Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
zu tun?«
Die Elfe hielt ihm noch immer den Edelstein entgegen. »Ich kann uns beide nach Halruaa zurückbringen. Ihr werdet dort gebraucht, mein Lord. Das Land wird zerstört werden, und alles, was darin ist, mit ihm.« Während sie sprach, veränderte sich ihr Tonfall, und ein beinahe prahlerischer Hauch von Wahnsinn machte sich in ihrem Blick bemerkbar.
Der Nekromant begann, ihre wahre Absicht zu erkennen. »Und wer könnte die Zerstörung besser vorantreiben als dein alter Herr und Meister.«
»Werdet Ihr mit mir kommen?«
Akhlaur betrachtete sie. »Was wirst du mit diesem Chaos anfangen? Es genießen wie eine mondverrückte Azuthanhängerin in einem Tanz inmitten wilder Magie? Oder hat dein Handeln Sinn und Zweck?«
»Es gibt einen Sinn, mein Lord«, sagte sie mit fester Stimme. »Ich möchte die Kabale brechen.«
Die Jahre zogen vorüber. Akhlaur erinnerte sich an die Schöpfung dieses großartigen Artefakts, an die Freunde, die an seiner Erschaffung beteiligt gewesen waren – und an den Verrat, der ihm dieses Exil eingebracht hatte. Haß überrollte ihn in mächtigen Wogen, auch wenn seiner Stimme und seinem Gesicht nichts anzumerken war.
»Ah, ja. Ein interessantes Experiment, das seinen Nutzen längst verloren hat. Sag mir, kleine Elfe, wer hat das Herz von Halruaa inne?«
Diesmal gab es keinen Zweifel an dem katzenhaften Funkeln in ihren Augen und ihrem Lächeln. »Euer alter Freund Zalathorm herrscht als Magierkönig.«
Diesmal konnte Akhlaur sich nicht beherrschen, sondern lachte lauthals. Das war einfach zu schön! Zalathorm war am Leben und herrschte durch die Macht der Kabale! »Man hält ihn für den mächtigsten Magier im Land.«
»Das wird sich noch zeigen«, sagte der Nekromant und griff nach dem Smaragd, den Kiva in der Hand hielt. »Führe mich sofort in den Kampf.«
* * *
Matteo rieb sich den Staub aus den Augen und erhob sich langsam. Instinktiv streckte er eine Hand nach Andris aus, der ebenfalls wieder zu sich kam, um ihm aufzuhelfen. Sie hielten sich aneinander fest und schwankten leicht, während sie versuchten, sich daran zu erinnern, wo sie waren und wie sie hierhergekommen waren.
Andris begann sich zu entsinnen. Mit der Erinnerung kam auch ein bitteres Schaudern. Er löste sich aus Matteos Griff und ging wankend auf die Quelle zu. Er kniete daneben nieder, und einen Moment später sackten seine Schultern herab und er ließ seinen Kopf auf die Brust sinken.
In den Bergen herrschte Stille. Nach dem Lärm der Schlacht und der Magie wirkte die Stille unheimlich. Sogar die Geräusche aus dem Tal waren zu einem Flüstern von Stahl und Stimmen geworden. Matteo sah sich nach Tzigone um. Der Schleier war verschwunden, und das Lied des Finsteren Feenhofs war verklungen. Vorsichtig streckte er die Hand aus, als wolle er die Stelle berühren, an der sich der Schleier befunden hatte und an der seine Freundin verschwunden war. Nichts war von den Finsteren Feen oder von dem Mädchen, das sie gebannt hatte, geblieben.
»Warum nur, Tzigone?« murmelte er.
Aus Gewohnheit wandte er sich Andris zu, um Antworten zu erhalten. Der Jordain kniete noch immer an der Quelle des Stroms. Das Wasser floß nicht mehr, die Quelle war versiegt.
Das Wehr war geschlossen.
Matteo begann zu verstehen und suchte nach dem Gurt, mit dem er den Beutel auf seinen Rücken festgebunden hatte. Der Beutel war fort, und mit ihm die magischen Objekte, die Basel ihm mitgegeben hatte, damit Matteo sie in die Quelle warf. Basel hatte so eine gewaltige Implosion auslösen wollen. Sie waren nicht sicher gewesen, ob das Wehr auf diese Weise hätte geschlossen werden können, doch nun wußten sie es.
Er schüttelte den Kopf, da er kaum glauben mochte, über welches Geschick und welche Nervenstärke Tzigone verfügt hatte. Sie hatte es geschafft, ihm den Beutel während des Kampfs vom Rücken zu schneiden, während sie einen Zauber wirkte, und Basels Spruch in den ihren einzuweben. Das Ergebnis war eine Explosion gewesen, die nicht nur das Portal in das Reich der Finsteren Feen, sondern auch die winzige Öffnung zur Ebene des Wassers geschlossen hatte.
Einmal mehr hatte Tzigone Kivas Pläne durchkreuzt, aber diesmal hatte sie mit ihrem Leben dafür bezahlt.
Da Wut einfacher war als Trauer, nahm Matteo sein Schwert auf und ging zu Andris, setzte die Spitze seiner Klinge unter dessen Kinn und zwang den Verräter, den Kopf zu heben. »Wo ist Kiva?« fragte er.
»Sie ist tot.« Andris sah ihn mit seinen geisterhaften
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