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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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eindeutig der von Aleksandra Fjodorowna. Daher als seine älteste Tochter würde ich eines Tages bald, sagen wir, Gräfin Matrjona Grigorewna werden? Oder, wenn man den Namen unseres eigenen Dorfes nähme, würde ich Baroness Pokrowskaja werden?
    Njet, njet , dachte ich mit einem Grinsen auf meinem Gesicht, als ich durch die eiskalte Luft eilte. Papa würde nie solchen Unsinn dulden, und er würde mich für einen so eitlen Gedanken ohrfeigen. Nicht nur war er viel zu stolz auf unser sibirisches Erbe - seine Freiheit, seinen Sinn für Gleichheit, nicht zu erwähnen sein Vertrauen auf die Natur und seine Jahreszeiten - aber ich war sicher, dass sein religiöser Glaube ausschließen würde, einen adeligen Rang anzunehmen. Andererseits würde eine Position in der Heiligsten Synode für ihn eine völlig andere Sache sein. Dann wiederum würde das sicher nie geschehen, denn solche wie die Bischöfe Hermogen, Sergius und Illiodor würden es nie erlauben. Sie waren vollkommen gegen Papa, indem sie ihn djawol - den inkarnierten Teufel - nannten.
    Der Chauffeur begleitete mich durch den Bogengang, durch den Hof und bis zur Haustür, die er für mich öffnete. Als er begann, mir hinein zu folgen, kehrte mein Hausverstand zurück und ich versicherte ihm, dass es nicht nötig sei, mich den ganzen Weg hinauf zu begleiten. Er bestand darauf, freundlich, aber fest, indem er sagte, er habe Befehle, mich bis zu Wohnungstür zu begleiten. Selbstsicher lehnte ich ab
    „Wirklich, es ist nicht notwendig.“ Zu dem Automobil nickend, das auf der Straße parkte, sagte ich: „Wie Sie selbst sehen können, haben wir die Sicherheitswachen draußen so wie drinnen. Ich bin sicher, dass zumindest zwei Männer in diesem Automobil sind, nicht zu erwähnen weitere zwei oder drei Männer, die im Treppenhaus postiert sind.“
    „Sehr wohl, Mademoiselle“, erwiderte er mit einem ergebenen Nicken seines Kopfes.
    Der Kälte entkommend, tauchte ich schnell hinein. Als ich die dunkle Eingangshalle unseres Gebäudes jedoch betrat, fand ich niemanden, weder Portier noch Wache. Sogar das Feuer in dem kleinen Eisenofen war ausgebrannt. Zuerst dachte ich mir nichts darüber, da ich annahm, dass die Agenten davongeschlichen waren, vielleicht um sich entweder mit einem Glas Tee zu wärmen oder etwas Schlaf zu bekommen. Oder konnten sie sich alle in dem Automobil aufwärmen?
    Aber dann in dem matten Licht eines einzelnen Wandleuchters sah ich eine dunkle Pfütze auf dem weißen Marmorboden. Als ich näher schritt, konnte ich sehen, dass die Pfütze nicht einfach dunkel, sondern rot war, und dann war es tatsächlich überhaupt nicht eine Pfütze, sondern eine klebrige Blutlache.
    Die Worte von Gospodin Ministir Protopopow kamen schreiend durch meinen Sinn: „Seien Sie jeden Augenblick auf der Hut!“
    Sofort suchten meine entsetzten Augen die Eingangshalle ab. Ich sah niemanden warten, um mich niederzuschlagen oder davonzuschleifen, aber zum ersten Mal waren auch keine Sicherheitswachen da. Schrecklich bewusst, wie alleine ich war, eilte ich zurück zur Haustür, um nach dem Chauffeur zu rufen; sein Angebot einer Begleitung den ganzen Weg zu unserer Wohnung schien nun zwingend zu sein. Sobald ich die Tür jedoch öffnete, fuhr die schöne, sichere Limousine des Zaren davon und verschwand um die Ecke.
    Als ich halb draußen stand, wobei mein Atem sich in kurzen schnellen Stößen bauschte, blickte ich über die Straße auf das dunkle Automobil. In einer sicheren, beständigen Bewegung, kletterte ein Mann, groß und stämmig, heraus. Ich kannte die meisten Sicherheitsleute vom Sehen, aber dieser eine in einer schwarzen Lederjacke und schwarzer Persianermütze sah nicht bekannt aus. Und als ich die Pistole so fest in seiner rechten Hand umgriffen sah, kannte ich meine einzige Vorgehensweise.
    Als ich zurück nach drinnen sauste, zog ich die äußere Tür fest zu. Ich tastete nach einem Schlüssel, etwas, irgendetwas, aber es gab keine Möglichkeit, sie zu versperren. Als ich einen letzten Blick aus einem Seitenfenster warf, sah ich, dass der fremde Mann in dem Ledermantel direkt auf das Gebäude zutrabte.
    Ich drehte mich um. Plötzlich wollte ich Papa, der immer für mich da war, umsorgte, beruhigte, segnete. Ich wollte in unserer Wohnung sein, sicher im Bett schlafen, das ich mit meiner Schwester teilte. Nein, ich wollte dort draußen bei Papa sein, in den vergoldeten Wänden des Aleksander-Palastes eingesperrt und umgeben von tausend bewaffneten Wachen. Ich

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