Rasputins Tochter
größten Feinden war. Sie - die atemberaubende schöne Matriarchin aus Russlands reichster Familie, die einst eine der engen Freundinnen der Kaiserin war - war im Wesentlichen aus dem Palast wegen ihres Hasses gegenüber meines Vaters verbannt worden. Hielt Fürst Felix seine Besuche in unserer Wohnung geheim, um seine Mutter zu betrügen, oder Gott verbiete es, waren seine Besuche vielleicht unter ihren schattenhaften Vorzeichen und Teil einer größeren Verschwörung? Zurückgewiesen von der Kaiserin war Fürstin Zinaida, hatte ich gehört, sehr eng mit mehreren Onkeln des Zaren geworden, die Großherzöge, die Rasputin verachteten und in ihm die Zerstörung der Romanow-Dynastie sahen.
Ich flog die dunkle schmale Hintertreppe sogar schneller hinunter als ich neulich das vordere Treppenhaus hinaufgekommen war. Egal jedoch, wie sehr ich mich beeilte, ich konnte den jungen Fürsten nicht einholen. Als ich von unserem zweiten Stock hinabgestiegen war, war die Hintertür des Gebäudes fest verschlossen. Nachdem ich das frostige Eis vom Fenster abgewischt hatte, guckte ich hinaus. Von hinten sah ich Fürst Felix, eingehüllt in seinem schweren Mantel, der schnell durch einen Bogengang ging, und im nächsten Augenblick war er verschwunden.
Ich war so müde und verwirrt, dass ich nicht zögerte. Würde Fedja mir wirklich alles erzählen, was ich wissen wollte? Ich war einfach so nahe, ich musste es versuchen. Als ich einen lockeren Ziegelstein auf dem Boden sah, schnappte ich ihn, benutzte ihn, um die Hintertür für meine Rückkehr offenzuhalten und schoss hinaus. Ein kleiner, aber sehr realer Teil meines Verstandes war sicher, dass, wenn ich es heute Nacht nicht herausfände, ich es nie würde, und ich eilte in die bittere Nacht. Meine Schuhe knirschten im Schnee, mein Kleid schwang von einer Seite zur anderen, und als ich den hinteren Bogengang hindurcheilte und in den Hof des anderen Gebäudes, sah ich ihn, seine Pelzmütze gemütlich über seinen Kopf gezogen.
„Fedja!“
Aber meine Stimme verschwand, eingefangen und von einem Schneewind davongeweht. Fürst Felix blieb nicht stehen, daher jagte ich hinter ihm her, als er nach links auswich und einer kleinen diskreten Gasse folgte.
Wir durften nie mit unbedecktem Kopf ausgehen, und meine Mutter wäre wütend gewesen, wenn sie mich ohne Kopfbedeckung und ohne Umhang durch die schreckliche Kälte hätte gehen sehen. Aber ich schenkte keine Beachtung, fühlte nichts, nicht einmal, wenn mein Füße auf dem eisigen Kopfsteinpflaster ausrutschten und ich beinahe in eine Schneewehe purzelte. Kaum jemand kannte diese Seitenstraße zu und von unserer Wohnung, darum war unsere Hintertreppe nicht bewacht und Fürst Felix benutzte sie fast alleinig. Ich nahm an, dass er seinen Wagen geparkt hatte oder einen Chauffeur an einem diskreten Standort warten ließ. Und tatsächlich erhaschte ich einen weiteren Blick auf seine Gestalt, als er ein letztes Mal durch einen niedrigen Gang bog, der auf die kleine Seitenstraße führte. Sich duckend, ging er weiter, erreichte den schneebedeckten Gehsteig und bog rechts ab.
„Fedja, bleib stehen! Bleib stehen!“
Ich rannte so schnell ich konnte, ich mühte mich ab, ihn einzuholen. Aber gerade als er aus dem Sichtfeld verschwand, fuhr ein Automobil langsam am Ende des Bogengangs vorbei. Mein Herz verkrampfte sich sofort. War das nicht der gleiche Tourenwagen, den ich früher gesehen hatte, der in unserer Straße parkte?
Wieder vor Furcht erhitzt, wurde ich langsamer, ging langsam durch den Durchgang. Als ich stehen blieb, ergriff ich die eiskalten Steinmauern und blickte um den Rand des Gebäudes. Ja, es war derselbe, und er fuhr nun neben Fürst Felix und blieb stehen. Sicher, dass der Mann mit der Waffe herausspringen würde, schrie ich beinahe, dass Fedja laufen sollte. Aber der Fürst schien nicht im Geringsten besorgt zu sein. Es war eher, als ob er den Wagen erwartet hätte. Und er schien nicht nur das Fahrzeug zu kennen, sondern auch seinen Insassen - nicht den Mann mit der Waffe, sondern jemand ganz anderen, einen großen gutaussehenden Mann, der aus dem Rücksitz kletterte. Ich konnte nicht glauben, was ich mit ansah, denn ich kannte ihn auch. Es war kein anderer als der fünfundzwanzigjährige Cousin des Zaren, Großherzog Dmitri Pawlowitsch, auch mit einer Militärmütze und einem Mantel bekleidet. Als olympischer Athlet und Liebhaber feiner Automobile war er in Petrograd bekannt als Lebemann und besser bekannt als der
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