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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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sei von Herzen bedankt für das Angebot.“
    Er nickte ihm zu und verschwand dann endlich.
    Lark der Kleinere drehte das leere Weinglas in den Händen und dachte intensiv nach. Sein letzter Triumph war das, was er von den Priestern über die Erbfolgen in Onur gehört hatte. Er war sich sicher gewesen, dass die Reaktion darauf entsprechend ausfallen würde, doch jetzt war er sich gar nicht mehr so sicher. Wenn er bloß irgendetwas tun könnte!
    Ich sehe besser noch einmal nach. Nur, um wirklich sicher zu sein …
     
    ~~*~~
     
    Ich glaube das nicht.
    Lys kniete gehorsam im Innenhof von Schloss Corlin am Boden, so, wie sein Vater es ihm befohlen hatte. Erebos hatte ihn kaum eines Blickes gewürdigt, als man ihn gemeinsam mit Kaiden und Eryk aus dem Verlies herausgezerrt, gefesselt und wie Schwerverbrecher hierher geführt hatte. All seine flehentlichen Fragen und Bitten hatte sein Vater ignoriert, bis Lys schließlich akzeptieren musste, dass es sinnlos war. Der schöne Brief, den sein Vater ihm geschickt hatte, alles Lüge. Kaiden hatte sich vehement für ihn einzusetzen versucht, obwohl er kaum im Detail wissen konnte, um was es hier überhaupt ging. Solange, bis ihm Erebos befohlen hatte zu schweigen, sollte ihm seine Zunge lieb sein. Und auch dann schien es, als würde der Magier ihn am liebsten in Stücke reißen wollen. Lys hoffte inständig, dass es den beiden gelingen würde zu fliehen. Es hatte ihm so gut getan, ihre freundlichen Gesichter zu sehen, und als sie zusammen in der Dunkelheit gehockt und gewartet hatten, waren ihre Stimmen ihm Trost und Wärme gewesen. Eryk hatte von Ringen erzählt, mit denen sie schützende Illusionen erzeugen konnten, sofern sie sich dabei innerlich nahe kamen. Ihr Angebot, ihn mit in den Zauber aufzunehmen, hatte er dankend abgelehnt. Nicht, weil es ihm zuwider gewesen wäre, sich auf eine innige brüderliche Umarmung einzulassen, hoffend, dass das ausreichte; sondern weil er diese Konfrontation mit seinem Vater gebraucht hatte. Die Erkenntnis, dass dieser Mann, der ihn gezeugt und in seinen Armen gewiegt hatte, auf dessen Schultern er als kleiner Junge sitzen durfte, mit dem er stolz gemeinsam ausgeritten war, der ihm bis zu dem Tag, an dem seine Mutter starb, immer mit Liebe begegnet war – dass es diesen Mann wahrhaftig nicht mehr gab. Als sie sich über Maruvs totem Körper zuletzt begegnet waren, hatte Lys gezweifelt. Vieles hatte für Erebos’ Hass und Verachtung gesprochen. Aber da waren auch seltsame Blicke gewesen und Anzeichen dafür, dass sein Vater doch noch etwas für ihn empfand. Es waren diese Zweifel, die ihn hergeführt hatten, gegen Kirians ausdrücklichen Rat.
    Hoffentlich habe ich ihn genug aufgepeitscht, dass er wirklich sofort gehandelt hat, dachte Lys und lächelte bei der Erinnerung an Kirians wütende Verzweiflung, mit der er ihn hatte ziehen lassen. Oh, Lys hatte ebenfalls gefürchtet, dass er in eine Falle gelockt werden sollte, und es war ihm bei weitem nicht so gleichgültig, wie er Kirian hatte glauben lassen. Ein Jammer, Erebos hatte wirklich keine Zeit verloren. Lys hatte gehofft, sein Vater würde ihn, wenn er ihn nicht tatsächlich versöhnlich in die Arme nehmen wollte, dann doch wenigstens für längere Zeit quälen würde. Wo war er geblieben, der Mann, der ihm stundenlange Vorhaltungen über seine Schwächen und Unzulänglichkeiten gemacht hatte? Der manchmal tagelang lamentierte, was für eine Strafe der Götter es sei, einen solch weibischen Sohn haben zu müssen. Diesmal allerdings hatte Erebos ihn unverzüglich an den Richtblock gefesselt. Sein Vater hielt den schweren Zweihänder, mit dem er ihn persönlich enthaupten wollte und wartete ungeduldig, dass die beiden Priester endlich mit der Segnung fertig wurden. Trotz des nahenden Todes spürte Lys keine Angst. Vermutlich hatte er in den letzten Jahren einige Male zu oft um sein Leben fürchten müssen, um Kraft dafür zu haben. Vielleicht schockierte es ihn lediglich zu sehr, dass sein Vater es tatsächlich eigenhändig vollziehen wollte. Obwohl es nur logisch war, denn keiner seiner Leute hätte dieses Amt übernehmen wollen. Lys spürte den Widerwillen, die Wut sämtlicher Soldaten und Diener, die hier im Innenhof versammelt waren. Auch Anira war hier, Robans Witwe. Sie hielt ihren kleinen Sohn im Arm, dessen Namen Lys immer noch nicht kannte. Ein Versäumnis, das ihn traurig stimmte. Sogar die beiden Priester waren unwillig, sie zogen das Ritual in die Länge und sparten bei den

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