Rasputins Erbe
gab. Wichtigere Dinge, die man besser unter vier Augen bespricht. „Ja, Julia, das geht in Ordnung. Matthias und seine Kumpels wollten noch um die Häuser ziehen. Verrückt oder? Mitten in der Woche saufen zu gehen?”
Kapitel 6 – Beste Freundinnen
„Hey, da bist du ja schon“, freute sich Verena, als Julia vor ihrer Tür stand. Sie war mit einer DVD und einer Tüte voller Süßkram und Knabbereien bewaffnet. Sie wollte den Vorabend erst einmal aus ihrem Gedächtnis streichen, da kam ihr ein spontaner Frauenabend wie gelegen.
Verena konnte eine kleine Auszeit ebenfalls gebrauchen. Ihr Bauch hatte mittlerweile monströse Ausmaße angenommen und sie ging nur noch selten vor die Tür. Sie war faul und außerdem bereits im Baby-Urlaub. Da musste sie sich natürlich – so weit es möglich war – um den Haushalt und die Katze kümmern.
Julia zog ihre alten neuen Lieblingsschuhe im Flur aus. (Ihre kaputten Manolo Blahnik Schuhe hatte sie schweren Herzens in die Restmülltonne gesteckt.) Sie begaben sich gleich in die kleine Küche, um ihre Leckereien vorzubereiten. Verena begann eifrig zu schwatzen: „Du musst mir das gleich nochmal ganz genau erzählen. Mit allen Einzelheiten.“ Sie sagte das mit Nachdruck, da sie natürlich bereits ahnte, dass sich Julia in Alexej verschossen hatte. Jedenfalls hoffte sie es, denn sie würde Julia nur zu gern wieder in guten (und starken) Händen sehen.
Julia beobachtete die werdende Mutter, die gerade dabei war die Schokolade und die Chips in verschiedene Schälchen zu verteilen, und versuchte sich vorzustellen, wie es wäre, selber schwanger zu sein. Nein, das wäre für sie ein Alptraum, schlussfolgerte sie.
„Wie schaffst du das bloß, mit so einem Bauch immer noch gute Laune zu haben?“, fragte sie ungläubig. Verena lachte wieder und meinte: „Das ist gar nicht so schwer. Matthias ist ein toller Mann und geht mir zur Hand, so oft es geht. Wenn du verstehst, was ich meine.“
Julia konnte es sich leider nur allzu gut vorstellen und dachte insgeheim, dass sie es begrüßen würde, wenn ihre beste Freundin ihr nicht immer wieder ihre sexuellen Abenteuer auf dem Silbertablett servieren würde. Sie fand die Idee, dass eine hochschwangere Frau und ein Mann miteinander Sex hatten, absurd. Sie ging darauf nicht ein, denn das war ihrer Erfahrung nach die beste Strategie, um Verena auszubremsen.
„Nein, das meinte ich nicht. Ich dachte nur, dass ein Baby bereits ausreichen würde, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Aber zwei? Weiß Matthias eigentlich, worauf er sich da einlässt?“ Verena erklärte ihr abermals, was für ein toller Ehemann ihr Matthias war und sie unterhielten sich noch eine Weile über Verenas überraschende Hochzeit im letzten Sommer und ihren Sinneswandel bezüglich einer frühen Schwangerschaft.
Verena war, genau wie Julia, gerade einmal 26 Jahre alt und hatte sich damals, als die beiden sich während ihrer Ausbildung kennengelernt hatten, ebenso wenig vorstellen können, schwanger zu werden, wie Julia.
Schließlich wechselten sie von der Küche ins Wohnzimmer, wo Julia von Amica schnurrend begrüßt wurde. Julia mochte Katzen total gern, denn sie war ja auf dem Land aufgewachsen und hatte als Kind selbst zwei gehabt.
Sie legte die mitgebrachte DVD ein, ließ sich auf die Couch plumpsen und startete den Film – im Videoladen hatten sie sich spontan für eine etwas ältere Liebesschnulze mit Hugh Grant entschieden. Julia wusste, dass Verena neuerdings auf so etwas stand und außerdem würde sie Alexej so sicherlich leichter vergessen können. Vorerst jedenfalls.
Als der Film begann, gesellte sich Amica zu den zwei Freundinnen, unschlüssig, auf welchem Schoß sie es bequemer haben würde. Sie entschied sich für die Mitte der Couch. Typisch Katze, dachte Julia, denn genau da war kaum Platz. Der Katze war das egal. Sie rollte sich schnurrend zusammen und war offenbar zufrieden mit sich und der Welt.
Julia und Verena lachten und hatten Spaß an dem Film. Sie futterten selig die Schokolade und das Knabberzeug, das Julia besorgt hatte und genossen ihre gemeinsame Zeit. Nach dem Abspann hatte Verena aufgrund ihrer Ausmaße einige Mühe, sich zurechtzurücken, um Julia gegenüber zu sitzen und sie mit vergnügten Augen zu fixieren.
„So, jetzt will ich aber genau wissen, was passiert ist. Du denkst vielleicht, ich würde es nicht merken, aber sobald du von diesem mysteriösen Alexej sprichst, hörst du dich so an, als würdest du ihn am liebsten
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