Rasputins Erbe
der FemediaX GmbH.
„Nicht schlecht, oder?“, fragte Julia. Deniz nickte und meinte: „Das war genial. Sarah hat uns wirklich weitergeholfen.“ Er übertrug die Fotos auf seinen Laptop, um später daran weiterzuarbeiten.
Julia fand, dass es Zeit für eine kleine Pause war und außerdem wollte sie endlich wissen, was mit Deniz los war. Sie konnte es nicht ertragen, dass jemand in ihrer Gegenwart schlechte Laune hatte. Vor allem nicht, nachdem sie bei ihrem Tätowierer eine so riesige Portion Selbstvertrauen getankt hatte.
„Sag mal, Deniz, was ist eigentlich los? Du hast dir gestern sogar frei genommen. Das ist doch gar nicht deine Art, wenn so wichtige Projekte anstehen“, stellte Julia neutral fest. Deniz wusste, dass sie ihn nicht kritisierte und war froh, dass sie ihn nach seinem Wohlbefinden fragte.
„Ach, ich habe wieder jemanden kennengelernt, aber -“, begann er trübselig. Julia unterbrach ihn sofort: „Das ist doch klasse. Dann kannst du den anderen Spinner endlich abschreiben, oder nicht?“
„Naja, es ist nicht so toll, wie ich mir das vorgestellt habe. Wir haben uns am Wochenende im Club getroffen“, fuhr Deniz fort. Julia dachte selbstzufrieden, dass sie ihn vor ein paar Tagen völlig richtig eingeschätzt hatte und nickte, um zu bestätigen, dass sie zuhörte.
„Wir sind auch rasch zur Sache gekommen. Er hat eine tolle Wohnung und wir haben uns prima verstanden. Aber in punkto Sex sind wir vermutlich nicht auf einer Wellenlänge. Er mags gern etwas härter, weißt du. Mit Fesseln und Peitschen und Lack und Leder. Wie kann man so etwas mögen? Mit Liebe hat das doch überhaupt nichts mehr zu tun, oder?“
Julia schaute Deniz verblüfft an; sie hätte nicht damit gerechnet, dass er ihr gegenüber so offenherzig von seinem Beziehungsleben berichten würde. Sie überlegte, dass er sich vermutlich hervorragend mit Verena verstehen würde. Julia konnte sich nicht erklären, warum sie die beiden einander noch nicht vorgestellt hatte.
Das, was Deniz da andeutete, war genau nach Julias Geschmack. Das hatte sie vor knapp einer Woche im Excelsior realisiert – und sie hatte es geliebt.
Julia beschloss jedoch nicht allzu viel von ihren eigenen Vorlieben preiszugeben, da sie mit dieser Art von Offenheit bei Verena schon die eine oder andere schlechte Erfahrung gemacht hatte.
„Tja, jeder Jeck ist anders. Das ist doch das Kölner Motto schlechthin, oder?“, fragte Julia und hatte Schwierigkeiten, sich ein Grinsen zu verkneifen.
„Ja, stimmt schon. Es war ja auch irgendwie schön. Aber ich glaube, dass er – er heißt übrigens Felix und sieht wirklich blendend aus – in Zukunft immer verrücktere Sachen machen will. Und ich bin mir sicher, dass ich das nicht will. Du hättest seinen Werkzeugkasten sehen sollen“, erwiderte Deniz und klickte aggressiver als vorher auf seiner Maus herum, um die Bilder der Plakate am Computer nachzubearbeiten.
„Werkzeugkasten? Ich wusste gar nicht, dass es schwule Handwerker gibt“, witzelte Julia, um Deniz auf positivere Gedanken zu bringen.
„Haha, sehr witzig. Er nennt es so. In dem Kasten ist kein Hammer oder so etwas. Da sind Handschellen, komisch geformte Dildos und so ein Zeug drin. Definitiv nichts für mich“, schloss er grimmig.
Julia fand es schwierig, sich auf Deniz' Beziehungsproblem zu konzentrieren, da seine Beschreibungen der so genannten Werkzeuge sie überraschend stark erregten.
Sie konnte das nächste Treffen mit Alexej kaum erwarten und sie hoffte im Gegensatz zu Deniz inständig, dass sie beim nächsten Mal einen Schritt weiter gehen würden.
Julia musste einige Zeit verträumt ins Leere geguckt haben, denn Deniz schaute zu ihr auf und bemerkte stirnrunzelnd: „Dir scheint das sogar zu gefallen. Gut zu wissen, dann weiß ich ja, was ich dir zu Weihnachten schenke.“
Diesmal grinste er. Julia wollte das Gespräch nun lieber wieder in harmlosere Gefilde manövrieren, denn sie war wirklich nicht daran interessiert, dass Deniz von ihren geheimen Vorlieben Wind bekam. Er sollte von ihr aus weiterhin denken, dass sie auf Blümchensex stand.
Julia und Deniz unterhielten sich also weiter über die Kampagne. Sie waren sich jedoch einig, dass sie für einen Tag schon sehr viel erreicht hatten und räumten den zum Bastelstudio umfunktionierten Konferenzraum endlich, um ihn wieder von dem Chaos zu befreien, das sie bei ihrem Brainstorming verursacht hatten.
Als sie zurück in ihr Büro ging, war Julia immer noch sehr gut gelaunt und
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