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Rasputins Erbe

Rasputins Erbe

Titel: Rasputins Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norah Wilde
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sich freigenommen.
    Er beobachtete nun gespannt, wie sich die schüchterne Sarah im Raum bewegte und die Plakate mit ihren schmalen Fingern mal anhob, mal verschob.
    Sarah wusste es zu schätzen, dass sie nach ihrer Meinung gefragt wurde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass so etwas schon einmal vorgekommen wäre, daher wollte sie sich besonders viel Mühe geben.
    Sie las die vier verbliebenen Slogans leise vor und ersetzte sie entsprechend auf den einzelnen Plakatvorlagen.
    Am besten gefiel ihr das Plakat, auf dem eine hübsche Frau um die 30 mit verschränkten Beinen in einem Büro saß und auf ihrem Stift kaute und offenbar einem Tagtraum nachhing. Dazu passte jedoch keiner der Sprüche, die von den Copywritern im Eilverfahren hergestellt worden waren.
    Ein anderes Plakat, das sie ebenfalls sehr ansprechend fand, war ein wenig subtiler. Eine etwas jüngere Frau stand auf einer Wiese und ein gut aussehender Mann hält ihr mit seinen Händen die Augen zu. Auf dem Bild wirkte sie überrascht, jedoch auch erfreut.
    Sarah kramte in den Vorlagen und fand den ihrer Meinung nach am besten geeigneten Slogan rasch wieder.
    „Hält, was er verspricht“, las Sarah vor, diesmal lauter.
    Julia hatte ebenfalls gespannt zugeschaut, wie Sarah – vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben – die Arbeit eines Werbeteams übernahm.
    Sarah blickte verlegen auf und meinte: „Das hier finde ich gut.“ Deniz erhob sich endlich aus seinem Stuhl, um einem besseren Gesamteindruck vom Plakat zu bekommen.
    Julia lächelte. Deniz lächelte. In knapp einer Stunde waren sie nicht auf die Idee gekommen, die zwei Elemente so zu verbinden, dass sie Sinn machten.
    Sarah stand nun eingeengt zwischen zwei gut gelaunten Werbeprofis und wusste nicht, ob sie den Test bestanden hatte.
    Julia ergriff das Wort: „Fällt dir sonst noch etwas dazu ein? Vielleicht ein passender Markenname? Falls ja: Behalte ihn bitte für dich, sonst sind wir hier bald unseren Job los.“ Sie lachte und Deniz fotografierte das Plakat, wie Sarah es zusammengefügt hatte, damit sie es nicht mehr vergessen konnten. Sarah war verwirrt und wusste nicht, ob Julia einen Scherz machte oder ob sie es ernst meinte.
    „Ich, äh, ich weiß nicht. So wie ich das hier verstehe, geht es um Pushup-BHs, richtig? Wenn ich mir einen BH kaufen würde, der meinen, äh, Busen größer machen soll, dann, äh -“, begann Sarah unsicher. Julia nickte ihr aufmunternd zu, denn sie hatte das Gefühl, dass Sarah in ihrem Element war und ihnen bei ihrer Kampagne wirklich weiterhelfen konnte.
    Sarah fuhr fort, diesmal mit festerer Stimme: „Naja, ich möchte nicht auf den ersten Blick sehen, dass ich einen Pushup-BH kaufe. Ich will mir an der Kasse nicht eingestehen, dass meine Brüste zu klein sind. Und ich will nicht, dass andere das von mir denken. Ich meine, dass ich, äh, kleine Brüste habe.“
    Julia nickte langsam, konnte sich jedoch eine Anspielung auf Sarahs üppiges Dekolleté nicht verkneifen: „Na, darum brauchst du dir ja ohnehin keine Sorgen zu machen!“ Sie grinste und Sarah lachte leise. Sie spürte, dass sie den Test bestanden hatte. Und irgendetwas sagte ihr, dass es gar kein Test war, sondern dass Julia ihre Meinung wirklich schätzte.
    Deniz war ebenfalls beeindruckt. Er hielt Sarah bisher eher für einfältig und er kam sich nun ein wenig blöd vor, weil er ihr gegenüber solche Vorurteile hatte.
    Julia fiel ein, dass Sarah nicht einfach so in den Konferenzraum geplatzt war und fragte nach: „Du wolltest uns doch etwas sagen, nicht wahr?“
    „Ja, stimmt“, erwiderte Sarah, nun wieder aufgeregt. „Frau Gromow hat angerufen. Sie hat mitgeteilt, dass sie in dieser Woche doch nicht mehr vorbeikommen wird. Ich soll ausrichten, dass sie dir, äh, ich meine, Ihnen, voll und ganz vertraut“, setzte sie hinzu und wurde rot. Sie war sich sicher, dass sie eine Grenze überschritten hatte, weil sie Julia geduzt hatte.
    „Sarah, wir duzen uns hier alle und ich finde, es wird Zeit, dass du dich daran gewöhnst. Nur bei Peer solltest du dich noch etwas gedulden. Er ist in solchen Sachen ein wenig altmodischer als wir“, beschwichtigte sie Julia.
    Sie bedankte sich außerdem noch bei Sarah für ihren außergewöhnlichen Dienst, den sie Deniz und ihr erwiesen hatte: „Du hast uns wirklich weitergeholfen. Von mir aus darfst du gern öfter hereinschneien.“
    Sarah nickte und als sie die Glastüre hinter sich schloss, strahlte sie so sehr wie noch nie seit ihrer Einstellung bei

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