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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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wenn es einem in Halruaa an magischem Talent fehlte, doch außer im Fall der Jordaini war es auch keine Ehre. »Tja, irgend jemand muß die Suppe kochen«, sagte er versöhnlich und verfiel auf ein vertrautes Sprichwort.
    Tzigone biß die Zähne zusammen und zwang sich zu einem Lächeln. Sie haßte Sprichwörter, und nichts ärgerte sie mehr, als Leute, die so faul oder phantasielos waren, daß sie ihre Worte nur auf ausgetretenen Pfaden wandern ließen. Jordaini waren dabei die Schlimmsten, und ausgerechnet sie stand jetzt in der Schuld eines Vertreters dieser Brut.
    Tzigone zuckte die Achseln. Es konnte sein, daß morgen alles viel schlimmer war.
    Nachdem sie alle Behire gefüttert hatte, ging sie ins Hinterzimmer, um die Geburten zu notieren. Ihr Herz schlug schneller, als sie den schweren Folianten aus dem Regal zog und pochte wie die Kriegstrommel der wilden Elfen, während sie die komplexen Stammbäume durchsuchte.
    Genealogie spielte ein Halruaa eine wichtige Rolle. Die Aufzeichnungen wurden mit großer Sorgfalt in Büchern vorgenommen, die voller komplizierter Linien und Muster waren. Tzigone war entschlossen, die Bedeutung der Kennzeichnungen zu erlernen. Das war auch der Grund, warum sie ihre Finger für Justins Behire riskierte. Sich um Behire zu kümmern, war eine Aufgabe, die nur wenige übernehmen wollten. Daher war er zufrieden gewesen, sie zu bekommen, und hatte sie in die wenigen Dinge eingeweiht, die sie wissen mußte, um seine Aufzeichnungen fortzuführen. Den Rest würde sie sich selbst beibringen.
    Als das Licht, das durch das einzige kleine Fenster fiel, schwächer zu werden und ihre Augen bei dem Bemühen zu tränen begannen, die winzigen Markierungen zu entziffern, verließ Tzigone das Hinterzimmer, um sich ihrer nächsten Lektion zu widmen, die eng mit ihrem Studium der Herkunft der Behire zusammenhing.
    In jedem Dorf und jedem Stadtviertel gab es einen Ehestifter. Bei ihnen handelte es sich um niedere Magi der Schule der Erkenntniszauberer, und mit Hilfe der Geburtsaufzeichnungen in ihrem Register konnten sie weit genug in die Zukunft sehen, um zu entscheiden, wer wen heiraten sollte.
    Da Ehestifter mit einer Frau anfingen, für die sie den passenden Mann suchten, mußte Tzigone ihr Erscheinungsbild verändern, bevor sie sich ihnen präsentierte. Zwei farbenfrohe Schals, die fast schon trocken waren, als sie sie von einer Wäscheleine stahl, würden ihr bei der Verwandlung helfen. Einen Schal legte sie sich um die Taille, damit er die Funktion eines Rocks erfüllte, während sie den anderen über dem Leinenhemd trug. Doch zunächst mußte sie an einem öffentlichen Brunnen haltmachen und Gesicht und Arme schrubben. Ein wenig Dreck war zwar nützlich, um sie mehr nach einem Straßenbelag aussehen zu lassen, doch paßte er nicht zum Bild einer begehrenswerten, heiratsfähigen jungen Frau, das sie vermitteln wollte.
    Der Diebstahl und die Täuschung belasteten ihr Gewissen kaum. Solange sie zurückdenken konnte, hatte sie auf der Straße gelebt und hatte bereist früh gelernt, wie man überlebt. Aber noch grundlegender als das war der Zigeunercode, den dieses Leben in Geist und Seele eingebrannt hatte. Sie hatte keine Besitzempfinden, jedenfalls nicht in dem Maß wie der größte Teil der Halruaaner. Besitz war für sie nicht heilig, sondern vergänglich. Eine Münze war schnell für etwas hergegeben, das sie lieber haben wollte, zum Beispiel eine warme Mahlzeit oder ein paar Stiefel, gut eingelaufen und nicht zu ramponiert. Sie gab so schnell, wie sie nahm, und so hielten es die meisten, die lebten wie sie. Die Schals, die sie jetzt um ihren schlanken Leib gewickelt hatte, würden morgen vielleicht schon das Gesicht eines Kleinkinds vor der Sonne schützen oder – wenn auch nur vorübergehend – die Eitelkeit irgendeiner alten Koketten wiedererwecken. Nach Tzigones Meinung funktionierte das gut. Nichts, was aus Holz, Stoff oder Metall bestand, war so wichtig, daß es das Aufhebens rechtfertigte, das die Leute darum machten.
    Sie hatte sich gerade fertiggemacht, als eine Wasserfontäne auf sie zuschoß. Sie machte zwar einen Satz nach hinten, doch das Wasser traf die geborgten Stoffe und tränkte sie so sehr, daß sie auf ihren Beinen klebten.
    Sie sah hoch und entdeckte ein vertrautes dunkles Gesicht, das von einem langen, gewachsten schwarzen Schnäuzer und einem spöttischen Grinsen belebt wurde. Gio war ein reisender Schausteller und das, was für sie einem Familienmitglied am nächsten

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