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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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Stunde später wurde ich, wie versprochen, endlich befreit. Wohingegen ich zuvor kraftlos wegen der Kälte war, war ich nun leicht benommen wegen der Hitze. Als Dunja mich fest in Handtücher wickelte, lehnte ich mich an meine Schwester als Stütze.
    Als unsere Haushälterin ein Handtuch um meinen Kopf zurechtmachte, sagte sie beruhigend: „Das ist es, Kind. Alles wird gut. Ich bin sicher, dass wir den Großteil der Gefahr ausgetrieben haben. Nun, Warja, hilf deiner großen Schwester ins Bett. Und vergewissere dich, dass sie zugedeckt ist und es nett und warm hat, einverstanden?“
    Warja, die die Gelegenheit genoss, über mich zu herrschen, nickte begierig mit dem Kopf. „ Konjetschno .“
    „Und Maria, du wirst dort im Bett bleiben, nicht wahr, während ich den Block um mehr Fisch hinunterlaufe? Versprich es mir, ja?“
    Besiegt konnte ich nicht mehr tun als nicken.
    „Du braucht keine gestrige Suppe mit gestrigem Fisch. Du musst etwas Frisches und nur einmal Gekochtes haben. Du verstehst, der Fisch wird stärker sein, und der wiederum wird dich auch stärker machen. Nun zieh deine tapotschki an“, sagte sich und reichte mir meine Pantoffeln. „Wir können deine Füße nicht wieder kalt werden lassen. Ich werde sobald ich kann zurück sein. Hoffentlich wird es keine Warteschlange wie letzte Woche geben. Kannst du dir vorstellen, es gab nicht einmal Dorsch! Oh, dieser Krieg!“
    Sogar als sie den winzigen Waschraum verließ, wo wir alle noch versammelt waren, rasselte Dunja weiter über dies und das. Ich schenkte keine Aufmerksamkeit, und sobald sie fort war, wickelte ich das Handtuch, das um meinen Kopf gewunden war, ab und benutzte es, um mein dichtes dunkles Haar abzutrocknen.
    „Hilf mir, Warja“, sagte ich mit schwacher Stimme, als ich mich zu ihr beugte.
    Sie packte einen Teil des Handtuchs und begann meinen Kopf abzureiben, und dann fragte sie zum ersten Mal: „Was ist mit dir passiert? Bist du hingefallen oder so etwas? Ich meine, wie wurdest du so nass?“
    Sollte ich es ihr erzählen? Konnte ich? Letzte Nacht hatten Papas Visionen sie zu Tränen gerührt; was würden meine eigenen heute tun? Plötzlich fühlte ich mich viel älter als Warja, als ob meine Jungend mit dem Wind davongelaufen wäre, um nie mehr zurückzukehren. Wohingegen vor nur wenigen Tagen mein Kopf aufgeregt gewesen war vor hübschen Kleidern und feinen Schuhen, gutaussehenden jungen Soldaten und den Blicken, die sie mir zuwarfen, nun sah ich nur Intrige und Drohung, Armut und Verzweiflung. Und bevorstehende Gefahr für meine Familie.
    „Jemand jagte mich durch den Markt“, sagte ich vorsichtig, nicht ihr in die Augen zu sehen. „Und das ist richtig, ich fiel in eine große Pfütze.“
    „Warum jagten sie dich? Versuchte jemand, etwas zu stehlen?“
    „Ich nehme es an.“
    Ihre Fragen wären immer weitergegangen, wusste ich, aber die harte Metallglocke des Telefons unterbrach unsere Unterhaltung. Augenblicklich schoss Warja aus dem Waschraum.
    „Ich hebe ab“, sagte sie in ihrer sorgenfreien Art.
    Wäre es erst gestern gewesen, wäre das in Ordnung gewesen, ich wäre glücklich gewesen, dass sie sich einer ihrer Lieblingsvergnügungen hingab, das Telefon abzuheben. Aber gestern war Ewigkeiten her. Ohne sogar nachzudenken, wirbelte ich herum und ging hinter ihr her und schnappte sie bei der weißen Spitze an ihrem Kleid.
    „ Njet !“, schrie ich.
    Meine plötzliche Heftigkeit ängstigte sie und sie ging zur Seite. In einem Augenblick, noch immer wie eine Mumie in Handtüchern gewickelt, schaffte ich es, an ihr vorbeizusausen. Information war, was ich brauchte, und instinktiv, beschützend - oder vielleicht einfach, weil ich eine Rasputin war und meine eigene Macht der Voraussicht hatte - wusste ich, dass ich es war, der es bestimmt war, diesen Anruf zu beantworten.
    Indem ich nach dem Telefon griff, das an der Wand angebracht war, hob ich die Hörmuschel beim dritten Läuten ab und schrie praktisch in die Sprechmuschel. „ Ja Was sluschaiju !“
    Die Palastvermittlerin war zweifellos wegen ihrer Stimme ausgesucht worden, der Ton immer freundlich, elegant und voll. Obwohl sie sicher nicht hochgeboren war, war ihr Akzent verfeinert und gebildet, ihre Manieren zum Höchsten kultiviert. Immerhin war dies die Frau, die die Telefonverbindungen zwischen Kaiser und Großherzog, Kaiser und Minister und natürlich zwischen Kaiserin und ihrem geliebten Freund, meinem Vater, herstellte. Aber dieses Mal war keine Leichtigkeit und

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