Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Stephan.
»Deine Marie ist doch auf dem Weg zu einem Hautspezialisten, nehme ich an. – Schon vergessen? Du solltest sie anrufen und dich erkundigen. Vielleicht findest du dein Handy nicht so schnell wieder. Mit der Gesundheit deines Kindes ist nicht zu scherzen. Du kannst mir das Handy morgen zurückgeben. Ich brauche es heute nicht.«
»Vielleicht ruft dich Delia an«, entgegnete Stephan.
»Ich rufe Delia vom Festnetz aus an. Mach dir keine Sorgen um mich oder meine Tochter. Ich denke jetzt eher an eure Kleine, Stephan. Es täte mir leid, wenn sie ein Problem hätte.«
»Es wird schon nicht so schlimm sein«, antwortete Stephan gepresst.
»Natürlich nicht! Du solltest darüber nachdenken, ob du mit mir eine kleine Tour in die Berge unternehmen willst«, sagte er unvermittelt. »Man bekommt einen klaren Kopf, reduziert sich auf das Wesentliche und gewinnt neue Eindrücke. Wir müssen uns näher kennenlernen, Stephan. Wir sollten in Klausur gehen. Ich möchte nicht, dass du dir ein falsches Bild von mir machst. Das schadet nicht nur uns beiden, sondern auch Maxim Wendel, den du so vorbildlich vertrittst.«
Stephan runzelte die Stirn.
»Es ist keine Ironie, Stephan. Mittlerweile glaube ich, dass sich bei dir die Konturen verwischen. Wenn man nicht mehr weiß, woran man ist, sollte man einen neuen Ansatz wagen. Ich werde dich in den nächsten Tagen noch einmal darauf ansprechen. Es kann ein Weg zur Wahrheit sein, zur besseren Erkenntnis. Und denke bitte daran, dass ich für Delia eine Perspektive suche.«
Stephan hatte angehalten. Trost öffnete die Beifahrertür und stieg aus.
»Besprich dich mit Marie«, setzte er hinzu und beugte sich noch einmal in das Auto. »Ich bin nicht der, für den ihr beiden mich haltet. Ich habe mich morgen früh um zehn Uhr mit Oberstaatsanwalt Kreimeyer in dessen Haus verabredet. Wir treffen uns dort, ja?«
Trost nannte Stephan die Adresse, dann schlug er die Wagentür zu und strebte mit eiligen Schritten davon.
Stephan betrachtete nachdenklich das Handy, das Trost zurückgelassen hatte. Wie lächerlich wirkte im Nachhinein der gespielte dringende Anruf bei Marie, wie verwerflich, eine Hautkrankheit der kleinen Elisa vorzutäuschen.
21
»Er hat natürlich seine Nachricht an Traunhof gelöscht«, meinte Marie, während sie Trosts Handy inspizierte und nacheinander die von ihm gesendeten Nachrichten aufrief.
»Aha, hier ist die Nachricht, die wir finden sollten, gesendet letzten Samstag, 21. Juli um 13.24 Uhr: ›Liebes, bin mit Stephan Knobel im Zug nach Leipzig. Alles ist okay. Melde mich, wenn ich da bin.‹«
»Er hat nur eine einzige Nachricht aus dem Zug abgesendet, Marie. Ich erinnere mich genau. Also ist das diese hier. Du verdächtigst ihn ohne Grund.«
»Bestimmt nicht«, entgegnete Marie. »Warum hat er dir wohl sein Handy gegeben, Stephan? Er tritt die Flucht nach vorn an.«
»Er hat vorhin in meinem Beisein nicht mehr sein Handy bedient. Also hat er auch keine Manipulationen vorgenommen.«
»Dass du sein Handy kontrollieren willst, wusste er vorher. Denn er wird von Traunhof gehört haben, dass er mir auf dem Alten Markt aufgelauert hat. Trost ist doch nicht doof, Stephan!«
Marie rief Trosts getätigte Anrufe auf.
»Gut gemacht, Doktorchen«, lobte sie. »Er hat Delia tatsächlich am Samstagabend angerufen. Es ist dieselbe Empfangsnummer wie bei der SMS. Das macht die Sache rund. Alles andere hätte mich auch enttäuscht«, meinte sie. »Wir werden natürlich noch überprüfen, ob dies tatsächlich Delias Nummer ist, aber ich wette, dass nach außen alles stimmig ist.«
Sie sah von Trosts Handy auf.
»Ich will dir sagen, warum ich mir so sicher bin, Stephan. Ich habe mir vorhin im Internet die Homepage der Praxis Traunhof angesehen«, erläuterte sie. »Selbstverständlich wird dort auch das ganze Team im Bild vorgestellt, an erster Stelle natürlich der Chef selbst, Wolfgang Traunhof. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er derjenige war, der sich an Elisas Kinderwagen herangemacht hat. Die Sonnenbrille maskiert, aber sie hindert mich nicht, ihn zu identifizieren. Inzwischen bin ich mir auch sicher, dass er erkannt werden wollte. Er hat seine lateinischen Worte ganz bewusst gewählt. Es war eine Drohung, Stephan, davon bin ich überzeugt. Ich erkenne nur noch nicht die Zusammenhänge.«
»Aber Trost konnte nicht wissen, dass ich ihm auf der Zugfahrt von deinem bevorstehenden Treffen mit Sarah Wendel erzähle. Daraus folgt, dass er die SMS an
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