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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Landstraße nach Dortmund auf der rechten Seite zu wenig Abstand zu zwei Fußgängern, die am Fahrbandrand entlang liefen. Sie waren offensichtlich ebenfalls auf dem Stadtfest gewesen und, wie sich später herausstellte, angetrunken. Möglicherweise sind sie vor das Auto getorkelt. Dies wird nie aufzuklären sein. Sicher ist, dass Delia in diesem Moment nicht aufpasste, weil der auf der Rückbank sitzende Traunhof sie in ein Gespräch verwickelte und meine Tochter ständig über den Innenspiegel zu ihm sah. Delia erfasste die beiden Fußgänger mit voller Wucht. Es war gegen 22.30 Uhr und schon dunkel. Delia bremste nach dem Aufprall abrupt und blieb mit einem Schock wie festgeklebt im Auto sitzen. Einige Sekunden herrschte absolute Stille. Dann stiegen wir Männer aus und beugten uns über die beiden Fußgänger. Der eine war offensichtlich sofort tot gewesen. Doch der andere lebte noch. Er hatte Kopfverletzungen, blutete stark und röchelte. Es vergingen weitere quälende Sekunden, in denen keiner etwas sagte. Schließlich war es Böhringer, der von sich aus den Toten einfach auf die Seite zog. ›Was machst du denn da?‹, schrie ich. ›Was hat deine Tochter gemacht?›, schrie Böhringer zurück, und kaum, dass er den toten Körper an den Straßenrand gezogen hatte, half ihm Traunhof wie selbstverständlich, auch den anderen wegzuziehen. Ich erinnere mich noch, wie die beiden den Körper eigenartig sanft ins Gras legten, als täten sie diesem Menschen, den sie gerade sich selbst überließen, etwas Gutes. – Und ich? Ich schwieg, ebenso wie Gossmann. Wir waren entsetzt und sprachlos – und doch zu feige, sich dem entgegenzustellen, was Böhringer und Traunhof mit einer geradezu perfiden Kaltblütigkeit und aus eigenem Entschluss heraus taten. Traunhof wies uns an, wieder einzusteigen. Böhringer zog meine Tochter vom Fahrersitz, die gerade über ihr Handy die Polizei verständigen wollte, entriss ihr das Telefon und steckte es ein. Gemeinsam mit Traunhof zwängten sie Delia, die ständig schrie und Hilfe herbeiholen wollte, auf den Rücksitz. Traunhof setzte sich neben sie und achtete darauf, dass sie sich nicht nach außen verständlich machen konnte. Zugleich übernahm Böhringer das Steuer und gab Weisung, wie weiter zu verfahren sei. Das Auto war, wie sich bei genauerer Betrachtung ergab, nicht sehr beschädigt worden. Der Wagen wurde – wie von Böhringer angeordnet – in meine Garage gebracht und blieb dort über Monate abgestellt. Ich habe ihn dann privat für ein paar Euro an einen Polen verkauft, der das Fahrzeug für Verwandte in seinem Heimatland erwarb und sofort dorthin verbrachte. Böhringer, Traunhof, Gossmann, Delia und ich sind, nachdem wir den Unfallwagen versteckt hatten, auf Böhringers Idee in dessen Auto zum Fest zurückgefahren, haben seinen Wagen in der Nähe des Festplatzes im Parkverbot abgestellt und sind dann – es war gegen Mitternacht – mit einem Taxi zurückgefahren. Delia war noch immer wie von Sinnen, doch Böhringer schnauzte sie an, dass sie an allem schuld sei und sich zu beherrschen habe. Sie sollte sich glücklich schätzen, dass wir für sie den Unfall vertuscht hätten. Wieder waren Gossmann und ich feige Schweiger.
    Am nächsten Morgen haben wir durch das Radio erfahren, dass das eine Opfer, wie wir selbst festgestellt hatten, sofort verstorben war. Aber das andere, ein Mann um die 40, hatte noch gelebt und hätte wohl überlebt, wenn ihm sofort geholfen worden wäre. Gefunden wurden beide erst rund zwei Stunden nach dem Unfall. Ich brauche dir nicht zu erklären, worum es ging: Delia hatte sich wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung strafbar gemacht, Böhringer und Traunhof hingegen hatten schlicht einen Mord, mindestens aber einen Totschlag begangen, indem sie den Schwerverletzten in der Erwartung sich selbst überließen, dass er sterben werde.
    Die Polizei hat damals akribisch ermittelt. Zu unserem Glück konnte der Typ des Unfallwagens nicht festgestellt werden. Auch die sicher gestellten Lackspuren führten nicht weiter. Meine Frau hatte den Wagen, den sie nur für gelegentliche Einkaufsfahrten angeschafft hatte, von einem Studenten erworben, der das Auto einige Zeit vorher selbst gespritzt hatte. All dies konnte nach so vielen Jahren nicht mehr aufgeklärt werden. Selbstverständlich wurden auch die Bilder des Fotografen ausgewertet und alle darauf abgebildeten Personen ermittelt und aufgesucht. Wir konnten bekunden und beweisen,

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