Ratgeber Übergewicht
Übergewichtigen in Deutschland inzwischen die Mehrheit ausmachen, hat es auch wenig Sinn, die Schuld daran dem einzelnen Menschen zuzuschieben. Statt Schuld sollte man besser von einer kollektiven Schicksalsfrage sprechen. Denn evolutionsbiologische Programme in Wechselwirkung mit den modernen Lebensbedingungen fördern die Gewichtszunahme.
Ich habe versucht, die Ursachen der Gewichtszunahme zu erklären, um daraus die notwendigen Bedingungen für ein verändertes Ess- und Bewegungsverhalten abzuleiten. Nicht Wissen, sondern Training verändert das Verhalten und kann zu neuen Gewohnheiten führen, die eine Gewichtsstabilisierung nach der Abnahme begünstigen.
„Abnehmen beginnt im Kopf“, erfordert dann aber ein tägliches Training in kleinen Schritten, damit die Motivation erhalten bleibt und das Vorhaben nicht zur Belastung wird. Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich Zeit nehmen, um von Woche zu Woche kleine Veränderungen in Ihrem Ess- und Bewegungsverhalten zu trainieren. Schließlich möchten auch Sie, dass sich Ihre Lebensqualität verbessert, wenn Sie die dicke Chance für ein schlankeres Leben nutzen.
Sie werden erleben, dass Ihre Gewichtsabnahme und die anschließende Stabilisierung möglich sind, wenn Sie sich nicht überfordern und fair mit sich selbst umgehen. Schließlich wollen Sie auch weiterhin mit Freude Ihr Essen genießen.
Göttingen, im März 2009
V. Pudel
1 Übergewicht und Adipositas – was ist das?
Menschen, die dick sind, leiden unter Übergewicht. Menschen, die extrem dick sind, leiden unter Adipositas. Der Begriff „Adipositas“ ist der medizinische Fachausdruck für erhebliches Übergewicht mit gesundheitlichen Risiken. Bleibt die Frage: Wann ist ein Mensch dick, wann ist er extrem dick? Verglichen mit den Models, die wir alle aus Werbung und Fernsehen kennen, sind nahezu alle Deutschen dicker. Sind sie darum bereits übergewichtig oder gar adipös?
1.1 Zu viel Gewicht für die Körpergröße?
Das Gewicht allein reicht nicht aus, um zu beurteilen, ob ein Mensch übergewichtig ist. Kleine Menschen wiegen meist weniger als große. Also muss die Körpergröße herangezogen werden, um das Körpergewicht zu beurteilen. Doch das reicht immer noch nicht, denn Übergewicht im medizinischen Sinn besagt, dass zu viel Körperfett existiert. Ein mit Muskeln bepackter Körper, wie wir ihn oft bei Leistungssportlern beobachten, ist zwar deutlich schwerer, besteht aber nicht aus übermäßigem Fettgewebe. Erst die überdurchschnittlich große Fettansammlung am Körper ist es, die zu gesundheitlichen Problemen führt.
Nun ist es nicht möglich, mit einer Badezimmerwaage den Fettanteil im Körper zu messen. Die Waage bestimmt nur, wie viel Kilogramm der Mensch wiegt. Die Messlatte zeigt an, wie viel Zentimeter ein Mensch groß ist. Es gibt noch ein drittes Messinstrument, das Maßband, mit dem der Bauchumfang bestimmt werden kann. Neuerdings werden auch „Fettwaagen“ angeboten, die den elektrischen Widerstand im Körper messen ( B io- I mpedance- A nalyse, kurz BIA) und darüber den Fettanteil schätzen lassen.
Halten wir fest:
Das Gewicht allein sagt nicht, ob Übergewicht besteht. Übergewicht und Adipositas bezeichnen einen überdurchschnittlich hohen Fettanteil im Körper, der die Gesundheit gefährdet. Mit verschiedenen Methoden lässt sich der Fettanteil und damit der Grad von Übergewicht und Adipositas schätzen.
1.2 So kann Übergewicht/Adipositas berechnet werden
Die Wissenschaft hat eine einfache Formel entwickelt, um das Gewicht zu beurteilen. Der so genannte Body-Mass-Index (Körper-Massen-Index), kurz als BMI bezeichnet, nutzt das Gewicht in Kilogramm und die Körpergröße in Meter:
BMI = Gewicht [kg] / Körpergröße [m] 2
Beispielrechnung: Ein Mensch, der 80 kg wiegt und 1,80 m groß ist, rechnet:
BMI=80/1,8 2 =80/(1,8 ·1,8)=80/3,24 =24,7
Das Ergebnis 24,7 sagt für sich allein noch nichts. Dazu gibt es Grenzwerte, die den BMI in Gruppen einteilen. International sind die in Tabelle 1 dargestellten Bewertungen üblich.
Tabelle 1: Einteilung in BMI-Gruppen
BMI
Bewertung
unter 18,5
Untergewicht
18,5 bis 25
Normalgewicht
25 bis 30
Übergewicht
30 bis 35
Adipositas Grad I
35 bis 40
Adipositas Grad II
über 40
Adipositas Grad III
Die Diagnose „Adipositas“ beginnt bei einem BMI über 30, der BMI-Bereich zwischen 25 bis 30 bezeichnet „Übergewicht“. Adipositas gilt in jedem Fall als behandlungsbedürftig, während Übergewicht dann reduziert werden sollte, wenn
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