Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
auf der Haut haben.«
Er nahm das Handy vom Ohr und sah missmutig einem vorbeifahrenden Lastkraftwagen zu.
»Einen Moment bitte, Marie …«
Stephan ging zum Auto zurück. Trost hatte die Beifahrertür geöffnet. Er versprach sich Abkühlung in dem überhitzten Fahrzeug.
»Ich gehe kurz um die Ecke«, sagte Stephan. »Es ist so laut, dass ich kaum etwas verstehe. Marie war mit der Kleinen beim Kinderarzt. Irgendetwas scheint nicht zu stimmen.«
»Natürlich, Stephan. – Hoffentlich ist es nichts Ernstes.«
»Ja, hoffentlich nicht.«
Stephan wandte sich nervös ab und entfernte sich schnell.
»Marie? – Ja, wir können gleich weitersprechen. Warte einen Augenblick!«
Er eilte zur nächsten Hausecke, blickte flüchtig zurück und verharrte, als er sich den Blicken Trosts entzogen fühlte.
»Bis später, Marie!«
Stephan beendete das Gespräch und suchte hastig im Menü nach den SMS-Nachrichten, scrollte innerhalb der gesendeten Nachrichten zurück und suchte die Nachrichten des letzten Samstags. Er stellte sich umständlich an. Das Handy war ihm nicht vertraut. Er suchte weiter, vertippte sich und gelangte schließlich in das richtige Menü zurück.
Die Hand fasste ruhig auf seine rechte Schulter. Stephan wandte sich erschreckt um und sah Trost ins Gesicht.
»Also ist es doch was Ernstes?«, fragte Trost besorgt. »Es war so heiß im Auto. Deshalb bin ich ausgestiegen und habe mir etwas die Füße vertreten.«
»Ich weiß es noch nicht«, erwiderte Stephan so ruhig es ihm möglich war. Er gab Trost das Handy zurück.
»Marie wird mit der Kleinen noch zu einem Hautspezialisten gehen müssen.«
Trost blickte auf das Display seines Handys.
»Du bist in die SMS-Nachrichten gerutscht«, wunderte er sich.
»Mir liegen diese komplizierten Handys nicht«, erklärte Stephan. »Ich hoffe, ich habe nichts kaputt gemacht.«
»Ach, Stephan …« Trost lächelte gütig. »Komm, lass uns fahren!«
»Was hatte die Frage nach dem Gartencenter ›FlorOrbi‹ auf sich?«, fragte Trost, als sie wieder im Auto saßen.
»Frau Wendel hat Marie erzählt, dass sie und ihr Mann dort einen Birnbaum gewonnen haben.«
»Ja, und? Das heißt doch nichts.«
Trost sah Stephan von der Seite an, doch der schwieg.
»Du weißt natürlich, dass dieses Gartencenter einen direkten Bezug zu den ›Zehn‹ hat«, sagte Trost. »Unser Mitglied Lutz Böhringer ist alleiniger Inhaber der Centerkette. Er gestaltet in dieser Woche an jedem Tag die Außenanlagen meines neuen Hauses. Böhringer ist nicht nur Geschäftsmann, sondern auch ein Landschaftsarchitekt, der sich als Künstler versteht.«
Trost betrachtete gedankenverloren die draußen vorbeiziehende Landschaft und lehnte sich zurück.
»Letztlich verdächtigst du die ›Zehn‹«, sagte Trost, »das heißt, du verdächtigst in letzter Konsequenz mich, Stephan. Ich muss nur eins und eins zusammenzählen. Habe ich recht? Das täte mir sehr leid!«
»Es gibt so viele Unstimmigkeiten«, wiederholte Stephan Trosts Worte, die er gegenüber Wendel benutzt hatte, doch er bezog sie nun direkt auf seinen Kollegen.
»Warum wurden die Punkte, über die wir vorhin mit Wendel sprachen, nicht im gerichtlichen Verfahren geklärt? Warum hast du Sarah Wendel letztlich ausgeredet, als Zeugin auszusagen, obwohl ihre Aussage wertvoll gewesen wäre? Warum wurde der Schulleiter nicht eingehender befragt, als es ausweislich der Akten getan wurde? Hattest du als Elternpflegschaftsvorsitzender nicht Kenntnis darüber, dass Wendel eigentlich nur ein schlüpfriger Schwätzer war? Dass er sich selbst zur Zielscheibe von Gerüchten und Spott gemacht hat, er aber keinem Mädchen etwas körperlich angetan hatte? Dagegen waren die an den Schulleiter gestellten Fragen so formuliert, dass man aus den objektiv richtigen Antworten nur den Eindruck gewinnen konnte, dass Wendel ein Triebtäter war. Wurde also selektiv gefragt, Gereon? Sowohl von dir als auch vom Gericht? Hättest du nicht das Gericht sensibilisieren müssen? Marie hat mir erzählt, wie voreingenommen, ja geradezu blind der einfältige Herr Froog ist. Sie hat ihn auf intelligente Weise getestet. Du weißt doch, wie beschränkt ein Herr Froog ist, Gereon. Warum hast du nicht an dieser Stelle den Hebel angesetzt? Das wäre doch deine Aufgabe gewesen! Ich habe dich schon einmal auf den vorbereiteten Fragenkatalog angesprochen, den du im Vorfeld der Vernehmung der Zeugin Crouchford angefertigt hast. Du hast keine befriedigende Antwort darauf geben
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