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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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und bevor er sie zurück ins Bett schickte, damit sie sich von den Strapazen des vorigen Abends erholen konnte, fügte er hinzu, dass er die Situation mit Katarina's Hilfe vermutlich wieder unter Kontrolle bringen könne.
    Offenbar war so etwas schon mehrmals vorgekommen, das hatte sich Peer von einer genervten Katarina erzählen lassen. Julia war mehr als erleichtert.
    Als Peer sich verabschiedet hatte, legte sie das Handy auf den Tisch und widmete sich wieder ihrem Kaffee. Sie dachte scharf nach. Peer hatte ihr erklärt, dass Katarina in Alexej's Unternehmen die Rolle des sogenannten Syndikus einnahm. Eine Anwältin, die sich ausschließlich mit den Problemen innerhalb der Softlift GmbH herumschlagen musste. Auch kein toller Job, dachte Julia. Noch dazu mit einem so launischen Ex-Mann an Bord. Julia verzog unwillkürlich das Gesicht. Dieser Mann hatte wirklich Nerven.
    Wieso brachte er Julia in so eine beschissene Situation? War er sich überhaupt darüber bewusst, dass er beinahe ihre Karriere zerstört hatte? Julia kam zu dem Schluss, dass er vermutlich nicht realisierte, was er angerichtet hatte, weil er sich um seinen Job keine Sorgen machen müsste. Er musste in seinem ganzen Leben keinen Finger mehr rühren; er war reich und sein Vermögen reichte vermutlich aus, um eine zehnköpfige Familie nicht nur bis an ihr Lebensende zu ernähren, sondern auch mit jeglichem Luxus zu versehen, den man sich denken kann.
    Was Julia jedoch noch schlimmer fand, war seine offensichtliche Gleichgültigkeit ihren Gefühlen als Frau gegenüber. Sie hatte sich tatsächlich wie ein Flittchen gefühlt und musste schlagartig an Annabelle denken, die ihr eben diesen unschönen Kosenamen verpasst hatte. „Habe ich mir das denn alles bloß eingebildet?“, fragte sie sich verwirrt. Noch vor wenigen Stunden hatte sie geglaubt, dass da mehr gewesen war als bloß ein Geschäftsessen. Es war definitiv mehr als das, bestätigte sie sich selbst. Dieser wunderbare Kuss, diese Augen, dieser herbe Duft. Das wollte sie nicht einfach wegwischen.
    Julia beschloss, Deniz anzurufen. „Danke für die Warnung vorhin.“ Deniz antwortete nicht sofort, denn er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte: „Naja, du weißt aber schon, dass diese Geschichte noch nicht vorüber ist? Peer telefoniert gerade scheinbar wieder mit Katarina. Weißt du was? Ich glaube, er steht auf sie. Immer wenn die Sprache auf sie kommt, wird er total nervös. Tja, was seine Frau nicht weiß, macht sie nicht heiß, nicht wahr? - Julia?“, setzte er hinzu, als sie ihm nicht antwortete.
    Sie überlegte, ob sie Deniz mitteilen sollte, dass Peers Nervosität vermutlich weniger mit Katarinas aristokratischen Zügen als vielmehr mit den vier Millionen Euro zu tun hatte, die sie in den Sand gesetzt hatte. Sie sagte einfach nichts dazu und lenkte das Gespräch in andere Bahnen. „Hör mal, Deniz, was hältst du von dieser Annabelle?“ „Nichts. Du weißt doch, dass mich große Oberweiten nicht interessieren. Schon vergessen? Ich bin der schwule Designer, den in der Türkei niemand haben wollte.“
    Oje, warum muss er sich bloß immer wieder in Selbstmitleid suhlen, dachte Julia und antwortete kryptisch: „Das habe ich nicht vergessen. Ich meinte nicht, ob du sie attraktiv findest, sondern was du von ihr als Mensch hältst. Ich bin mir nämlich ziemlich sicher, dass sie verrückt ist.“
    Deniz war ein wenig beleidigt, weil sie seinen Schrei nach Aufmerksamkeit so dreist übergangen hatte, allerdings war er auch froh, dass Julia (sein geheimes Idol in der FemediaX GmbH) endlich mal ein paar persönlichere Worte mit ihm wechselte. „Mir ist bloß aufgefallen, dass sie dich nicht zu mögen scheint. Als du gestern nicht pünktlich gekommen bist, hat sie sofort die Augen verdreht und sich bemüht, dich vor Alexej durch den Kakao zu ziehen. Katarina hat ihr jedoch den Mund verboten. Ich habe das nicht so richtig mitbekommen, weil ich noch an unserer, sorry, deiner Präsentation herumgebastelt hatte.“
    Ja, das machte Sinn. Die Frau war wirklich verrückt. Und sie hatte offensichtlich Julia dazu auserkoren, ihr immer wieder aufs Neue zu beweisen, dass sie nicht nur verrückt, sondern sogar gefährlich war. Julia erzählte Deniz, der Klatsch tatsächlich liebte, in allen Einzelheiten vom desaströsen Abend in der Cocktailbar und verabschiedete sich schließlich, nachdem sie ihn überraschenderweise nach seinen Fortschritten bei seiner privaten Facebook-Ermittlung gefragt hatte.

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