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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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bereits einen der zwei übrigen Stühle am kreisrunden Frühstückstisch geschnappt und sich dazugesetzt.
    Julias Laune war hinüber. Alexej schien gar nicht zu realisieren, was er da angerichtet hatte. Ihm war nicht bewusst, dass Julia immer noch dieses schreckliche Bild vor Augen hatte. Es war in ihr Gedächtnis gebrannt und sie würde noch länger daran zu knabbern haben. Der Mann, der hier mit ihr am Tisch saß, war für Julia bereits nach einer gemeinsamen Nacht mehr als nur ein Lover und Geschäftspartner. Sie wollte mehr. Aber was wollte Alexej? Sie wusste es nicht. Julia kam sich verarscht vor. Warum musste dieser Idiot die Stimmung wieder kaputt machen?
    Sie konnte sich nicht ewig ihren Grübeleien hingeben, denn Alexej wartete immer noch auf eine Reaktion.
    „Ja, natürlich. Das ist in Ordnung“, sagte Julia. Sie mied sowohl Alexejs als auch Annabelles Blick und schaute verbissen auf den Grund ihrer Kaffeetasse, die sie mit beiden Händen umklammert hielt.
    Julia konnte nicht sehen, dass Annabelle triumphierend lächelte. Annabelle begann ein Gespräch mit Alexej und jede Silbe, die sie sprach, versetzte Julia kleine Stiche.
    Sie stellte sich vor, dass Alexej am Tag zuvor vermutlich mit Annabelle in diesem Hotel gefrühstückt hatte, dass sie beide ebenfalls hemmungslosen Sex in dem riesigen Bett hatten, dass er mit ihr womöglich wirklich eine Art Beziehung führte.
    Julia verspürte den Drang, einfach aufzustehen und die Flucht zu ergreifen, aber sie riss sich zusammen und erinnerte sich an Balus Worte. Das meinte er also damit, dass sie ihre Komfortzone verlassen müsse.
    Das Gespräch zwischen Alexej und Annabelle über irgendeinen Termin am nächsten Wochenende bekam Julia gar nicht richtig mit. Sie horchte erst auf, als Annabelle plötzlich mit hoher Stimme ausstieß: „Oje, was ist denn mit deiner Hand passiert?“ Sie nahm seine Hand und schaute sie liebevoll an, als handelte es sich um ein hilfloses, verletztes Tier, das von ihr zuhause aufgepäppelt werden müsste.
    „Ach, das ist nichts. Ich habe mir die Hand im Aufzug eingeklemmt“, meinte Alexej und befreite sich aus Annabelles zärtlichem Griff. Er zwinkerte Julia zu, die im richtigen Moment zu ihm herüberschaute.
    Leider bekam Annabelle das mit und ihre zuvor triumphierende Miene verfinsterte sich. Sie wollte Alexej für sich allein haben.
    Julia spürte, dass Annabelle in der Gegenwart von Alexej keine Dummheiten machen würde.
    „Wie wäre es, wenn du dir gleich die Unterlagen aus meiner Suite besorgst? Ich rufe dich später an, dann besprechen wir alles weitere. Wie du siehst, habe ich bereits ein Date“, fügte Alexej lachend hinzu.
    Julia war sich sicher, dass Annabelle die Situation genauso wenig zum Lachen fand wie sie selbst.
    Annabelle war beleidigt. Sie stand abrupt auf und zischte nur noch: „Ich warte dann auf deinen Anruf.“
    Sie verließ den Tisch in Richtung der Aufzüge, die sich wiederum im Rücken von Alexej befanden. Julia starrte ihr nach und war erleichtert, dass die Tortur nur wenige Minute angedauert hatte. Sie wollte sich gerade wieder auf Alexej konzentrieren, als Annabelle sich umdrehte, ihr fest in die Augen schaute und mit dem rechten Zeigefinger eine ungeheuerliche Geste machte. Sie deutete auf Julia und zog danach ihren Finger, der eindeutig ein Messer symbolisieren sollte, waagerecht am Hals entlang.
    Julia blinzelte, um sich zu vergewissern, dass sie sich das nicht eingebildet hatte, aber Annabelle ging bereits schnellen Schrittes in Richtung der Aufzüge.
    „Julia, was ist denn bloß los?“, fragte Alexej mit gerunzelter Stirn. Julia war kreidebleich.
    „Ich, ähm, nein“, stammelte sie und versuchte sich wieder zu beruhigen. „Es ist nichts. Wahrscheinlich vertrage ich dieses komische Bankiva-Huhn nicht.“ Sie rang sich zu einem künstlichen Lächeln durch. Julia wollte eigentlich Alarm schlagen und Alexej endlich haargenau erzählen, was für schreckliche Dinge zwischen ihr und Annabelle vorgefallen waren. Aber irgendetwas sagte ihr, dass Alexej für all diese Dinge blind war. Entweder er konnte nicht sehen, was hier vor sich ging oder er wollte es nicht.
    Julia beschloss, abzuwarten. Bisher waren es bloß Drohungen gewesen. Sie hatte immer noch nichts gegen Annabelle in der Hand. Außerdem wollte sie sich nicht lächerlich machen, nicht jetzt, da sie gerade dabei war, Alexej näher kennenzulernen.
    Sie wollte sich von ihrer besten Seite präsentieren, auch wegen der Firma und dem Werbedeal.

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