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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Wolf zu Boden ging. Auf seinem bleichen Gesicht war der Ausdruck menschlicher Überraschung zu sehen, doch kein Atemzug hob den großen weißen Brustkasten noch einmal an, und der Wolfsmagier gab auch keinen anderen Ton mehr von sich. Das Herz war bei dem Aufprall stehengeblieben und würde nie wieder schlagen.
    Matteo betrachtete wie betäubt den Wolf, der langsam wieder seine menschliche Gestalt annahm. Auch wenn es kaum möglich war, wirkte der wächserne, weiße Leib des Magiers noch unmenschlicher als die aufgegebene Wolfsgestalt.
    Er nahm wahr, daß Tzigone sich ihm näherte. Die junge Frau versetzte der reglosen Gestalt mit der Fußspitze zaghaft einen Stoß, dann legte sie ihre Finger an den weißen Hals des Nekromanten, um seinen Puls zu fühlen. Schließlich erhob sie sich und sah Matteo mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Du hast ihn mit einem Tritt umgebracht«, sagte sie ungläubig.
    »Ich hätte ihn ohne schwere Verletzungen stoppen können, wenn er mir den Einsatz meiner Dolche gestattet hätte«, sagte Matteo kurz angebunden, denn er hielt ihr Erstaunen irrtümlich für Ablehnung.
    In Wahrheit war er weit verblüffter als Tzigone, wie leicht er den Tod dieses Mannes herbeigeführt hatte. Matteo war für den Kampf ausgebildet worden, seit er alt genug gewesen war, einen Holzstock festzuhalten, ohne nach hinten zu kippen. Doch dies war das erste Mal, daß ein anderer durch seine Hand getötet worden war. Er fand, etwas derartiges sollte nicht so einfach vonstatten gehen. Etwas so Bewegendes, so Endgültiges hätte für ihn viel schwerer sein müssen, und es hätte länger dauern müssen.
    Vielleicht hätte er Zeit gehabt, sich mit seinen Handlungen abzufinden. Vielleicht würde er dann nicht hier stehen, den Toten anstarren und sich über die kalte Leere wundern, die das Ende des Daseins dieses unbekannten Mannes in seinem eigenen Herzen verursacht hatte. Er konnte töten. Er hatte getötet.
    »Er hatte nicht sterben müssen«, sagte er leise. »Ich wünschte, er wäre nicht gestorben, auch wenn er uns Schaden zufügen wollte.«
    »Armer Bastard«, pflichtete ihm Tzigone bei.
    Aus einem unerklärlichen Grund ärgerte ihn ihre Wortwahl.
    »Der Mann ist tot«, sagte er kühl. »Er starb beim Versuch, sein rechtmäßiges Eigentum zurückzuholen, das du ihm gestohlen hattest. Ich erwarte nicht, daß du jegliche Verantwortung für seinen Tod übernehmen willst, aber ich werde dir nicht zuhören, wenn du ihn noch weiter verletzt. Wer bist du, daß du seinen Namen so übel schmähst?«
    Tzigone machte einen Schritt zurück und sah Matteo einen Moment lang an. Ihre geschminkten Augen waren weit aufgerissen, ihr Gesicht war bleich. Sie hätte nicht erschrockener und verratener dastehen können, wenn er ihr eine Ohrfeige gegeben hätte.
    Sie erholte sich rasch von dem Schreck und zuckte einmal mehr die Achseln, dann verschwand sie mit einer Geschwindigkeit um die nächste Ecke, die Matteo für magisch hätte halten können, wenn er sie nicht bei einigen ihrer anderen Tricks gesehen hätte.

DREIZEHNTES KAPITEL
    Z ephyr griff in die Tasche, um eine Münze herauszuholen. Es war eine unbedeutende Aufgabe, die ohne Mühe hätte erledigt werden können, doch der Jordain wurde durch seine gelähmte Hand und die langsamen und mühseligen Bewegung eingeschränkt, die sein hohes Alter mit sich brachte.
    Er bemerkte die Ungeduld im schmutzigen Gesicht des Straßenbalgs, der die Botschaft überbrachte, und verfluchte seine eigene Gebrechlichkeit. Eines war klar: Er lebte schon zu lange.
    Doch die Information, die er von dem Straßenbalg erhalten hatte, war ein Trinkgeld wert, und sie war die Mühe wert, es hervorzuholen. Vielleicht war sie sogar die schreckliche Mühe wert, als die sich das Leben in den letzten Jahren gestaltet hatte. Den Informanten zufolge, die für Zephyr Augen und Ohren offenhielten, war die junge Frau, die sich jetzt Tzigone nannte, in der Stadt gesehen worden, in der Kleidung einer Gauklerin und in Gesellschaft des neuesten, ernsthaftesten Jordain, dessen Dienste sich Procopio gesichert hatte.
    Das war ein unerwarteter Glücksfall. Zephyr war sicher, daß Matteo ihm alles erzählen würde, was es zu wissen gab. Er bezweifelte, daß der junge Mann in der Lage war, sich nichts anmerken zu lassen, selbst wenn er es gewünscht hätte.
    Mit einer persönlichen Verbindung zu Tzigone würde Zephyr sie in nächster Zeit zu fassen bekommen. Dann würde er sie an Kiva übergeben, und das schreckliche Böse, das

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