Ratgeber Übergewicht
gewichtsabhängige Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen oder ein erheblicher Leidensdruck vorliegen. Sollten Sie allerdings ausgeprägte Muskeln haben, dann dürfen Sie diese Grenzen etwas nach oben verschieben.
Da insbesondere die Fettablagerung am und vor allem im Bauch gefährlich ist, gibt das Maßband einen guten Hinweis: Der Bauchumfang über 102 cm beim Mann und über 88 cm bei der Frau ist ein Alarmsignal! Gut ist es, wenn der Umfang beim Mann unter 94 cm und bei der Frau unter 80cm liegt. Neueste Studien haben ergeben, dass der Bauchumfang höhere Aussagekraft hat als der BMI. Gerade bei Männern ist der „dicke Bauch“ typisch („Apfeltyp“), während Frauen häufiger die Fettpolster an Po und Oberschenkeln ansetzen („Birnentyp“). Der „Apfeltyp“ ist für den Stoffwechsel deutlich riskanter als der „Birnentyp“.
Die „Fettwaagen“ schätzen den Fettanteil im Körper über den elektrischen Widerstand, der gemessen wird, wenn ein schwacher Strom durch den Körper fließt. Wird ein Fettanteil von unter 25 % bei Männern und unter 30 % bei Frauen angezeigt, so ist das noch akzeptabel, auch wenn geringere Werte besser wären. Da die Schätzwerte dieser BIA-Geräte durch Tageszeit und andere Bedingungen beeinflusst werden, sollte man einmal pro Woche zur gleichen Zeit die Bestimmung vornehmen lassen und dann die Werte in der zeitlichen Abfolge miteinander vergleichen.
Trotz aller Formeln und Messgeräte gibt es noch eine gute Methode: die Blickdiagnose. Wer sich unbekleidet im Spiegel anschaut, wird gut beurteilen können, ob und wo sich übermäßige Fettpolster angesammelt haben.
Halten wir fest:
Der Body-Mass-Index (BMI) bewertet das Gewicht in Relation zur Körpergröße. Der Bauchumfang informiert, ob zu große Ansammlungen von riskantem Bauchfett bestehen. Die „Fettwaagen“ schätzen indirekt den Körperfettanteil. Nicht zu vergessen: die eigene Blickdiagnose!
1.3 Das geltende „Schönheitsideal“
Als Mitte der 60er Jahre die deutsche Bevölkerung von Jahr zu Jahr mehr an Gewicht zunahm – schließlich eröffneten Supermärkte und Autos wurden gekauft – wurde plötzlich das schlanke Schönheitsideal erfunden und durch das magersüchtige Model „Twiggy“ in den Medien vermarktet. Schlanksein war „in“ und zahllose Diäthelfer boten sich an, um „schön und schlank“ zu werden. Doch dieses extrem schlanke „Schönheitsideal“ hat bis heute mit dem Normalgewicht nichts zu tun: dieses angeblich schöne Gewicht muss als Untergewicht bezeichnet werden. Auch die heutigen Models hungern sich auf einen BMI unter 18, leiden darum oft unter Essstörungen (z. B. Ess-Brechsucht). Schon wurden Initiativen gestartet, solche mageren Models nicht mehr für Werbezwecke o. Ä. einzusetzen. Ohne Ergebnis allerdings.
Schönheitsideale sind (leider) immer so gestaltet, dass sie die große Mehrheit der Bevölkerung nicht erfüllt. Als zu Rubens’ Zeiten die Frauen wegen Nahrungsknappheit dünn waren, schuf der Maler seine üppigen Frauen, die zum Ideal wurden. Als die Bevölkerung um 1920 von der Feldarbeit braun gebrannt war, kam die „vornehme Blässe“ auf, die mit Puder die Bräune abdeckte. Heute ist braungebrannt wieder „in“, da die Büromenschen blass sind und sich darum auf Sonnenbänke legen. Immer weniger Deutsche können tatsächlich kochen, darum boomen die Kochsendungen auf jedem Kanal. Immobilität ist verbreitet, aber die Couch-Potatoes sitzen vor dem Fernseher und freuen sich an der Sportschau.
Das „Schönheitsideal“ sollte Ihr Leben nicht bestimmen, so lange Ihr BMI unter 25 liegt. Knapp 10 % der deutschen Frauen können Konfektionsgröße 38 tragen. Gut 90 % können also nur davon träumen. Doch aus diesem Traum können Albträume werden. Menschen sind „Naturprodukte“, die nicht Millimeter- oder Grammgenau in eine Schablone passen – wie Autos, die vom Band laufen.
Die weite Spanne des BMI von 18,5 bis 25 lässt individuellen Spielraum, um sich sein Wohlfühlgewicht auszusuchen, das gesundheitlich günstig ist. Die „Vorgabe“, die Models über Werbung oder Bildschirm senden, hat wenig mit Gesundheit und Wohlgefühl zu tun. Und mit „Schönheit“ eigentlich auch nicht, oder?
Halten wir fest:
Das extrem schlanke Schönheitsideal fördert Essstörungen und muss als Untergewicht verurteilt werden. Ideale sind immer so beschaffen, dass sie kaum jemand erfüllt. Darum entdecken Sie Ihr persönliches Wohlfühlgewicht, bei
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