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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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wartet. Komm mit“, rief er, als er schon wieder auf dem Rückweg war.
    Julia gehorchte. Sie rückte ihren Rock zurecht und atmete tief durch. Sie ahnte, wer es sein würde und sie war dementsprechend aufgeregt. Julia war sich nicht sicher, wie sie Alexej in der Öffentlichkeit begegnen sollte. Sie konnte ihm ja schlecht zur Begrüßung um den Hals fallen. Julia versuchte sich vorzustellen, wie Peer gucken würde, wenn er sie so zusammen sah. Sie hörte Balus sanfte Stimme in ihrem Kopf widerhallen: „Du musst raus aus deiner Komfortzone!“ Julia ging schnurstracks auf Peers Büro zu.
    „Herein!“, röhrte Peer. „Mensch, du brauchst doch nicht klopfen. Jetzt setz dich endlich!“ Er war sichtlich erregt. Julia hingegen war überrascht, denn auf einem der weichen Sessel vor Peers Schreibtisch saß bloß Katarina. Allein. Sie sah ebenfalls sehr zufrieden aus.
    Julia begrüßte sie und setzte sich. Ihr erster Gedanke war: „Warum ist Alexej nicht gekommen?“ Sie war ein wenig enttäuscht, ließ sich jedoch nichts anmerken und wartete gespannt auf das, was als Nächstes passieren würde.
    Peer konnte sich nicht mehr gedulden und platzte heraus: „Du wirst die Softlift-Kampagne leiten. Ich habe Katarina auf dem Weg hierher getroffen und sie hat es mir sofort erzählt. Wir wollten gerade den Vertrag unterschreiben. Du solltest es als Erste wissen.“
    Julia war gerührt. Peer, der mit seinem breiten Grinsen wieder einmal zeigte, warum er hinter seinem Rücken „die Fledermaus“ genannt wurde, war offenbar nicht mehr sauer auf sie. Katarina ergänzte: „Natürlich kannst du es gleich deinen Kollegen erzählen. Wir – also mein Ex-Mann, der Vorstand und ich – sind sehr froh, dass wir uns für die FemediaX entschieden haben.“
    Sie lächelte ehrlich, wie Julia fand. Peer strahlte und es gab keinen Zweifel daran, dass er sein schönstes Weihnachtsgeschenk schon jetzt ausgepackt hatte.
    Julia antwortete: „Ich bin ebenfalls froh, dass wir zusammenarbeiten werden und...“ Julia stockte, fing sich aber wieder. „...und ich bin mir sicher, dass wir gute Ergebnisse erzielen werden.“
    Julia wartete darauf, dass ihr jemand auf die Schulter klopfte. Aber es passierte nichts dergleichen. Peer erhob sich und holte eine Flasche aus seiner Minibar hervor. Er bereitete drei ordentliche Drinks vor und kam – immer noch irre lächelnd – zurück, um die Getränke zu verteilen.
    Katarina winkte jedoch überraschend ab: „Vielen Dank, Peer, aber das Zeug trinke ich nicht.“ Peer wirkte verdattert und sein Lächeln war verschwunden. Julia hätte schwören können, dass sein Grinsen für immer in seinem Gesicht kleben geblieben wäre.
    „Ist das die falsche Sorte?“, fragte er nervös, weil der Vertrag noch nicht unterschrieben war und er wusste, dass er oder irgendeiner seiner Untergebenen sich keine Fehler mehr leisten durften.
    Katarina lachte: „Nein, nein. Ich trinke keinen Vodka. Aber einen Scotch könnte ich jetzt doch vertragen!“
    Julia wurde nicht gefragt, ob sie überhaupt Lust hatte. So war das nunmal, wenn es in einem Medienunternehmen etwas zu feiern gab. Dann wurde gesoffen. Das war Gesetz.
    Sie stießen auf eine erfolgreiche gemeinsame Zukunft an und als alle die Gläser geleert hatten, verabschiedete sich Julia wieder. Sie war zwar inoffiziell zur Juniorchefin ernannt worden, aber sie wusste nicht, ob Peer ihr den glamourösen Titel längst wieder entzogen hatte. Außerdem konnte sie bereits einen Blick auf den Vertrag erhaschen, als sie sich gesetzt hatte. Da war bloß Platz für zwei Unterschriften. Ihre große Stunde würde wohl noch warten müssen.
    Sie kehrte in ihr Büro zurück und war froh, dass das Hin und Her endlich ein Ende hatte. Andererseits war sie verärgert, dass mit keiner Silbe erwähnt wurde, welche Rolle sie bei diesem Projekt gespielt hatte.
    „Naja, vielleicht weiß Katarina gar nicht, warum Alexej sich plötzlich umentschieden hat“, dachte sie, als sie ihre Bürotür hinter sich schloss. Eigentlich wusste sie selbst es auch nicht, realisierte Julia verunsichert.
    Julia ging unruhig in ihrem Büro umher und versuchte einen klaren Gedanken zu fassen. Sie wusste nicht, wie ihre Beziehung zu Alexej funktionieren sollte, wenn sie geheim gehalten werden musste. Abgesehen davon war es absolut absurd, von einer Beziehung zu sprechen, wie Julia fand.
    Sie erinnerte sich an das Frühstück vom Vortag. Annabelle hatte ihr zum dritten Mal gedroht. Julia dachte an den uralten Spruch:

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