der Mann fesselte ihm die Hände an einen eisernen Ring in der Wand und ließ ihn allein. Cael rollte sich zusammen und wartete. Hier war es warm, keine stinkenden Dämpfe, keine Ratten, streunende Hunde, Betrunkene, Gesindel. Die Stille machte ihn schläfrig, sie drückte wie ein bleiernes Gewicht auf ihn nieder.
    „Na, warum hat man dich denn gefesselt? Das

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