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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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der Tinte beigemischt, mit der Zauberschriftrollen für die diversen Blitzzauber niedergeschrieben wurden. Krallen und Herz wurden zu Tinte verarbeitet, mit der man Zauber schreiben konnte, die vor Giften schützten. Selbst die weltlichen Verwendungsmöglichkeiten ihrer Exkremente waren unglaublich. Ihre Knochen waren kristallin und wurden für feinste Schnitzarbeiten benutzt. Wie musikalische Geister sangen die Behirknochen an den Türen und Fenstern in den halruaanischen Heimen noch lange, nachdem das Fleisch, das sie einst getragen hatten, nichts weiter war als eine verblassende Erinnerung. Ihre Zähne jedoch fanden die kreativste Verwendung. Sie waren durchscheinend und bunt, wobei sie oft die Färbung und das Funkeln von Edelsteinen imitierten und es mit ihnen aufnehmen konnten.
    Tzigone schlich leise zu einer großen, seltsam geformten Holzkiste, die auf einem dreibeinigen Ständer ruhte. Es war ein Musikinstrument, eine ganz besondere Kreation Justins, des Kunsthandwerkers, dem das Geschäft gehörte. In der Kiste befanden sich Saiten aus Behirdarm und Elektrumdraht, am breiten Ende der Kiste fand sich eine Reihe von hübschen Elfenbeintasten. Wenn man eine dieser Tasten drückte, sorgte eine komplexe Reihe von Hebeln dafür, dass ein geschwungener Fangzahn so weit angehoben wurde, bis er die Saite anriß. Je nach Instrument, an das sich der Musiker erinnerte, unterschied sich der Ton erheblich. In der ganzen Stadt waren diese Instrumente gefragt, und Justin baute soeben am nächsten. Tzigone hatte er den Rücken zugewandt, seine Aufmerksamkeit galt seiner Arbeit.
    Sie wählte einen Ton aus und schlug die Taste an, die mit der untersten, dicksten Saite verbunden war. Der Reißzahn des Behirs schoß hoch, und der Elektrumfaden vibrierte. Ein tiefer, volltönender Klang machte sich im Raum breit – es war kein Musikinstrument, sondern das Grollen eines Wemic.
    Justin machte einen Satz und wirbelte herum. Sein wütender Blick schmolz zu einem widerwilligen Lächeln, als er Tzigones gutgelaunten Gesichtsausdruck sah.
    »Witzig«, räumte er ein. »Aber du solltest daran denken, Junge, daß es nicht jedem gefällt, Opfer deines Schabernacks zu sein. Mach so weiter, und es wird dir früher oder später Kummer bereiten.«
    Tzigone hatte früh gelernt, daß es geringfügig besser war, die Leute glauben zu lassen, sie sei ein Junge, keine junge Frau, die ganz auf sich gestellt war. »Was kann ich heute tun?«
    »Die Behire müssen gefüttert werden. Es gibt auch noch einen Wurf junger Behire aufzuzeichnen. Drei Stück an der Zahl, alles feine Tiere. Ethans Brut, Nachkommen der Blauen Bess.«
    Sie folgte ihm nach hinten, wo die Geschöpfe in einer Reihe langer, schmaler Becken untergebracht waren. Drei neue Behire, keiner größer als eine Katze, aalten sich auf den sonnenbeschienenen Steinen. Sie hatten alle die weichen Schuppen in der Farbe hellen Topas’, die Justin bevorzugte, und jeder von ihnen hatte sechs Beine. Vor ihrer Reife würden sie noch drei oder vier weitere Beinpaare bekommen. Auch die Hörner mußten ihnen erst noch wachsen, und von ihrer Länge und Größe abgesehen erinnerte ihr Aussehen sehr an himmelblaue Krokodile.
    Justin sah zu, wie Tzigone Fisch und Aale kleinhackte. Sie schnalzte mit der Zunge, und die kleinen Monster kamen zu ihr geeilt wie wohlerzogene Hunde und drückten sich an die Wand, als sie ihnen das Fressen zuwarf. Die Babys mußten fast aus der Hand fressen, was für jeden eine ausgesprochen gefährliche Aufgabe war, dessen Finger nicht so flink waren wie die von Tzigone. Die Zähne der Jungen, die bereits edelsteinfarben und spitz wie Nadeln waren, blitzten auf, während sie fraßen.
    Der Baumeister nickte zustimmend. »Du hast mit den Tieren eine sichere, schnelle Hand. Ich könnte einen Schüler brauchen, vor allem, wenn es ans Schlachten geht. Das Sammeln und der Umgang mit Zauberkomponenten kann knifflig sein – Bist du je auf Magie getestet worden?«
    Es war eine rhetorische Frage. Jedes Kind in Halruaa wurde vor dem fünften Geburtstag zum ersten Mal auf Magie getestet, und später wurden diese Tests häufig wiederholt, bis über das Talent und damit über das Schicksal entschieden wurde. Tzigone hatte den förmlichen Verlauf umgangen und alles erlernt, was sie brauchte oder was ihr gefiel.
    »Ich besitze weniger Magie als ein Stein«, log sie in bedauerndem Tonfall.
    »Oh.« Justin wirkte enttäuscht – und als sei ihm etwas unangenehm. Es war nicht gerade unehrenhaft,

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