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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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keine Perfektion, geschweige denn Förmlichkeit.
    Die Frau in der Leitung schnauzte: „Das ist der Palast - warten Sie!“
    Sofort begann mein Herz so schnell wie eine junge Stute zu stürmen, die vor einem sibirischen Tiger davonrannte. Etwas lief schrecklich falsch und es brauchte keine Gabe der Einsicht, das zu verstehen. War etwas mit Papa geschehen?
    Es gab ein fernes Klicken, als die Vermittlerin Schnüre zog und die Verbindung herstellte, und im nächsten Augenblick kam eine hysterische Stimme aus der Leitung. E war eine Frau, so viel konnte ich erkennen, und obwohl sie versuchte zu sprechen, waren ihre Worte von Tränen überflutet. Trotzdem erkannte ich die sonst schöne Stimme als die von Ihrer kaiserlichen Hoheit, der Kaiserin von Russland. Ich umklammerte das Handtuch, das mein Herz bedeckte und kniff die Augen zu, wobei ich mich vorbereitete, die schlimmstmögliche Nachricht von meinem Vater zu hören.
    Als die Zarin, so vor Emotion überwältigt, nicht sprechen konnte, sammelte ich meinen Mut und machte einen Sprung in die Leere, wobei ich sagte: „Eure Hoheit, ich bin es … Maria Grigorewna.“
    „Oh, mein Kind!“, keuchte sie. „Ich brauche deinen Vater! Bitte, er muss sofort kommen! Aleksei Nikolaewitsch … mein Sohn … er stirbt!“
     

K APITEL 14
    Da wusste, was getan werden musste, hängte ich die Ohrmuschel auf, aber stand einfach da, zitterte und versuchte, meine Gedanken zu sammeln.
    „Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Warja, denn sie konnte den Schrecken und die frischen Tränen in meinen Augen sehen.
    Ich streckte die Hände nach ihr aus und sie rannte zu mir. Ihre Hand umklammernd, platzte ich heraus.
    „Der Erbe Zarewitsch … Aleksei Nikolaewitsch … er stieg aus dem Bett und stolperte über seine Spielsachen, und nun blutet er in seinem Knie. Er verlor schon unlängst so viel Blut, dass er jetzt bewusstlos ist. Die Kaiserin fürchtet, dass sein Ende schon nahe ist. Der Zar rast zurück von der Front, aber sie ist nicht einmal sicher, dass sein Zug ihn rechtzeitig nach Hause bringt.“
    Wie jeder Russe jeden Alters oder jeder gesellschaftlicher Stellung verstand Warja sofort die mögliche Katastrophe. Wenn der Erbe Zarewitsch dieser Welt verloren wäre, wäre es nicht bloß eine Tragödie für das Haus Romanow, es wäre ein nationales Hauptereignis, das die politische Landschaft ändern würde. Tatsächlich könnte es den Verlauf des Krieges selbst ändern. Die Kaiserin, die sie jahrelang bemüht hatte, einen männlichen Erben zur Welt zu bringen, wusste dies alles zu gut, genauso wie sie wusste, dass es nur einen Weg gab, ihren Sohn zu retten.
    „Wir müssen Papa finden“, sagte ich, drehte mich um und schoss zu unserem Schlafzimmer. „Ich muss mich anziehen, und wir müssen hinausgehen und ihn suchen. Es ist der einzige Weg, er ist der Einzige, der ihn retten kann!“
    Natürlich hatte ich Recht und Warja wusste es, genauso wie sie wusste, dass Dunjas Befehle für sie, zu Bett zu gehen und dort zu bleiben, nun unerheblich waren. Stattdessen agierte meine jüngere Schwester nun als meine Garderobiere, die mir half, Unterwäsche und Socken, eine warme Bluse und ein schweres Kleid anzuziehen. Wir arbeiteten beide kurz an meinen Haaren, rieben sie wild mit einem Handtuch ab, aber es war vergebens. Meine Haare waren noch eindeutig feucht, sogar als wir zur Haustür eilten, unsere Schuhe zubanden, unsere Umhänge umwarfen und unsere Handschuhe und Strickmützen schnappten.
    Minuten später als wir beide aus unserer Wohnung und die Treppe hinunterflitzten, fragte ich mich, ob es hoffnungslos war. Die Kaiserin hatte schon ihr schnellstes Automobil gesandt, und es würde vielleicht in fünfzehn oder zwanzig Minuten hier sein. Gab es eine Hoffnung, dass ich bis dahin Papa finden konnte? Würden wir in der Stadt herumfahren müssen, von Restaurant zu Restaurant und von einer berüchtigten Wohnung zur nächsten, um ihn zu finden? Lieber Gott, wenn das Glück bei uns wäre, könnte es noch Stunden dauern, und sogar dann finden wir Papa vielleicht sinnlos betrunken. Falls ja, würde ich wieder imstande sein, ihn nüchtern zu machen? Und was, wenn wir ihn überhaupt nicht finden? Was, wenn Fürst Felix und Großherzog Dmitri ihn fortgelockt hatten, entweder zu einer versteckten Chlyst -Orgie von Adeligen oder in eine großherzogliche Verschwörung? Als wir die Treppe hinunterrasten, vorbei an den Sicherheitsmännern, die in jedem Stockwerk postiert waren, rollte die schlimmste

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