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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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Favorit des Zaren. Die Kaiserin hatte ihn einst ebenso sehr geliebt, aber hatte begonnen, anders zu fühlen, denn sie hatte Gerüchte über das Trinken des jungen Großherzogs gehört, von seinen spätnächtlichen Aktivitäten während der Kriegszeit - und von seiner unangemessenen Zuneigung zu Fürst Felix.
    Natürlich hatte es großen Klatsch in der Stadt über die Beziehung zwischen diesen beiden jungen Männern gegeben, die zu den Höchstrangigen des Adelsstandes gehörten. Zunächst und aus einem einfachen Grund versuchten der Zar und die Zarin zu ignorieren, was sie gehört hatten: Dmitri war mit ihrer ältesten Tochter, Olga Nikolaewna verlobt gewesen. Als jedoch die schmutzigen Geschichten von Dmitri begannen zutage zu treten, war Aleksandra so verärgert, dass sie dem jungen Großherzog verboten hatte, Felix zu sehen, setzte sogar die Geheimpolizei auf die beiden an. Trotzdem kamen Berichte zurück, dass ihre Anordnungen ignoriert worden waren. Leute hatten sie zusammen gesehen, es wurde mehr als je zuvor geklatscht und die Kaiserin hörte alles, sowohl Geflüster als auch Berichte über Dmitri und Felix, die bis zum Morgen tranken, tanzten und Balletttänzer in die privaten Speisezimmer des Hotels Europa einluden. Schlimmer noch, als Dmitri in seine eigenen Gemächer im Sergeeiwski-Palast zog, half Felix ihm nicht nur, seine Zimmer verschwenderisch einzurichten, sondern zog ebenso eine Weile zu ihm ein.
    Eines Abends während jener Tage hatte ich Papa zum Aleksander-Palast begleitet, wo wir mit der königlichen Familie en famille speisten. Hinterher beim Tee im Ahornzimmer war ich auf einem Polster zu Füßen der Zarin selbst gesessen, und während sie freundlich meine Zöpfe streichelte, hörte ich zu, als sie Papa von den Berichten erzählte, die über die beiden Männer im Umlauf waren. Verärgert über die Unehrlichkeit, die gewiss in einer Ehe zwischen Großherzog Dmitri und Olga Nikolaewna offenkundig sein würde, nahm sich Papa kein Blatt vor den Mund - er verurteilte stark die Vereinigung. Und am nächsten Tag hob Kaiserin Aleksandra Fjodorowna die königliche Verlobung. Überflüssig zu sagen, dass seither Großherzog Dmitri Rasputin als seinen Erzfeind angesehen hatte.
    Dies wissend war ich überhaupt nicht schockiert, als ich erspähte, wie Dmitri Felix küsste, nicht im sibirischen Stil, dreimal auf die Wangen, sondern er küsste ihn voll auf die Lippen. Im nächsten Augenblick nahm der Großherzog den Fürsten bei seiner behandschuhten Hand und zog ihn auf den dunklen Rücksitz seines Automobils und sie fuhren davon, entweder in einer Nacht der lärmenden Festlichkeit unter den Zigeunern oder vielleicht in eine Nacht der Verführung.
    Oder hatte ich ganz Unrecht? Nur ein paar Stunden vorher, als Papa und ich nach Zarskoje Selo gefahren worden waren, hatte ich dem prächtigen roten Palast des Großherzogs auf der Fotanka Beachtung geschenkt. Die riesigen Fenster erstrahlten, hatte ich angenommen, von einer unpassenden Gesellschaft, einer Zusammenkunft des Adels, die mit ihren feinen Weinen und üppigem Fleisch protzten, während der Rest der Stadt an Mangel an einfachem Brot litt. Fürst Felix hätte zu der Zeit dort sein können. Aber was, wenn ich mich irre? Was, wenn der Palast nicht mit Trinkern und Tänzern und Zigeunermusikanten voll war, sondern mit einer Gesellschaft von Verschwörern?
    Zitternd vor schrecklicher Furcht und Kälte drehte ich mich um und eilte durch die stürmische Nacht nach Hause. So viel hatte ich erfahren: Im Leben meines Vaters war es so unmöglich zu sagen, wer ein Freund und wer ein Geliebter war, geschweige denn, wer ein Feind war.
    Noch schlimmer, diese Wahrheit schien für mich ebenso ausschlaggebend zu sein, denn als ich zu unserer Wohnung zurückkehrte und die Nische überprüfte, ruhte Sascha nicht auf dem Klappbett. Er war verschwunden.
     

Niemand von guter Gesellschaft redete von etwas anderem als Rasputin und der Notwendigkeit, ihn zu beseitigen. Und doch unternahm keiner eine Handlung, nicht einmal die älteren Großherzöge! Das war, wann und wie wir den Plan entwickelten. Wir - eine kleine Gruppe junger adeliger Männer - speisten gerade im Wintergarten am Astoria Hotel, und plötzlich platzte Großherzog Dmitri Pawlowitsch - der eigene Cousin des Zaren - damit heraus: Es liegt an uns, die Tat zu begehen und die Dynastie zu retten.
    Natürlich blickte mich jeder sofort an, nicht nur wegen meiner Verbindungen, sondern weil sie wussten, dass ich der

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